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Sein Sei) nt er 3.

„Alles ist bei mir reinrassig, die Pferd', die Hund', nur bei mir sehlt's!

schüttelte den Sand aus der Hose, den mir mein freund -
in den Rockkragen gegossen hatte.

„wir haben aber keine", sagte mein Freund.

„Mein Vater raucht jeden Abend eine Friedens-
pfeife", sagte ich. „Ich nehme eine aus seinem Aasten
und heute nach der Schule können wir sie rauchen."

„In der Prärie", sagte mein Freund.

„Ja, in der Prärie, am „Schwarzen Stein"," ant-
wortete ich.

In meines Vaters Schranke standen die Dinger wie
die (Orgelpfeifen in der Kirche. Ich wählte einen Franzoscn-
kopf, schlich mich damit aus dem Hause und trabte nach
dem Aartoffelacker, der bereits abgcerntet und voll trockenen
Unkrautes war.

Mein Freund saß bereits auf den, umgestürzten Müll-
cimer. „Laß mich auch auf dem „Schwarzen Stein" sitzen",
sagte ich. „Ich habe die Friedenspfeife."

„Mein weißer Bruder mag einstweilen stehen; Han
garok, der Sioux-Adler, spricht im Geiste mit seinen
Vätern", sagte niein Freund.

„Ich bin gar kein weißer Bruder", sagte ich. „Ich
bin Uluguru, der Häuptling der Dclawaren."

„Uff!" rief mein Freund, „zwischen den Sioux>
Indianern und den Dclawaren ist das Ariegsbeil aus-
gegraben."

„Ich werde schnell die Friedenspfeife anbrenncn",
sagte ich.

„Ja, brenne sie an", riet mein Freund. „Ich habe
eine ganze Schachtel Streichhölzer mitgcbracht."

Mein Freund steckte ein brennendes Streichholz in
den Franzofcnkopf hinein und ich zog.

„Ls brennt aber nicht", sagte ich.

„weil kein Tabak darin ist", sagte mein Freund.
„Du mußt Tabak hineintun."

„Den habe ich vergessen", gestand ich kleinlaut.

Keinen Tabak! Das mar schlimm, wir sahen uns
verdutzt an. Dann blickten wir zu Boden, und es kam
uns beiden sogleich derselbe Gedanke.

„Das geht auch", meinte niein Freund.

„Ls ist ganz trocken und schön braun", meinte ich.

Nun zog ich, dann mein Freund. Dann zog ich
wieder, dann er.

Die Friedenspfeife.

Hin! — Nun, so ein Sümmchen Jahre zurück war es —

„Das Kriegsbeil ist vergraben", sagte der Häuptling der Dclawaren. „Ls
ist nun keine Feindschaft mehr zwischen Dld Wawerly und dem roten Stanimc.
will mein weißer Bruder die Frie-
denspfeife rauchen —?"

So stand es im 586. Bändchen
des neuen Lederstrumpf, der nicht
von Looper geschrieben war.

Mein Freund wischte sich eine
Träne aus dem rechten Auge, das
ich ihm ein wenig blau geschlagen
hatte und sagte: „Weil jetzt kein
Streit mehr ist zwischen uns, niüssen
wir die Friedenspfeife rauchen, sonst
gilt es nicht.'"

„Ich glaube auch, daß wir
sic rauchen müssen", sagte ich und

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„Ls schmeckt schön I" rief mein Freund.

„Herrlich!" rief ich. „weißt Du, das können wir
jeden Tag machen. Ls ist eine ganze Menge Kartoffel-
kraut auf dem Acker und die Ziegen fressen es nicht."
Klein Freund spuckte.

„Spucken darf man nicht",
sagte ich. „Das steht nicht im neuen
Lederstrumpf, daß man spucken
darf."

„Mir ist etwas in den Hals
gerutscht", entschuldigte fich mein
Freund. „Und überhaupt: vielleicht
darf nian doch spucken. Ls steht
auch nicht im Katechisnms, daß
man ihn auswendig lernen muß,
und man muß es doch."

. Nun spuckte ich auch.

„Du hast gar nicht fest ge-
zogen", sagte mein Freund und
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sein Schmerz" "Nachbarliches und Erfreuliches"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wahle, Friedrich
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 4005, S. 142
 
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