4. weshalb er in seinem Kunstdrange den als porträtisten vielgesuchten
Kubisten Moses Würfelzucker mit der Ausführung seines Bildnisses
beauftragte. Hinterhuber in seinem wenig komplizierten Ginn fand
jedoch, daß dem Kunstwerke zu wenig Abrundung innewohne.
5. Als ihm dann gar der transzendentale Bildhauersepp Spinnhirn
ein Nudelbrett mit einem daraufgeschraubten Bohrer überreichte
und behauptete, es wäre das Porträt Hinterhubers, da erlosch
bei letzterem jeder Kunstdrang
I i» E i c r g e s ch ä f t.
„Das Ei ist aber furchtbar
klein fürs Geld." — „Klein ist's
freilich; aber sehen Sie, wenn's
etwa faul sein sollte, da haben Sic
auch nicht so großen Schaden."
Kleinstadt.
Mein Freund Finkeumüller
>var in eine ganz kleine Stadt ge-
zogen. Vier Wochen später fuhr
ich in einem Bummelbähnchen,
ihn zu besuchen.
Leider war Finkenmüller nicht
auf dem Bahnhof. So wandte
ich mich an einen freundlich aus-
sehenden Mann, der mit mir im
Zuge gekommen war, aber er-
sichtlich mit dein Orte bekannt
war. „Ach bitte, wo ist denn
hier die Bohnenstraße?" — „Die
Bohnenstraßc? O, da gehen Sic
ganz einfach-"
Aber der freundliche Mann
beendete seine Auskunft nicht; er
fragte neugierig: „Nach welchem
Hause wollen Sie denn da?" —
„Nach Nmnmcr sieben." — „So,
so — Nummer sieben. Zn wem
denn?" — Das brauchte der Mann eigentlich nicht zu wissen aber
ich sagte doch: „Zu einem gewissen Finkenmüller." — „Zu Finken-
müller?" Der Mann schüttelte den Kopf. „Giebt's hier nicht. Seit
ivann soll denn der da wohnen?" — „Seit bier Wochen." - - „Aha,
das ist tvas anderes!"
Der freundliche Mann war befriedigt. „Ich bin nämlich sechs
Wochen von zu Hause sortgewescn. Ja, und da ist also inzwischen
6. und er setzte die gute alte Photographie wieder an ihren Ehren
platz ein.
der Herr Finkeumüller zugezo-
gen — deshalb konnte ich natür-
lich noch nichts von ihm wissen.
Ja, ja!"
Dann sah mich der freund-
liche Mann ganz besonders
freundlich an. „Wissen Sie, ich
werde Sie nach der Bohnenstraße
Nummer sieben hinführen; — ich
muß mir den Herrn Finkeumüller
doch mal ansehen."
Richtige Diagnose.
„Herr Doktor, ich schlafe so
schlecht, wenn ich spät heim-
komme." — „Lassen Sic sich
scheiden!"
Ein Optimist.
»Ich sag' Ihnen: mit mir ist
nicht gut Kirschen essen." - „Aber
— vielleicht ein anderes Obst."
Wahres G c s ch i ch t ch c ».
„Mein Freund Eduard —
in unserm Kreise „der gescheite
Edi" genannt — hatte die be-
neidenswerte Gabe, alles groß-
artig zu finden, was an, um und
in ihm war. Sv sah er selbstredend auch in seinem Sohn Edi
einen Ausbund von Gescheitheit, der unbedingt der Netter aus der
Not der Zeit würde. Selbstredend studierte Edi junior Jngcnicur-
wisseuschaft wie der Vater, aber ebenso selbstredend fiel er beim
Examen durch. Eduard senior aber erhielt vom Stammtisch eine
schwarzumräuderte Karte mit dein Sinnspruch: „Nicht jedes Edi
Sohn ist ein Edison."
198
Kubisten Moses Würfelzucker mit der Ausführung seines Bildnisses
beauftragte. Hinterhuber in seinem wenig komplizierten Ginn fand
jedoch, daß dem Kunstwerke zu wenig Abrundung innewohne.
5. Als ihm dann gar der transzendentale Bildhauersepp Spinnhirn
ein Nudelbrett mit einem daraufgeschraubten Bohrer überreichte
und behauptete, es wäre das Porträt Hinterhubers, da erlosch
bei letzterem jeder Kunstdrang
I i» E i c r g e s ch ä f t.
„Das Ei ist aber furchtbar
klein fürs Geld." — „Klein ist's
freilich; aber sehen Sie, wenn's
etwa faul sein sollte, da haben Sic
auch nicht so großen Schaden."
Kleinstadt.
Mein Freund Finkeumüller
>var in eine ganz kleine Stadt ge-
zogen. Vier Wochen später fuhr
ich in einem Bummelbähnchen,
ihn zu besuchen.
Leider war Finkenmüller nicht
auf dem Bahnhof. So wandte
ich mich an einen freundlich aus-
sehenden Mann, der mit mir im
Zuge gekommen war, aber er-
sichtlich mit dein Orte bekannt
war. „Ach bitte, wo ist denn
hier die Bohnenstraße?" — „Die
Bohnenstraßc? O, da gehen Sic
ganz einfach-"
Aber der freundliche Mann
beendete seine Auskunft nicht; er
fragte neugierig: „Nach welchem
Hause wollen Sie denn da?" —
„Nach Nmnmcr sieben." — „So,
so — Nummer sieben. Zn wem
denn?" — Das brauchte der Mann eigentlich nicht zu wissen aber
ich sagte doch: „Zu einem gewissen Finkenmüller." — „Zu Finken-
müller?" Der Mann schüttelte den Kopf. „Giebt's hier nicht. Seit
ivann soll denn der da wohnen?" — „Seit bier Wochen." - - „Aha,
das ist tvas anderes!"
Der freundliche Mann war befriedigt. „Ich bin nämlich sechs
Wochen von zu Hause sortgewescn. Ja, und da ist also inzwischen
6. und er setzte die gute alte Photographie wieder an ihren Ehren
platz ein.
der Herr Finkeumüller zugezo-
gen — deshalb konnte ich natür-
lich noch nichts von ihm wissen.
Ja, ja!"
Dann sah mich der freund-
liche Mann ganz besonders
freundlich an. „Wissen Sie, ich
werde Sie nach der Bohnenstraße
Nummer sieben hinführen; — ich
muß mir den Herrn Finkeumüller
doch mal ansehen."
Richtige Diagnose.
„Herr Doktor, ich schlafe so
schlecht, wenn ich spät heim-
komme." — „Lassen Sic sich
scheiden!"
Ein Optimist.
»Ich sag' Ihnen: mit mir ist
nicht gut Kirschen essen." - „Aber
— vielleicht ein anderes Obst."
Wahres G c s ch i ch t ch c ».
„Mein Freund Eduard —
in unserm Kreise „der gescheite
Edi" genannt — hatte die be-
neidenswerte Gabe, alles groß-
artig zu finden, was an, um und
in ihm war. Sv sah er selbstredend auch in seinem Sohn Edi
einen Ausbund von Gescheitheit, der unbedingt der Netter aus der
Not der Zeit würde. Selbstredend studierte Edi junior Jngcnicur-
wisseuschaft wie der Vater, aber ebenso selbstredend fiel er beim
Examen durch. Eduard senior aber erhielt vom Stammtisch eine
schwarzumräuderte Karte mit dein Sinnspruch: „Nicht jedes Edi
Sohn ist ein Edison."
198
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Porträt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1922
Entstehungsdatum (normiert)
1917 - 1927
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 157.1922, Nr. 4038, S. 198
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg