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Marlitt mit geschabtem Lümmel vergiften wollen. — Jetzt hielt sie's natürlich mit Rabindranath Tagorc, der Marlitt des zwanzigsten
Jahrhunderts, und als sie schon nach den ersten Wochen spürte, daß ihr Blunzen eine ganz irdische Natur war, banal, speckig, spießig —
daß dieser Wurst alles, auch das Höhere, wurst war — da wurde die junge Frau Leberwurst tief unglücklich.

Schmiegte sich der dicke Gatte in plumper Zärtlichkeit an sie, rückte sie — in ihrem zarten Empfinden beleidigt — weg. Sagte
er einen seiner derben Losenamen: „G'schmacherl, mollerts — Lrauthaferl, liabs!" — Die Leberwurst war wie eine Mimose— rollte
sich zusammen und war beleidigt. Sah der Blunzen einer drallen, festen Bierwurst wohlgefällig nach, seufzte die Leberwurst schmerzlich
empört auf. — Der Blunzen konnte sich geben, wie er wollte — die Leberwurst machte ein Gesicht, das sagte immer gekränkt: „© pfui I"

Und zur feinen Salami — der einzige Verkehr, den die Leberwurst hatte — schluchzte sic eines Tags: „Ich arme, unglückliche,
»-»-unverstandene wu-wurst I"

Ulan kann sagen, was man will: Ls war eine unglückliche Ehe! Eine Lheirrung l — Und als eines Tags auf Seiten des
Gatten das rohe Wort fiel: „Beleidigte Leberwurst I" — da war's aus mit der Fassung.

Die Leberwurst klagte beim Wursttribunal auf Scheidung von Strick und Haken. Die Lebcrwurst war von jetzt an immer
gekränkt. — „De g'schmerzte Briß'n", sagte die Selchwurst höhnisch. „Für die müaßt a Mann aus Marzipan sei' und net aus Speck
und Bluat;" und sie äugelt angelegentlich mit dem Blunzen.

Indes — noch vor die Scheidung kam, nahm der Metzger eines Tags das Ehepaar vom Haken und warf es in den Lorb
des Wirtskocherls. „So, Fräul'n Stasi," sagte er, „die zwoa g'hör'n Lahna als Namenstagspräsentl" — © Schicksal!

Die Leberwurst rollte sich wie im Lrampf zusammen. — „Jetzt geht's auf d' Hochzeitsreis', unser' beleidigte Leberwurst",
sagten die Selchwürste. „Glücklichen Wursthafen l" riefen sie ihr noch höhnisch nach.

In der Luchl saß der Schwolische-Lorxoral Sebastian Zwicblinger, zwirbelte seinen Schnurrbart und das Locherl hob die
Blut- und Leberwurst eben aus dem Lorb heraus über den brodelnden Hafen.

„Siehgst, Stasi," sagte der Lorporal. und tätschelte seinem Schatz die runde Lehrseitc, „a so sollt' ma' halt amal z'samm'g'hör'n,
wia der Blunzen und die Lebcrwurst!"

Als der Blunzen sah, was vorging, sagte er zu seiner Leberwurst: „Geh', Schatz!, jetzt in der letzten halben Stund' — san
ma wieder guat! Geh' weiter — gib mir no' a letzt's Bußll" —

„wagen sie es nichtI" knirschte sie. „Ich bin und bleibe eine gekränkte Leberwurst!"

Traurig brodelte der Blunzen in des Hafens Tiefe. Noch einmal versuchte er, sich der Leberwurst zu nähern. — Sic wandte
sich schmollend ab. . . . „In Schönheit sterben" . . . hauchte sie noch. — Dann hob das Locherl beide heraus und setzte sie dem Lorporal
Zwieblinger vor, den Blunzen und die gekränkte Leberwurst.

Der mengte sie mit Messer und Gabel tüchtig durch- und ineinander, und so sehr die Leberwurst in ihrer höchsten Not über
den Tellerrand weg durchbrennen wollte — es half nichts. Sie mußte eins mit der Blutwurst werden. . . . Ich habe Scheidungsklage
eingereicht. . . stammelte sie noch. Aber niemand hörte sie. —

„Stasi — i' woaß net, die Bluat- und Leberwurst, die zwoa mög'n si' heut' gar net vertrag'« in mein' Mag'n. Tua mir a
Stamperl Zwetschgenwasser Herl Mir is net recht extra", sagte der Lorporal Zwieblinger.

Lein Wunder, wenn man eine gekränkte Lcberwurst im Magen hat . . .

wie man sich denn überhaupt vor unglücklichen Ehen in acht nehmen muß ... I guiius Kreis.

Glaubhaft.

Pulv erfahr ikdirektor (bei einer
Explosion in die Luft fliegend): „Ich gäbe
was drum, wenn mir jetzt ein Hypnotiseur
suggerieren könnte, daß ich in einem weichen
warmen Bett läge..."

Aridevicus Üex.

3m Rino Klatscht ihr mir Deifall zu;

Ihr närrischen Leute, iaht mich in Ruh I
hättet ihr euch mehr .sritzisch" benommen,
Zhv wäret nicht so in den Oreclr ge-

Kommen. «. m.

Er weiß sich zu helfe».

„Gnädiges Fräulein — gestatten Sie,
daß ich Ihnen meinen Freund vorstellc'?" -
„Aber ich kenne Sie selbst ja gar nicht!" —
„Ja — mein Freund stellt mich Ihnen
dann sogleich auch vor."

Einfälle.

Debatte.

L . K
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Einfälle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 4007, S. 158
 
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