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Erklärung.

Der vierte Sonntag nach Ostern heißt Cantate; die Bezeichnung
findet der kleine Moritz im Kalender. Neugierig fragt er, was Can-
tate eigentlich ist. „Cantate?" meint der Papa, „Cantate? Nu'
was, was wird's sein? Ä Waisenkind, das kan Tate mehr hat."

Man schreibt uns.

Zu unserer alten Waschfrau, Frau Mielenz, äußerte ich kürz-
lich: „Ans solche Kälte können sich doch wohl die ältesten Leute
nicht besinnen!" — „Ach Gott," meinte sie darauf, „die ältesten
Leute sind doch auch woll schon lange dood!"

Spätherbst.

So düster geht der Tag, als hält' er sich
Gehüllt in faltmschwere Witwenschleier,

Der Morgen trauerdang oorüberschlich,

Mild schleppt der Mittag her; zu seiner Feier
Singt eine Glocke tränendumpf vom Turm,

Dir sslrdrl weinen wir aus dangen Träumen,

Mit dunkler Stimme stöhnt manchmal der Sturm
Dm Wege in den dlättrrarmrn Läumrn.

Das Dörflein liegt da wie in Toürsruh,
hm Weiher tauchen lautlos rin paar Litten,

Der alte Schäfer treidt der Weide zu
Dir chrrde mit dem Stad in welken Händen.

Wie eine grüne hnsrl, dir aus weitem Meer
Lmpar sich reckt, dem tiefen, uferlosen,

Schiebt sich dir Trift aus all den Drdrln her,

Mit rin paar blaffen, legten Herbstzeitlosen.

Mihmutig macht der zott'ge Schäferhund,

Sich schüttelnd, um die Herde seine Kunde,

Von einer kahlen jl-appel krächzt wie todeswund
Lin Kabe in die graue Späiherdststuude.

Darunter webt im Schlehdusch, dürftig nur
lörhängt mit sauren Früchten ein paar späten.

Wir eine Dorne nach der Schicksalsuhr,

Dm hetz die Spinne kunstvoll ihre Fäden.

Johanna Wleiokirch.


lebt uo\ der
Glankeling, und is
Knecht auf ra'm Bauern-
hof. Vochg'wachs'n is
er net. „Aber dös niacht
nix," sagt er, „der Ra-
poleon mar aa' kloa'".
Seine Arm' dageg'n,
plus lfänd, dö hänga
eahm rechts und links
weit 'runter, daß er aa'
ohne Ania- oder Rumps-
beug' seine Schuah auf-
und zuanest'ln kann
was freili' bloß an Sonn-,
und Feiertag'n nöti' is.

Geht er mit 'm pof-
g'sind' in d' Kirch', so
halt't er niamals Schritt
und stößt bei jed'm o'.
Dös Ulerkivürdigste aber
an dem sonderbar'»
Kampf is sei' G nack.
Da steckt a Aunstg'lenk
drinn' und sein' Vals
kann er viel weiter um-
draahn mia andere Leut'.
Rix kimmt eahm aus,
alles sieht er — freili'
bloß mit oa'm Ang' denn
sei' Mordsnas'n is dem

ander'« im weg. lvaar dö Ras'n von Glas und g'schliffa, könnt' ft’
der Glankeling für Geld sehg'n lass'n. Ung'schliffa übrigens aa'-
Und krax ln kann er! 's Arax ln is sei' Leid'nschaft. Z'höchst
von 'ram Baam hat er amal an' flücht'gen Aff'n 'runter g'holt.
Sei' ganze körperliche Aufmachung is eahm dabei zu statt'« kemma
und koa Kind hat st' über dö lfeld »tat g wundert. — „Der Glanke-
ling !" hab'n s' g'sagt, „Ja, der Glankeling!"

Eigentli' hat er Benedikt g'hoaß'n. Aber neamd nennt 'n so
- lang scho' nimmer! Und warum? . . . Dös will i' jetzt erzähl'«,
lvia der Bcni in der Schul war, is er recht fleißi' und fromm
g'wes'n. Der lserr Pfarrer hat 'n gern g'habt und hat 'n bald zum
Ministrant'« g'macht. Der Meßwein war ja beim Beni sicher und
's Meßbuach hat er g'wiß net fall n lass'«. Sonst aber war er an
stelli', b'sonders beim Laut'« von der groß'« Glock'n. Dös war dem
Beni sei' höchste Freud'. Da is er am Strang wia a Engel bis
zum Kreuzg wölb' g'flog'n, daß er den Schwalberln ins Rest hat
schaug'n könna.

U?ar aber der Mesner net da, hab'n böse Buab'n rcgelmäßi'
den Beni überfall'n und eahm mit püff' und Stoß' sei' Ehrenamt
abg'nomma. Dös hat 'n arg verdroß'«, „lvarts ös Lnmp'nl"
hat er g'sagt, „dös werd' i' Enk verleid'«!"

Und >via er dö G'fahr wieder hat komnia sehg n, is der Beni
wia a Vachkatz'l dö Turnitrcpp'n 'uaufg'sprunga und mit oa'm
Satz hängt er aa' scho' am Schweng'l von der groß'« Glock'n. Da
grinst er und freut st' königli' d'rüber, daß dö Lausbuab'n net
läut'n könna. Aber er täuscht si',. sie lass'n net nach. Zn dritt
ziag'n s', was 's Zeug halt't. — J'erst hebt si' dö schwaare
Glock'n nach links und nachher rechts. Bis jetzt rührt si' der
Schweng'l mit 'nt Beni net. Aber der Glock'nniant'l kommt näher
und g'wiß schlagt er bei der nächsten Schwingung o'. — „Dös derf
net sei'!" denkt der Beni und fangt den Schlag mit 'm Buckl auf.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Glankeling"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4027, S. 106
 
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