grausame Lug auf’tischt hat — nur grad der
Förschter is stad g’we’n und hat grad an
fei’m Stockzahn g’suzzelt. „Wart’, Tropf elen-
diger, dir wer’ i’s obatoa", hat er sie’ denkt,
und hat glei’ nachitrumpft.
„Da gibt's gar nix zum Lacha, meine
perrn," sangt er o’ ganz ernsthaft, „bös is
scho’ mogli’! Die G’schicht’ is wahr, mi’m
Eisenbah’fahr’n. Nut dös oane hat er ver-
schwieg’n, der perr Apotheker, was nämli’ der
Dackl mei’m Weidmann und der mir wieder verzählt hat: Auf den-
selbig’n pasen hat er dreimal ’g’schossen und hat 'n dreimal g’fehlt.
Auf bös ’nauf hat ft’ der Brntb denkt: „Du hast
ja rni’ halbert mit deiner Jagerei, du Patzer, du
trauriger, du moanst g’wiß, i’ wer’ dir an pans-
wurschten mach«! Und d’rum is er auf ’n Postzug
’nauf, wie er grad vorbeig’fahr’n is und recht
hat er g’habt. y hätt’ ’s aa’ a so g’machtl
Aber mei’ Feldmann, der hat die G’schicht’
ganz anders o’xackt, wie er ainal in die gleiche
Lag’ komma is. Der hat aa’ amal an’ pasen
aufg’stöbert und dann is’s Rennats losganga, aa’ grad aufs Bahn-
g’leis zua. Und da is grad der Schnellzug komma. Is no’ net
rasch g’fahr’n, weil er
in der Station hat
ausnahmsweis’ halten
muassen, und der
braucht a Zeit, bis er
in Schwung kimmt.
Also, da hat’s
mei’ Feldmann so
schlau ei’g’richt’, hat
den paseir so g’schickt
trieb’n, daß der auf ’n
Zug ’naufmüässenhat,
sunst war er überfahr’» wor’n. Grad ’s Trittbrett vom vorletzten
Mag’n hat er derwischt, und mei' Feldmann dös vom letzten Mag’».
y hab’s ganz deutli' sehg’ir konna. y Hab’ nämli’ a besser’s Glas
wie der perr Apotheker! Also auf die Trittbretter is nacha die
Jagd erst recht losganga, den ganzen Zug vor bis zum Speise-
wag’n, wo grad der Noch beim Fenster ’rausg’fchaugt hat. Der
macht g’schwinds as Türl auf, daß der Pas’ hat ’nei’springa muassen;
hat ja net denkt, daß dös a Totenwag’n sei’ könnt’!
In der Uuchl vom Speisewag’n hat der Koch dos paserl grad
derwischt, wie er auf d’ Anricht’ g’sprunga is, hat ’n nacha ab-
g’murxt — mei’ Feldmann hat zuag’fchaut - und hat ’n regel-
recht ab’zog’n. ITlei’ Feldmann net faul, packt glei’ den leer’»
Balg und schiabt o’ damit. Ulir hat er’n bring» woll’n, damit er
si’ hat ausweis’n könna, wie alles zuaganga is.
Jetzt halft aber do’ bei uns der Schnellzug not! Und is so
scharf g’fahr’n bös lange G’fäll da ’runter. Mas tuat mei’ Feld-
mann? Ziagt der net die Notbrems’, und wia der Zug halft,
’runter vom Trittbrett und auf und davo’. Und hat dann vor
der Paustür’ auf fein’ perrn g’warft, den pafenbalg im Maul!"
Jetzt war’s am Apotheker g’wefen, daß er fi’ hinter die
Vhr’n kratzt hätt’. Aber der hat fi' schnell g’faßt. „Sie, perr
Förster," fragt er, „war dös wirkli’ a Schnellzug?" — „Natürlich’
sagt der und klopft
an sein’pirnkasten,
„wenn doch a
Sxeiscwag’n dabei
war!" — „Also,
bitt’ schön, geln S’,
wenn nta wieda
ainal nach Münka
’nei’fahr’n, nacha
zoag’n S’ mir an
am Schnellzug die
langen Trittbret-
ter!" — Jetzt hat
er aber dem Försch-
tcr g’raucht, net
z’weni’ I
fl, ein Zeitgenolle, welchen
JTus vertcbied’nen Eeidenskelcben
Manch ein tiefer Schluck verdrießt,
Den er müssend nur genießt,
fl fühlt oft den Mut entweichen,
Denn er lieht: 6s wird nicht reichen!
B, ein zweiter Zeitgenosse,
gleichfalls in der Crauerpolfe
Dieser Gegenwart Statist,
Der im selben falle ist,
fühlt genau wie fl bekümmert,
Daß [ein Dasein sich verschlimmert.
A lltlö Iß.
Dun tritt in Ertcbeinung dies:
fl, wenn ihm besonders mies,
Pflegt [ich an den Kopf zu schlagen
Und mit Grübeln sich zu fragen:
Bei dem schweren Stand der Sachen,
(Die kann nur der B es machen ?
B hingegen, wenn in Qualen
Ihm vor seinen lUirttchaffszahlen
Das betrübte Haupt gebogen,
fühlt sich zu dem Ruf bewogen:
Da der Zustand doch so kläglich, —
Donner, wie macht fl es möglich?
Diese Mechselfragen nähmen
Mohl ein schnelles Ende, kämen
Mal zusammen fl und B
Zufallsweile bei Herrn G,
Der, von dem Profit beschwingt,
Uieles käuflich an sich bringt.
Zu bemerken ist noch endlich,
Daß Genannte selbstverständlich
Dur abstrakte Cypen einer
Leider in ganz ungemeiner
Zahl zu findenden konkreten
Zeiterld)einung hier vertreten. d.
Kleines Mißverständnis.
Die Frau Bäckermeisterin: „Sie können sich ein Stück Kuchen verdienen, wenn Sie mir eine Wand abwaschen, vier
Quadratmeter." — Bettlerin (mit leuchtenden Augen): „Bier Quadratmeter Kuchen!"
134
Förschter is stad g’we’n und hat grad an
fei’m Stockzahn g’suzzelt. „Wart’, Tropf elen-
diger, dir wer’ i’s obatoa", hat er sie’ denkt,
und hat glei’ nachitrumpft.
„Da gibt's gar nix zum Lacha, meine
perrn," sangt er o’ ganz ernsthaft, „bös is
scho’ mogli’! Die G’schicht’ is wahr, mi’m
Eisenbah’fahr’n. Nut dös oane hat er ver-
schwieg’n, der perr Apotheker, was nämli’ der
Dackl mei’m Weidmann und der mir wieder verzählt hat: Auf den-
selbig’n pasen hat er dreimal ’g’schossen und hat 'n dreimal g’fehlt.
Auf bös ’nauf hat ft’ der Brntb denkt: „Du hast
ja rni’ halbert mit deiner Jagerei, du Patzer, du
trauriger, du moanst g’wiß, i’ wer’ dir an pans-
wurschten mach«! Und d’rum is er auf ’n Postzug
’nauf, wie er grad vorbeig’fahr’n is und recht
hat er g’habt. y hätt’ ’s aa’ a so g’machtl
Aber mei’ Feldmann, der hat die G’schicht’
ganz anders o’xackt, wie er ainal in die gleiche
Lag’ komma is. Der hat aa’ amal an’ pasen
aufg’stöbert und dann is’s Rennats losganga, aa’ grad aufs Bahn-
g’leis zua. Und da is grad der Schnellzug komma. Is no’ net
rasch g’fahr’n, weil er
in der Station hat
ausnahmsweis’ halten
muassen, und der
braucht a Zeit, bis er
in Schwung kimmt.
Also, da hat’s
mei’ Feldmann so
schlau ei’g’richt’, hat
den paseir so g’schickt
trieb’n, daß der auf ’n
Zug ’naufmüässenhat,
sunst war er überfahr’» wor’n. Grad ’s Trittbrett vom vorletzten
Mag’n hat er derwischt, und mei' Feldmann dös vom letzten Mag’».
y hab’s ganz deutli' sehg’ir konna. y Hab’ nämli’ a besser’s Glas
wie der perr Apotheker! Also auf die Trittbretter is nacha die
Jagd erst recht losganga, den ganzen Zug vor bis zum Speise-
wag’n, wo grad der Noch beim Fenster ’rausg’fchaugt hat. Der
macht g’schwinds as Türl auf, daß der Pas’ hat ’nei’springa muassen;
hat ja net denkt, daß dös a Totenwag’n sei’ könnt’!
In der Uuchl vom Speisewag’n hat der Koch dos paserl grad
derwischt, wie er auf d’ Anricht’ g’sprunga is, hat ’n nacha ab-
g’murxt — mei’ Feldmann hat zuag’fchaut - und hat ’n regel-
recht ab’zog’n. ITlei’ Feldmann net faul, packt glei’ den leer’»
Balg und schiabt o’ damit. Ulir hat er’n bring» woll’n, damit er
si’ hat ausweis’n könna, wie alles zuaganga is.
Jetzt halft aber do’ bei uns der Schnellzug not! Und is so
scharf g’fahr’n bös lange G’fäll da ’runter. Mas tuat mei’ Feld-
mann? Ziagt der net die Notbrems’, und wia der Zug halft,
’runter vom Trittbrett und auf und davo’. Und hat dann vor
der Paustür’ auf fein’ perrn g’warft, den pafenbalg im Maul!"
Jetzt war’s am Apotheker g’wefen, daß er fi’ hinter die
Vhr’n kratzt hätt’. Aber der hat fi' schnell g’faßt. „Sie, perr
Förster," fragt er, „war dös wirkli’ a Schnellzug?" — „Natürlich’
sagt der und klopft
an sein’pirnkasten,
„wenn doch a
Sxeiscwag’n dabei
war!" — „Also,
bitt’ schön, geln S’,
wenn nta wieda
ainal nach Münka
’nei’fahr’n, nacha
zoag’n S’ mir an
am Schnellzug die
langen Trittbret-
ter!" — Jetzt hat
er aber dem Försch-
tcr g’raucht, net
z’weni’ I
fl, ein Zeitgenolle, welchen
JTus vertcbied’nen Eeidenskelcben
Manch ein tiefer Schluck verdrießt,
Den er müssend nur genießt,
fl fühlt oft den Mut entweichen,
Denn er lieht: 6s wird nicht reichen!
B, ein zweiter Zeitgenosse,
gleichfalls in der Crauerpolfe
Dieser Gegenwart Statist,
Der im selben falle ist,
fühlt genau wie fl bekümmert,
Daß [ein Dasein sich verschlimmert.
A lltlö Iß.
Dun tritt in Ertcbeinung dies:
fl, wenn ihm besonders mies,
Pflegt [ich an den Kopf zu schlagen
Und mit Grübeln sich zu fragen:
Bei dem schweren Stand der Sachen,
(Die kann nur der B es machen ?
B hingegen, wenn in Qualen
Ihm vor seinen lUirttchaffszahlen
Das betrübte Haupt gebogen,
fühlt sich zu dem Ruf bewogen:
Da der Zustand doch so kläglich, —
Donner, wie macht fl es möglich?
Diese Mechselfragen nähmen
Mohl ein schnelles Ende, kämen
Mal zusammen fl und B
Zufallsweile bei Herrn G,
Der, von dem Profit beschwingt,
Uieles käuflich an sich bringt.
Zu bemerken ist noch endlich,
Daß Genannte selbstverständlich
Dur abstrakte Cypen einer
Leider in ganz ungemeiner
Zahl zu findenden konkreten
Zeiterld)einung hier vertreten. d.
Kleines Mißverständnis.
Die Frau Bäckermeisterin: „Sie können sich ein Stück Kuchen verdienen, wenn Sie mir eine Wand abwaschen, vier
Quadratmeter." — Bettlerin (mit leuchtenden Augen): „Bier Quadratmeter Kuchen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Feldmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4030, S. 134
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg