Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hundstagü» eflexion.

llnd die Tante wer genommen.
Wäre dieses so gekommen.
Säßen, dies zeigt die Erwägung
lind genaue Überlegung,

Onkel Max und Tante Thilde,
Wär' das Wetter noch so milde,
Kaum beisammen bei der Tasse
Vor dem Haus auf der Terrasse.

E. p.

Onkel Max und Tante Thilde
Sitzen, wenn das Wetter milde.
Gerne bei der Kaffeetasse
Vor dem Haus auf der Terrasse.

Dieser Onkel und die Tante
Sind sehr nahe Anverwandte:
Leide sind Geschwister und
Schloffen keinen Ehebund.

Also hat es sich ergeben,

Daß sie miteinander leben.

Er sorgt für das nöt'ge Geld,
Während sie das Haus bestellt.

Onkel Max blieb ehelos,
Weil ihm's Risiko zu groß)
Thilde hat sich nicht vermählt,
Weil der Freier ihr gefehlt.

Ia, wie doch das Schicksal waltet
llnd des Menschen Los gestaltet!


Wie ganz anders wär' es heut',
Hätte Onkel Max gefreit.

Der Traum vom Gold.

Neulich habe ich geträumt, ich könnte Gold machen. Das ist
eine Kleinigkeit, — im Traume natürlich. Im Traume kriegt
man noch ganz andere Sachen fertig. Ich habe schon einmal ge-
träumt, ich hätte alle meine Steuern zwei Tage, ehe sie fällig
waren, bis auf den letzten Pfennig bezahlt. So was zu träumen
soll mir mal einer nachmachen I

Schön, ich konnte also Gold machen, woraus, das hatte ich
leider nachher beim Erwachen vergessen. Schade, — vielleicht wäre
es wirklich gegangen. Beliebig viel Gold konnte ich Herstellen;
es gab gar keine Grenze, — zehn Zentner, zwanzig Zentner, zehn
Tonnen, hundert Tonnen jeden Tag, ganz egal.

Ich beschloß nun, meine kostbare Erfindung nicht zu meinem
eigenen Besten, sondern zu dem des ganzen Volkes zu verwenden.
(Ich träumte ja.) Also, was soll nun geschehen? Überlegte ich.
Die ganzen Kriegsschulden des Reiches bezahlen, mit einer groß-
artigen Geste auf einmal bezahlen? Unsinn, — diese
Art Schulden zu bezahlen, hat immer noch Zeit.

Nein, für die Verbesserung der Ernährung, für die
Verbilligung der Lebensmittel wollte ich sorgen und
damit gleichzeitig den unersätllichen Landwirten, die sich
ihre Produkte so schändlich teuer bezahlen lassen, gehörig
eins auswischen. Gho, die sollten mal sehen I Angst
und Bange sollten sie kriegen!

Ich kaufte also mit ungeheurer Traumgeschwindigkcit
in Amerika und Australien auf, was an Lebensmiiteln zu
haben war: Getreide, Speck, gefrorene Hammel, Büchscn-
fleisch, Rohrzucker, Schmalz, eingemachte Ananas, konden-
sierte Milch, Käse, getrocknete Äpfclschniiten Kaffee, Tee,
Kakao und so weiter, was überhaupt zu kriegen war,
kaufte ich auf, denn der Preis spielte keine Rolle bei mir.
Gb ich nun eine Milliarde Gold mehr oder weniger aus-
gab, darauf kam es mir ja gar nicht an.

Dann besorgte ich mir Schiffsraum, sehr viel Schiffs-
raum. .423 Dampfschiffe charterte ich, keins unter fünftausend Ton-
nen Raumgchalt. Die ließ ich mit dcn Lebensmitteln beladen, und
dann dampften sie ab, nach Europa, nach Deutschland, — auf jeden
deutschen Hafen sollte eine entsprechende Anzahl Schiffe kommen,
während die Schiffe unterwegs waren, ließ ich Ankündigungen los,
daß ich meine Lebensmittel fünfzig Prozent unter den Preisen von
\9\^ verkaufen würde. Aber wohlgemerkt: ich würde Papier für
Gold rechnen. Das mar ja die Hauptsache dabei. Ich hätte ja
auch alles umsonst hergeben können, aber dann wäre die Verteilung
gar zu schwierig gewesen.

Ia, soweit war nun alles schön und gut. Aber dann kamen
die Schiffe an, und da blieb mein edles Unternehmen schmählich
stecken. Denn was geschah? Als die Schiffe ausgeladen werden
sollten, streikten die Arbeiter. Sie sagten, wenn der Lebensunter-
halt so verbilligt würde, dann würden ja die Löhne sinken und
das dürfte auf keinen Fall geschehen. Deshalb würden sie streiken,
bis die Ladungen aller Schiffe verfault und verdorben wären. 3°.
hier und dort gingen die Leute soweit, daß sie auf die Sch'ffe
kletterten und anfingen, die Güter ins Wasser zu schmeißen.

Und darüber ärgerte ich mich so furchtbar, daß ich aufwachte.

{Met- Robinson.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hundstagsreflexion"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Rohr, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1920
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4016, S. 22
 
Annotationen