Fliegende Blätter (156.1922 (Nr. 3988-4013))

Der bumme Finger. Stoßseufzer.

„Bei der Kälte ist mir die Haut an der Hand aufgesprungen „Meine Frau hat nähen gelernt und tut's nicht — auch kann

und jetzt will der dumme Finger nicht mehr Zuwachsen." — „Er sie vorzüglich Strünipfe stopfen und tut's nicht — nur kochen kann

fürchtet wohl, er muß dann Zuwachssteuer zahlen." sie nicht und das tut sie."

Folgen der Teuerung.

„Sagen Sic mir nur, lvie der Kunstmaler Farbenreich zum Schildermaler herabgesunken ist!" — „Sehr
einfach! Wie die Fressalien so teuer geworden sind, hat er vom Stillebcnmaler zum Landschafter umsatteln müssen
und jetzt bei den hohen Fahrpreisen kriegt er keine Wiese, keinen Wald und kein Feld mehr zu sehen."

Arzt: „Also, wie gesagt, keine geistige Anstrengung, nicht denken!
ich doch denken, Herr Doktor?"

- Patient (schüchtern): „Aber an meine Braut darf

^Vinternackt.

80 nab ift der Himmel der Erde nie
Als in der Winternacbt.

Das Feld ift weit und es leuchtet der Schnee
ln tiefblauer Pracht.

Wärmend und treu schmiegt fich die Nacht
Putpurtief an die frierende Erde,

Wie eine Mutter fich an ihr Kind.

Doch hoch im Fluge der Nacht
Steht die Zeit
Und Rübe ift alles.

Die Welt
Steht ftill.

Es bebt fich durch den Raum wie großer Flügelfcblag -
Die Winternacht beginnt mit ihrem Feierfang.

Warm ift die Kälte nun und froh die Luft — fie ahnt.
Die Erde fühlt es kommen über fich
Wie wohlige Erschöpfung, wie Erlösung,

Hus allen Höben strömt ein Traum herab
Von einem Licht, vor dem die Kälte schwindet,

Das Nacht und Tod und Leben überwindet.

Und eine hohe Flamme fteigt am Himmel auf,

Die Liebe brauft im alten Weltenlauf.

Und schlägt die Brücke über Haß und Neid,

Die hoch hinaufführt über alle Zeit.

Da bebt ein ferner Glockenton zu klingen an Es schreitet hoch ein großer Glockenton

Und schwingt die Stunde ftill in mächtig hohen Gang, Hus aller Tiefe.

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