Fliegende Blätter (157.1922 (Nr. 4014-4039))

Es hatte 6er Äönig von Thule,

Wie uns Goethe erzählt, eine Buhle,
Sie hieß 6es Reimes wegen Jule.

Eines Tages nun sang diese 2ule
Leise trällernd auf ihrem Stuhle
Ein Kinderlieü aus der Schule.

Aus dem Königreiche Thule.

Dabei wickelte die emsige Jule,

Die Buhle des Königs von Thule,

Sich Baumwollgarn auf die Spule.

„Sing nicht," sprach der König von Thule,
„Solch kindisches Zeug aus der Schule,
Sonst werf ich dich um mit dem Stuhle."

Da lachte die heitere Jule

Und sprach zu dem König von Thule:

„Dann schmeiß' ich ins Genick dir die Spule."

Nun ergrimmte der König von Thule
Und stach mit dem Schwert seine Buhle,

Die Jule mit der Spule vom Stuhle.

H. Dombski.

Erlauschtes vom Hamburger Jungfernstieg.

Sie: „Ich finde es unpassend, daß Du Dein Hanseatenkrenz und das Eiserne Kreuz bei jeder Gelegenheit
trägst! Man prahlt doch nicht so mit seinen Heldentaten!" — Der geplagte Ehemann: „Scheun, scheun!
Denn war ick mien Trooring ovk nich mehr drägen!"

Er »ud sie.

„Wie ivcit ist denn die Sache zwischen Emil und Erna?" —
„Nun, wie's halt immer geht! Erst hat er sich interessiert und jetzt
hat sie sich ihn dressiert,"

Fabel.

„Ich lebe zwar nur vierundzwanzig Stunden," philosophierte
die Eintagsfliege, „aber ich sehe mir die Dinge doch am liebsten
sub speoio aeternitutis an!"

„Sie haben da ein schönes Auto." — „Das will ich meinen;
ich habe es von meinem seligen Vater, der hat ein Chausseerennen
damit gewonnen, zwei Zusammenstöße hat cs überstanden, ist mehr-
fach repariert, aber kolossal stabil, ich gedenke es noch auf meine
Kinder zu ererben." — „Das ist ja die reinste Autobiographie."

^»Hcrr chncf,

109