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Kithf OtaWsen«'
2.2..
„Is das wahr. Xaverl, daß sich die Eheleute mit der Zeit ähnlicher sehen?" — „Blödsinn!!
Der Phonograph.
Der alte Oberförster Fuchsbichler von Latschenbach war ans die Re-
gierung nicht gut zu sprechen. Es war ja auch zu verrückt! Kam da der
Befehl, unterzeichnet vom Regierungsrat Meier, daß ein gutes Stuck
„seines" Waldes abgeholzt und neu aufgeforstct werden müsse. Ta soll
man nicht süchtig werden, Kreuz, Birnbaum und Hollerstauden I Abend
für Abend machte er seinem Zorn Luft am Stammtisch: „Da drinna
in der Stadt macha s' den größten Blimiblami z'samm ain greana
Tisch, die wo nix vosteh' hint' und vorn — und unseroana heraust, wo
was vosteht, wer'd gar net g'fragt und soll s' Mäu' halten! Da mögst
ja scho' glei' gußeiserne Kinder kriag'n!" Und jedesmal schloß er seine
Wutausbrüche mit den Worten: ,,J' sag' nur grad vans, daß i's kurz
sag': Der Regierungsrat Meier, der Herr Re-gie-rnngs-rat Meier
is, mit Respekt zu sag'n, a Rindviech!" Und wenn er wirklich mal
eines Abends auf sein Thema vergaß, dann dröhnte mittendrin die
Stimme des Apothekers, der unfern Fuchsbichler großartig nach-
machen konnte: ,,J' sag' nur grad oans, daß i's kurz sag': Der Re-
gicrnngsrat Meier is . . . ." und prompt fiel der Angeredete mit
ehrlich überzeugtem, zornigem Gesicht ein: . a Rrrindviech!"
Unser alter Oberförster konnte aber auch loben, ehrlich loben. Und
voller Begeisterung war er für seinen Landcsherrn, der jeden Herbst
zur Jagd in diese Gegend kam. So groß war seine Liebe zu ihm, daß
er, als der Apotheker für den Stammtisch zur Weihnachtsfeier ein
Grammophon besorgt hatte und jeder etwas hineinsprechen mußte,
mit wuchtigem Baß loslegtc: „Unser allergnädigster Landesherr, der
Prinzregent, er lebe hoch — hoch — und abermals: hoooch!"
Da geschah es, daß eine Regicrnngskommission eintraf, ich
glaube wegen Vorkehrungen gegen Nonnenraupcnfraß oder so etwas
lind der Herr Regierungsrat Meier war auch dabei: eben jener,
der am Stammtisch bereits sprichwörtlich geworden war. Als man
nun abends gemütlich im Honoratiorenstüberl beisammcnsaß, fühlte
sich der Apotheker, der Lantensänger und Spaßvogel, wie immer
bei solchen Gelegenheiten verpflichtet, für etwas Kurzweil zu
sorgen. Da mußte denn das Grammophon herhaltcn mit Tölzer
Schützenmarsch und Oberlandlerqnartett und dazwischen Caruso
und „O du mein holder Abendstern". Und dann kamen die
Sprechwalzen.
„Wollen der Herr Rcgicrungsrat vielleicht einmal unfern Herrn
Oberförster hören?" „Ei freitief)", hieß cs, und das Original freute
sich schon im Stillen, weil sich das Hoch auf den Landesherrn gewiß
gut machen würde.-Die Walze begann — „I' sag' nur grad
oans, daß i's kurz sag': Der Regierungsrat Meier, der Herr Rc-
gie-rungs-rat Mcicrr . . . ." Fuchsbüchler war erst kreidebleich
geworden und blickte wie versteinert — auch die Stainmtischfreunde
hielten bestürzt den Atem an in Erwartung des Entsetzlichen, das
da kommen mußte (nur der Apotheker lächelte boshaft, denn seine
Stimme war's gewesen) — jetzt sprang unser Graubart auf, um mit
einem Riesensatz dem blechernen Verräter an die Gurgel zu fahren
— zu spät, zu spät! Nach einigen verlegenen Krächzern erschallte
aus dem blitzblanken Trichter der — diesmal wirklich echte —
Schluß: .... „Er lebe hoch, hoch und abermals: hoooch!"
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Kithf OtaWsen«'
2.2..
„Is das wahr. Xaverl, daß sich die Eheleute mit der Zeit ähnlicher sehen?" — „Blödsinn!!
Der Phonograph.
Der alte Oberförster Fuchsbichler von Latschenbach war ans die Re-
gierung nicht gut zu sprechen. Es war ja auch zu verrückt! Kam da der
Befehl, unterzeichnet vom Regierungsrat Meier, daß ein gutes Stuck
„seines" Waldes abgeholzt und neu aufgeforstct werden müsse. Ta soll
man nicht süchtig werden, Kreuz, Birnbaum und Hollerstauden I Abend
für Abend machte er seinem Zorn Luft am Stammtisch: „Da drinna
in der Stadt macha s' den größten Blimiblami z'samm ain greana
Tisch, die wo nix vosteh' hint' und vorn — und unseroana heraust, wo
was vosteht, wer'd gar net g'fragt und soll s' Mäu' halten! Da mögst
ja scho' glei' gußeiserne Kinder kriag'n!" Und jedesmal schloß er seine
Wutausbrüche mit den Worten: ,,J' sag' nur grad vans, daß i's kurz
sag': Der Regierungsrat Meier, der Herr Re-gie-rnngs-rat Meier
is, mit Respekt zu sag'n, a Rindviech!" Und wenn er wirklich mal
eines Abends auf sein Thema vergaß, dann dröhnte mittendrin die
Stimme des Apothekers, der unfern Fuchsbichler großartig nach-
machen konnte: ,,J' sag' nur grad oans, daß i's kurz sag': Der Re-
gicrnngsrat Meier is . . . ." und prompt fiel der Angeredete mit
ehrlich überzeugtem, zornigem Gesicht ein: . a Rrrindviech!"
Unser alter Oberförster konnte aber auch loben, ehrlich loben. Und
voller Begeisterung war er für seinen Landcsherrn, der jeden Herbst
zur Jagd in diese Gegend kam. So groß war seine Liebe zu ihm, daß
er, als der Apotheker für den Stammtisch zur Weihnachtsfeier ein
Grammophon besorgt hatte und jeder etwas hineinsprechen mußte,
mit wuchtigem Baß loslegtc: „Unser allergnädigster Landesherr, der
Prinzregent, er lebe hoch — hoch — und abermals: hoooch!"
Da geschah es, daß eine Regicrnngskommission eintraf, ich
glaube wegen Vorkehrungen gegen Nonnenraupcnfraß oder so etwas
lind der Herr Regierungsrat Meier war auch dabei: eben jener,
der am Stammtisch bereits sprichwörtlich geworden war. Als man
nun abends gemütlich im Honoratiorenstüberl beisammcnsaß, fühlte
sich der Apotheker, der Lantensänger und Spaßvogel, wie immer
bei solchen Gelegenheiten verpflichtet, für etwas Kurzweil zu
sorgen. Da mußte denn das Grammophon herhaltcn mit Tölzer
Schützenmarsch und Oberlandlerqnartett und dazwischen Caruso
und „O du mein holder Abendstern". Und dann kamen die
Sprechwalzen.
„Wollen der Herr Rcgicrungsrat vielleicht einmal unfern Herrn
Oberförster hören?" „Ei freitief)", hieß cs, und das Original freute
sich schon im Stillen, weil sich das Hoch auf den Landesherrn gewiß
gut machen würde.-Die Walze begann — „I' sag' nur grad
oans, daß i's kurz sag': Der Regierungsrat Meier, der Herr Rc-
gie-rungs-rat Mcicrr . . . ." Fuchsbüchler war erst kreidebleich
geworden und blickte wie versteinert — auch die Stainmtischfreunde
hielten bestürzt den Atem an in Erwartung des Entsetzlichen, das
da kommen mußte (nur der Apotheker lächelte boshaft, denn seine
Stimme war's gewesen) — jetzt sprang unser Graubart auf, um mit
einem Riesensatz dem blechernen Verräter an die Gurgel zu fahren
— zu spät, zu spät! Nach einigen verlegenen Krächzern erschallte
aus dem blitzblanken Trichter der — diesmal wirklich echte —
Schluß: .... „Er lebe hoch, hoch und abermals: hoooch!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ist es wahr, Xaverl, dass sich die Eheleute mit der Zeit ähnlicher sehen?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1922
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)