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„Zu unserm erhabenen Herrscher," entgegnete der, „um ihm
diesen Fisch als Geschenk zu überreichenI"

„Ich lasse Dich zu ihm nur," sprach der Pförtner, „wenn Du
mir ein Drittel von der Belohnung versprichst. Du wirst sicher
tausend Dinare erhalten."

„Abgemacht!" antwortete der Fischer.

Wie er nun mit seinem Fische weiterschritt, kam ihm der Gber-
koch in den Weg und redete ihn an: „Wohin, Fischer?"

„Zu unserm erlauchten Sultan," erwiderte er, „um ihm diesen
Fisch zum Geschenk zu machen!"

„Höre," sprach der Gberkoch, „Du wirst tausend Dinare als
Geschenk erhalten, versprich mir ein Drittel der Belohnung, sonst
sage ich nachher, Dein Fisch wäre schon verfault! Dann kommst
Du auf die Galeere!"

„Gut, Du erhältst ein Drittel!" entgegnete der Fischer.

Nachdem sich der Roch entfernt hatte, trat der diensttuende
Rämmerling auf den Fischer zu und fragte: „Willst Du zum Sultan,
um ihm diesen Fisch als Geschenk darzubringen?"

„Jawohl, Rämmerling!" antwortete der Angeredete.

„Höre," sprach der Rämmerling, „versprich mir ein Drittel
von der Belohnung! Du wirst sicher tausend Dinare erhalten.
Gibst Du mir nichts, verhafte ich Dich wegen Meuchelmordversuchs!"

Da sprach der Fischer bei sich: „Wäre ich doch nicht hergekom-
men!" Laut aber sprach er: „(D, Rämmerling, ich bin mit Deinen
Bedingungen einverstanden."

Nun war aber der Sultan gerade in allerschlechtester Laune,
weil ihn seine Favoritin geärgert hatte, und so schrie er den Fischer,
nachdem dieser vor ihm die Erde geküßt und ihm den Fisch als
Geschenk angeboten hatte, an: „Jeder glaubt, mich mit seinen
erbärmlichen Geschenken belästigen zu dürfen! Jeder erwartet den
tausendfachen Wert als Gegengeschenk. Du lumpiger Rerl, Du
hast wohl gehofft, Du würdest als Gegengeschenk tausend Dinare,

ein Ehrenkleid und die Ernennung zu meinem Tischgenossen er-
halten ?!"

„Gottes Güte ist grenzenlos," antwortete der Fischer, „und
die Fürsten sind seine Stellvertreter auf Erden. Daher war es
erlaubt, auf Deine Güte zu vertrauen, o Sultan! Das Leben ist
für einen armen Fischer eine schwere Bürde."

„Man wird Dich, zur Belohnung für Dein Geschenk, von
dieser lästigen Bürde befreien!" sprach der noch immer schlecht-
gelaunte Sultan. „Schwertmeister, führe den Menschen hinaus und
schlage ihm den Roxf ab!"

„Halt, o Fürst der Gläubigen!" rief der verurteilte. „Nein
Leben gehört nicht mehr mir, sondern zu einem Drittel dem Pförtner,
zum andern Drittel dem Gberkoch und zum letzten Drittel dem
diensttuenden Rämmerling!"

„Wieso?" fragte der Sultan.

Der Fischer erzählte nun den Hergang mit den dreien.

Da lachte der Fürst laut und sprach: „Wie oft mögen sich
die drei schon in ähnlicher Weise bereichert haben! Fischer, soll ich
sie köpfen oder soll ich nur ihre Schatzkammern räumen lassen?"

„G Fürst der Gläubigen," antwortete der Fischer, „es genügt
als Strafe, wenn Du den Inhalt ihrer Schatzkammern in Deine
schaffen läßt."

Darauf gab der Sultan entsprechenden Befehl, dem Fischer
aber schenkte er zehntausend Dinare, verlieh ihm ein kostbares Ehren-
kleid und ernannte ihn zu seinem Tischgeuossen. Auch erlaubte er
ihm, sich noch eine besondere Gnade auszubilten.

Da sprach der Fischer: „G Fürst der Zeit, gib ein Dekret
heraus, daß jeder, der Dir ein Geschenk bringt, wenigstens seines
Lebens sicher ist!"

„Du hast recht, Fischer," entgegnete ernst der Sultan.

Lr ließ seinen Wesir ein solches Dekret ausfertigen und es im
ganzen Lande kundmachen. — Und das weitere steht bei Gott.

Die nachgelassenen Dichtungen eines Dichters
sind meist jene, in denen er nachgelassen hat.

«. tj.

Der kunstfertigste Virtuose ist meist auch
mit der Kunst fertig. Lp.

M a h n nng.

Zügle nur das feurige Rößlein
Deiner Ungeduld, junger Mann!
Einst, iui Alter wirst du schon sehen,
Was man alles erwarten kann!

Kahlheit schützt nicht davor, daß einer cincit
Zopf trägt. Lp.

Nur der Zechpreller versteht es, die Rech-
nung ohne den Wirt zu machen. n. «.

Gerade im Neglige vernachlässigen wir die
Frauen am wenigsten. v. m.

Es ist eigentlich das Eigentliche an „eigent-
lich", daß es eigentlich immer anders ist als
eigentlich. C. St.

Strohwitwer find wie Strohdächer — sie
fangen leicht Feuer. «. w.

Der Klein e.

Dem Kleinen scheint oft Großes klein,
Er sieht nicht ein,

Daß klein doch nur der Maßstab ist,
Mit dem er mißt. «. c». w.

Nach des Lebens Lenz kommt die
Korpn—lenz. Tr.

Alles ist möglich, aber das Dümmste ist
das Wahrscheinliche.

Geld habeir, ist kein Verdienst, aber einen
Verdienst haben, daß man Geld hat, das ist
das Wesentliche. 3. «. ij.

Man kann in einem Jahre um zehn Jahre
älter werden, aber niemals in zehn Jahren auch
nur um ein Jahr jünger. Z».

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Späne"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 3998, S. 82

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