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Oer Lloa-Rentner

Winter wia Sommer stecka seine Lüaß' in Alzschuah; denn
d' Gicht suacht 'n manchmal bös hoam. Langsam schleicht er
jed'n Tag 'nüber in den Sängerbräugart'n. Dort trinkt er seine
Dreiguart'ln und iatzt gar nur mehr a fjalbc. Dös is der Lohn
dafür, daß er si' bis zn sei'm sechzigsten Jahr plagt hat, ehrli' und
rcchtli', wia net jeder andere, von sei'ni erworb'nen Geld! hat
eahm die traurige Gegenwart nir lass'» als a paar lumpige
Tausender. - Maar' ja recht,
wenn dös Dollar waar'n! Tr
hat aber seine Ochsen net in
Amerika g'schlag'n und aus-
g'schnitt'n, sondern im heil'gen
Deutschen Reich und iatzt is er
a armseliger Kloarentner, den
unser perrgott bloß wcg'n seine
guat'n Ei'fäll' dalass'n hat, ob-
wohl der Pimmel solche Einfall'
aa' manchmal braucha kunnt.

Der Bumor is nänilich dem bür-
gerlichen Metzgermoaster Bartl
nia ausganga. Und pumor is
ja die Goldmark unserer Jett.

- Mit oa'm Wort: Es waar'
doch schad', wenn der Bartl ver-
hungern müaßt!

's Leb'n is wohl a schöne
Kunst. Mit den schönen Künst'n
is aber der Bartl sei' Lebtag'
auf g'spannt'm Fuaß g'stand'n.

Rur oane davo' hat er jetzt kenn»
g'lernt, die Merlattikunst. Er hat
si' förmli' damit produziert.

A Kalbshax'n hat er scho' a
Ewigkeit nimmer zwisch'n dö
Zähn g'habt und Schwammerln
mit Knödl'n erst recht net, weil
er dö schöne Gottesgab' weg'»
seiner Gicht hat net brocka könna.

Ja, es geht eahm schlecht den:
guat'n Bartl!

Seine Freunderln san g'sund
und besser g'stellt. Die tröst'n
ihn dann und wann.

„Bartl," sag'n s', „a Mo'
wia Du der geht net unter.

Mußt halt umlerna!"

Der Bartl schaugt. ,,J' ?.

Umlerna? I? Mit' meiner
Gicht?"

„Warum denn net?" sag'n s'. „Da schaug nüber! Da sitzt
oaner, der hat no' spät 's Korbmacha g'lernt und iatzt hat er
heut' scho' sei' zwoate Maß. Respekt muß ma' davor hab'n. Dir
fallt aber aa' scho' no' was ei'l"

„Dös waar' recht!" moant der alte partl. „Dös war' recht!
Aber kost'n derf's nirl Dös wißt's ja mit der Lehrmittelfrei-
heit hat d' Republik aufg'raamt."

Da lacha seine ,freunderln und sag'n: „Sorg' Di' net! Mach's
nur vor, wia a G'lernter vom Binimel fallt!" — Sie moana's
gnat. Der oa' gibt eahm etliche Blatt'l'n von sei'm Radi, der

and're von seiner Salami und der dritte schiabt eahm sein' Tabaks-
beutel hi'. Aber so recht paßt eahm dös net.

Beut zahlt er bedächtiger wia sonst sei' palbe Bier und will
hoam. Auf oa'mal aber merkt er's, daß er seine Bausschlüsseln
vergessen hat. Da macht oaner den abg'stand'nen Witz, langt
in sei' Tasch'n und sagt: „Da! Nimm halt dö meinigen!" Und
mechanisch greift der Bartl darnach. Er schaugt dö Schlüssln gar

net o' und moant bloß: „pro-
bier' ma's halt! Und zum Gau-
dium von der ganz'n G'sellschaft
steckt er s ei'. Der Eigentümer
aber, der Privatier puaber, lacht
aa' dazu» und moant: „No!
Und wenn s' net pass'n, nachher
schickst mir s' halt wieder 'rüber,
gel? Pressier'« tuat's net. I' bin
bei der erst'n Maß."

„Is recht!" sagt der Bartl
und hinkt hoamzu. Boamzua?
So glaab'n seine ^rcunderln aa'.

Aber wia der Bartl dranß'n
auf der Straß'» is, bleibt er steh'
und schaugt um. Er geht net
rechts, wia g'wöhnli', sondern
links. Bei der nächst'» Eck'n
bleibt er wieder steh' und seine
Aug'n krieg'n Glanz: „I Hab'
die böse Zeit net g'macht," sagt
er, „sie hab'n mi' aa' gar net
g'fragt. D'rum »maß mir d'
Regierung Helsa; unser' Repu-
blik, jawohl!"

Und was tuat der guatc,
brave, ehrliche Parti? . . Auf
sperr'» tuat er dem Buaber sei'
paus er woaß, daß d' Köchin
beim pamstern is - und 'nauf
hatscht er in '« erst'n Stock:
,,J' bin koa' Lump!" sagt er.
,,J' nimm bloß von 'ra'm Kame-
rad'n was z' leicha." — Koane
zehn Minut'n dauerts und er
is wieder herunt'. Neam'd
hat'» g'seg'n. So moant er.
Aber d' Wally, die g'rad' mit
'm voll'» Rucksack z'ruckkommt,
hat scharfe Aug'n. Der Part!
biagt g'rad' in d' Nebcnstraß'n
ei' und steht bald vor seiner
cig'nen Wohnung. Da! Da! Da! Iatzt da schaug
her! Is dös net seltsam? Dem puabcr sei' pausschlüss'l sperrt
wirkst' aa' sei' Tür! „Oho!" sagt der Parti. „Glei' morg'n laß
i' 's Schloß auf seine Köst'n ändern. Dös geht ja do' net. Da
müaßt i' scho' bitt'n." Und glei' schickt er dö Beschlußfassung mit-
sanit den Schlüsseln und an' schöna Gruaß 'nüber in 'n Sänger-
bräugart'n.

Am ander'» Tag, scho' in aller Fruah, länt't's bei eahm.
„partll" schreit der puaber scho' drauß'n am Gang. „Guat hast
Dei' Sach' g'macht I Aber mci' Glashütter-Uhr am Nachtkastl is

r

ANORE.F\S
UNTER^ßERGE

r~~ |m Rausgang hängt e
IH Käfchdel

jor d’ ßrief vun

-1 altcrsbcr.

Doch kan» ich zehnmol gucke,
Des Käfchdel is halt leer.

Dah niemand an mich denkt,
Drum haww ich jest des ßäschdel
Uors 5en(dider nausgehängt.

Ich hoff, cs klimme Sditärlen
Un (ehe (ich drein nein,

Dann peile mir mitnanner

erst

6s dud mich recht bedriiwe, Als Ciedcher, des werd fei’!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"s' leere Käschdel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Untersberger, Andreas
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4025, S. 90
 
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