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Ein interessanter
Sali.

von einem solchen be-
richtete mir kürzlich mein
freund, der Medizinalrat
Dr. Beinsäger, als ich ihn
auf der Straße traf. „Da
Hab'ich," erzählte er, „seit
vier Wochen einen Pa-
tienten mit einem höchst
merkwürdigen Leiden. Der
Mann kann nämlich man-
ches Wort nicht ausspre-
chen, sondern nur einen
oder zwei Buchstaben da-
von. Außerdem ist er bei-
nahe nie imstande, zusam-
mengesetzte Wörter richtig
zu bringen. So sagt er
zum Beispiel nicht „Guten
Morgen", sondern bloß
„Gu-Mo" und statt Bier-
krügel „Arierbügel", von
seinem Sohn Zacharias
bringt er bloß ein „Za"
höchstens ein „Zach" zu-
wege und aus seiner Frau,
die Aunigunde heißt, hat
er schon eine einfache „Au"
machen wollen, was ihm
aber übel bekommen ist.
Den ersteren Sprech- oder
Sprachmangel können wir
verstehen. Mein Patient
ist nämlich eifriger Zei-
tungsleser und stößt in-
folgedessen sehr oft aus
die jetzt so beliebten geist-
und geschmackvollen Ab-
kürzungen von vor- und
anderen Namen,wie „Lo",
„Li", „Ma", „Te", „Si-
po", „Schupo", „Ga-Gi",
„Po-Ee-Fa-Aü" und der-
gleichen, so daß ihm die
Wortverstümmelung ge-
wissermaßen in sucum et
sanguinem überging. Vas
ist blöd, aber begreiflich
und läßt sich durch Sug-
gestion erklären. Der
Mensch gewöhnt sich ja
an nichts leichter als an
Torheiten.

Ganz rätselhaft ist uns
aber der zweite Fehler.
Mein Aollege vr. Schnell-
tödter hat zwar eine Er-
klärung dafür. Er sagt:
„Der Mann ist einmal auf
den Aoxf gefallen. Durch

diese Erschütterung müssen
sich im Sprachzentrum
seines Gehirns gewisse
Zellen umgedreht haben,
so daß er jetzt die Buch-
staben verkehrt setzt." Das
ist natürlich ein schlechter
witz.AberTatsachcblcibt,
daß bis jetzt alle Heilver-
suche mißglückt sind. —
Lin „Heilkundiger" (oder
„Acilhundigcr", wie unser
Patient sagt) hat ihm ein-
mal den Rat gegeben, sich
beim jeweiligen Ausspre-
chen eines zusammenge-
setzten Wortes schnell auf
den Aoxf zu stellen. Er
hat's probiert, aber es ist
ihm bald zu anstrengend
geworden, wir versuchen
jetzt bei ihm — Lupus in
tabula! „Wenn man den
Patienten nennt, kommt
er g'rennt!" unterbrach
sich mein Freund da, in-
dem er auf einen weißbe-
barteten Herrn wies, der
würdevollen Schrittes uns
entgegenkam.

Derimponicrcndc Greis
begrüßte den Arzt mit
den Worten: „Gu-Mo,
HerrRedizinalmat!" Der
Doktor stellt- uns vor.
„Es ist mir a-a, Ihre
we Bek zu machen." ver-
sicherte mir der Weißbart,
indem er mir die Hand
drückte. „Es ist mir außer-
ordentlich angenehm, Ihre
werte Bekanntschaft zu
machen," verdolmetschte
mein Freund, der in dieser
kondensierten Ausdrucks-
weise schon Übung hatte.
„Gestatten dieHerrcn, daß
ich Sie ein wenig be-
gleite?" fuhr der Alte
fort. „Ich bin gerade auf
meinem Sporgengazicr-
mang begriffen."

„wie geht's Ihnen?"
fragte der Doktor, „wie
geht's Ihrem Herrn Sohn,
dem Neuvermählten?"

„<Ö, ich danke, s. g. I
Er ist mit seiner jungen
Frau zur Zeit in Gar-
misch. Sie haben dort ein

(.Fortsetzung ireite 208)

206
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sie und Er. Summarische Ehetragödie""
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ritter, Karl
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 156.1922, Nr. 4013, S. 206
 
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