Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Sehr passend für Schwiegeptnamas ein Kostüm im chinesischen Pagoden-
baustil mit den charakteristischen eingewebten Drachenmotiven.

Ein kleines Beleihungsgeschäft.

Lin gewisser Schwenker wollte sein Klavier verkaufen. Das
heißt: darauf spielen konnte Schwenker nicht; er durfte cs nur des-
halb sein Klavier nennen, weil es in sein Ligentuni übergcgangcn
war. Seine Schwester hatte cs ihm zurückgelassen, als sie sich vor
einen, Jahre nach Australien verheiratet hatte. Ls war ihr zu
umständlich gewesen, das Klavier nach Australien mitzunehmen.

Schwenker veranlaßte jetzt also eine entsprechende Anzeige in
der Zeitung und darauf kamen allerlei Leute, die das Klavier kaufen
wollten — nur für ganz private Zwecke, wie jeher sagte. Der eine
wollte cs für feine kleine Tochter haben, ein anderer für seine
Schwiegermutter, die das „Gebet der Jungfrau" spielen wollte, und
eine sehr resolut auftretende und in einer großen lfandtaschc viele
Banknoten bei sich führende schwarzhaarige Dame von etwa SO Jahren
erklärte sogar, sie wollte ihrem Bräutigam ein Klavier schenken. Ls
war aber ganz klar, daß dies alles gemeiner Schwindel war, und
alle diese Reflektanten wollten auch höchstens die bfälfte von dem
bezahlen, was Schwenker sich gewünscht hatte. Die schwarzhaarige
Dame ließ sich dabei schließlich die Bemerkung entschlüpfen: „Nanu,
ich will doch auch was verdienen!"

Schließlich aber kam ein gewisser Gabriel Schwuppke und von
dem konnte man als sicher annehmen, daß er das Klavier nicht
weiter verhandeln, sondern wirklich nur für seine eigenen Zwecke zu
erwerben beabsichtigte. Denn er wollte am nächsten Tage ein Kino

soll der Kasten kosten?" fragte Schwuppke gemütlich.

Inzwischen aber war Schwenker während der Besprechungen
niit den ersten Reflektanten zu einer etwas veränderten Absicht be-
züglich des Klaviers gekommen — aus Gründen, die sich ihm erst
in letzter Stunde aufgedrängt hatten, dafür aber um so über-
zeugender. „Kosten?" meinteer. „Nun ja ich beziffere den Wert
des Instruments auf 50000 Mark. Aber verkaufen will ich es nicht."

Gabriel Schwuppke wunderte sich nicht schlecht. „Da hört
sich doch alles auf I Sie lassen da 'ne Anzeige los, ich konimc
hierher gesprengt und nun haben Sie keine Lust? Glauben
Sie denn, daß ich meine Zeit gestohlen habe? Mein Kino —"

„G bitte, lferr Schwuppke, regen Sie sich doch nicht
aufl" sagte Schwenker freundlich. „Das Klavier kann ja,
wenn Sie wollen, morgen in Ihrem Kino fein oder auch
heute - schon in einer Stunde, wenn Sie cs so schnell hin-
schaffen lassen können."

Gabriel Schwuppke wunderte sich immer noch. „Na,
was sagen Sie da erst —"

„Bitte, bitte," unterbrach ihn Schwenker, „cs muß da-
bei bleiben, daß ich das Klavier auf keinen Fall verkaufe,
verstehen Sie, bferr Schwuppke, ich verkaufe es nicht! Aber
ich bin bereit, es Ihnen als Pfand zu überlassen, wenn Sic
mir r>oooo Mark borgen. Sic geben mir das Geld als
zinsfreies Darlehen auf — — na, sagen wir auf einen
Monat. Dder, wenn Sie wollen, auf eine Woche. Na,
wenn's fein muß, schließlich auch auf einen Tag. Zahle
ich das Darlehen nicht zurück, dann halten Sie sich an dem
Unterpfand schadlos. Ganz einfache Sache, nicht wahr?"

Gabriel Schwuppke riß erst die Augen weit auf, dann
kniff er sie wieder zu und pfiff dabei durch die Zähne. Und
dann sagte er: „Sic, kierr Schwenker, das machen wir
natürlich machen wir das so!"

Das Klavier wurde noch am gleichen Tage in Schwuppkes
Kino gebracht. Leider hat Schwenker das Darlehen nicht
zurückzahlen können. Allerdings: er hat auch nicht nötig
gehabt, 4500 Mark Luxussteuer für einen verkauf an das
Finanzamt abzuführen. prtcr Robins-»,.

8. Schließlich werde ich aus den übriggebliebenen Stoffresten noch
ein reizendes Kostüm entwerfen, das den heutigen Zustand unserer
baufälligen Miethäuser zum Ausdruck bringen soll.

116
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herbstmoden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4028, S. 116

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen