Doktor Daniel.
Line babylonische Geschichte.
Ein Wirtshaus stand in Babylon,
Der Wirt hieß Baruch Levisohn.
Ls brüllten in der Stube
Die Gäste laut bei Baktrerschnaps
Wie Löwen in der Grube.
Des Wirtes Sprößling Daniel,
Der war Jurist mit Leib und Seel':
Zum Tinser im Examen
Besaß er auch den Doktor schon
Hübsch unter Glas und Rahmen.
Sein Wunsch war oft: „G kam' einmal
Bor's Schwurgericht ein Hauptskanüal!
Und war' ich der Verteidiger,
So war' ich ein gemachter Mann,
Denn niemand redet schneidiger."
Nun lebt' ein Mann in Babylon,
Den kennt man aus der Bibel schon:
Sr macht' in altem Eisen,
War Millionär, hieß Jojakim
Und ging sehr oft auf Reisen.
Ls hatte dieser Biedermann
Ein junges Weib, gebor'ne Kann,
Die schöne Frau Susanne:
Die saß einmal im Gartenhaus
2n ihrer Badewanne.
Zwei Schnorrer gingen über Land,
Die waren weit und breit bekannt:
Sie kauften Vieh und Hopfen.
Die schnüffelten zum Tor herein
Und ohne anzuklopfen:
„Gott's Wunder!" rufen beide aus,
Als sie das Weib im Gartenhaus
Beim Baden überraschen.
„Was Las ein koscherer Einfall ist,
Sich ganz und gar zu waschen!"
Susanne war in Angst und Not,
Sie wurde bleich und wurde rot,
Fing schrecklich an zu schreien
Und spritzte Wasser um sich her
Und raufte mit den zweien.
Volk eilt herbei, sie schlüpft ins Hemd,
Die beiden Schnorrer steh'n beklemmt,
Doch nur auf zwei Sekunden;
Denn schnell hat so ein Pfiffikus
Die Ausred' schon gefunden.
„Wir sahen", Hub der eine an,
„Wie dieses Weib mit einem Mann
2m Garten sich ersetzte,
Was unser sittliches Gefühl
2m höchsten Grad verletzte."
Susanne flehte: „Glaubt es nicht.
Was der verlog'ne Schnorrer spricht!"
Jedoch sie war verloren,
Denn was der eine Schnorrer sprach,
Der anü're hat's beschworen.
Der babylonische Staatsanwalt
War in der Sache furchtbar kalt:
Sein Antrag ging auf Steinigung.
Da trat Herr Doktor Daniel auf
Zu Frau Susannas Reinigung.
„Ihr Herrn Gefchwor'nen", Hub er an,
„Der Richter hätte gut getan,
Die Zeugen rasch zu trennen,
Denn einer hilft dem andern 'raus.
Die Schliche muß man kennen."
Als Daniel jeden einzeln frug,
Was jener Herr für Hofen trug,
Der mit der Frau alleine,
Da sprach der eine: „blaukarriert".
Der and're aber: „keine".
Nach dieser Wendung, diesem Sieg,
Der Beifall für Herrn Daniel stieg
Bis auf den höchsten Hihgraü.
Mit einem Schlag war er berühmt
Und wurde früh Justizrat.
Hans Probst.
„Was tun denn Sie, mein lieber Mann, allein da heraußen, ivährend im Wirtshaus ein Mordsleben ist?" — „Nausg'worsen
hab'n s' mich." — „Warum gehen Sic dann nich' nach Hause?" — „Weil ich net kann." — „Warum können Sie das nu' wieder
nich?" — „Weil i' der Wirt bin."
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Line babylonische Geschichte.
Ein Wirtshaus stand in Babylon,
Der Wirt hieß Baruch Levisohn.
Ls brüllten in der Stube
Die Gäste laut bei Baktrerschnaps
Wie Löwen in der Grube.
Des Wirtes Sprößling Daniel,
Der war Jurist mit Leib und Seel':
Zum Tinser im Examen
Besaß er auch den Doktor schon
Hübsch unter Glas und Rahmen.
Sein Wunsch war oft: „G kam' einmal
Bor's Schwurgericht ein Hauptskanüal!
Und war' ich der Verteidiger,
So war' ich ein gemachter Mann,
Denn niemand redet schneidiger."
Nun lebt' ein Mann in Babylon,
Den kennt man aus der Bibel schon:
Sr macht' in altem Eisen,
War Millionär, hieß Jojakim
Und ging sehr oft auf Reisen.
Ls hatte dieser Biedermann
Ein junges Weib, gebor'ne Kann,
Die schöne Frau Susanne:
Die saß einmal im Gartenhaus
2n ihrer Badewanne.
Zwei Schnorrer gingen über Land,
Die waren weit und breit bekannt:
Sie kauften Vieh und Hopfen.
Die schnüffelten zum Tor herein
Und ohne anzuklopfen:
„Gott's Wunder!" rufen beide aus,
Als sie das Weib im Gartenhaus
Beim Baden überraschen.
„Was Las ein koscherer Einfall ist,
Sich ganz und gar zu waschen!"
Susanne war in Angst und Not,
Sie wurde bleich und wurde rot,
Fing schrecklich an zu schreien
Und spritzte Wasser um sich her
Und raufte mit den zweien.
Volk eilt herbei, sie schlüpft ins Hemd,
Die beiden Schnorrer steh'n beklemmt,
Doch nur auf zwei Sekunden;
Denn schnell hat so ein Pfiffikus
Die Ausred' schon gefunden.
„Wir sahen", Hub der eine an,
„Wie dieses Weib mit einem Mann
2m Garten sich ersetzte,
Was unser sittliches Gefühl
2m höchsten Grad verletzte."
Susanne flehte: „Glaubt es nicht.
Was der verlog'ne Schnorrer spricht!"
Jedoch sie war verloren,
Denn was der eine Schnorrer sprach,
Der anü're hat's beschworen.
Der babylonische Staatsanwalt
War in der Sache furchtbar kalt:
Sein Antrag ging auf Steinigung.
Da trat Herr Doktor Daniel auf
Zu Frau Susannas Reinigung.
„Ihr Herrn Gefchwor'nen", Hub er an,
„Der Richter hätte gut getan,
Die Zeugen rasch zu trennen,
Denn einer hilft dem andern 'raus.
Die Schliche muß man kennen."
Als Daniel jeden einzeln frug,
Was jener Herr für Hofen trug,
Der mit der Frau alleine,
Da sprach der eine: „blaukarriert".
Der and're aber: „keine".
Nach dieser Wendung, diesem Sieg,
Der Beifall für Herrn Daniel stieg
Bis auf den höchsten Hihgraü.
Mit einem Schlag war er berühmt
Und wurde früh Justizrat.
Hans Probst.
„Was tun denn Sie, mein lieber Mann, allein da heraußen, ivährend im Wirtshaus ein Mordsleben ist?" — „Nausg'worsen
hab'n s' mich." — „Warum gehen Sic dann nich' nach Hause?" — „Weil ich net kann." — „Warum können Sie das nu' wieder
nich?" — „Weil i' der Wirt bin."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ach so!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4029, S. 124
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg