D i e Weisen vom Monopteros
Dr. Rüstig unv Freiherr v. Scheinwerfer wollen den Monopteros zur
Lehrstätte nusbauen. Sie sprechen beim Baugewaltigen vor: „Wir
ersuchen um die Baulizenz zur Erhöhung des Monopteros zu einem
wolkenkratzerähnlichen Monumentalbau-
Gespräch
„Denken Sie sich:
wie ich neulich mit der
Acht über den Karls-
platz fahre, sitzt mir
gegenüber der Goethe,
der denFilm,Mignon'
gentacht hat."
„Das mutz ein
Irrtum sein, die Acht
fährt doch gar nicht
über den Karlsplatz."
„WoS? anWolkenkratzer? Ausg'schloss'n! Dös verschandelt unsre
scheene Kunststadt München."
Berechtigte Frage
„Boit meinen sieben Söhnen studiereit
sechs, und einen latz ich ein Handwerk
leriren."
„Ja, sind Sie so überzeugt davon, datz
der eine die andern sechs einmal alle er-
halten kann?"
„Es ist entsetzlich: wenn ich Tee trinke,
kann ich nicht schlafen."
„Komisch! so verschieden sind die Naturen.
Ich zmn Beispiel, wenn ich schlafe, kann
keinen Tee trinken."
Konkurrenz
Meine beiden Jungen, 7 und 11 Jahre, machen sich durch
Einbringung einer Koksladung in Veit Keller nützlich. Jedem
war eine Mark Arbeitslohn versprochen worden, und sie wach-
ten eifersüchtig darüber, datz keilte fremde Hand diesen Preis
durch Mitarbeit kürzte. Der kleinere Kerl konitte freilich itichk
so fest zupackeit wie der Elfjährige. Als man fertig war, kam
es zu einem friedlichen Streit über das Matz der geleisteten
Arbeit. Der Altere warf dem Jüngere» vor, er habe höchstens
ein Drittel der Kohlen wegschaffen helfeit, er selbst habe zwei
Drittel übernehmen müssen.
„Nein", schreit der Kleine, „du hast höchstens zwei Zweitel
reingeschafft!"
„W e » » dich die böse»
Buben l o ck e it..."
Ella besucht ihre Tante in Prag. Die
Taitte hat Rheumatismus und kait» Ella
itichk begleiten. Aber sie gibt ihr deit gute»
Rat iitit: „Latz dich von keinem Herrn an-
reden! Es sind hier lauter Taschendiebe!"
Am dritten Laden wird Ella angeredet.
Sie satzt krainpfhaft »ach ihrer goldnen
Armbanduhr und geht weiter. Er geht and)
weiter. Sie weiter. Er weiter. Immer
zwischendurch höfliche, leise Anredungsver-
suche. Ella hält krampfhaft die goldne
Uhr fest.
Schlietzlich tritt
eine Dame auf Ella
zu: „Frätileiit, Sie
verstehen nicht Tsche-
chisch ?" „Nein."
„Der Herr sagt Ihnen
zum achtenmal, das;
Sie im Begriff sind,
Ihren Schildpatt-
kamm zti verlieren."
„Aber bitte, wollen Sie nicht wenigstens Die Pläne ansehen?"
„Nanu, Herr Steuerrat, Ihnen stehen aber die Haare heute
zu Berge."
„Ja, denken Sie, ich hatte heute nacht einen entsetzlichen
Traum. Mir träumte, eS wäre auf die Hydra eine Kopfsteuer
festgesetzt worden und ich hätte sie eintreiben müssen."
Schadenfreude
Das dreijährige Lottchen ist recht wild und koinmt oftmals
weinend zur Maina gelaufen. Diese sagt dann stets zu ihr: „Daö
schadet gar nichts. Sei immer hübsch artig." Als nun Lottchens
Mama ein Söhnchen bekoinmt, ruft die Kleine ins Zimmer:
„Schadet gar nichts - immer hübsch artig sein."
„ym — hm — dös sicht ja gor wie »ick Masikrug aus." — „Aber
natürlich, dieö Symbol der Geistigkeit Münchens diente uns ja gerade-
zu zum Vorbild." — „A scheenS Gebäude — net übl! No, do Hains
ne Marke! komms in 'nein halben Zohr wider!"
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Dr. Rüstig unv Freiherr v. Scheinwerfer wollen den Monopteros zur
Lehrstätte nusbauen. Sie sprechen beim Baugewaltigen vor: „Wir
ersuchen um die Baulizenz zur Erhöhung des Monopteros zu einem
wolkenkratzerähnlichen Monumentalbau-
Gespräch
„Denken Sie sich:
wie ich neulich mit der
Acht über den Karls-
platz fahre, sitzt mir
gegenüber der Goethe,
der denFilm,Mignon'
gentacht hat."
„Das mutz ein
Irrtum sein, die Acht
fährt doch gar nicht
über den Karlsplatz."
„WoS? anWolkenkratzer? Ausg'schloss'n! Dös verschandelt unsre
scheene Kunststadt München."
Berechtigte Frage
„Boit meinen sieben Söhnen studiereit
sechs, und einen latz ich ein Handwerk
leriren."
„Ja, sind Sie so überzeugt davon, datz
der eine die andern sechs einmal alle er-
halten kann?"
„Es ist entsetzlich: wenn ich Tee trinke,
kann ich nicht schlafen."
„Komisch! so verschieden sind die Naturen.
Ich zmn Beispiel, wenn ich schlafe, kann
keinen Tee trinken."
Konkurrenz
Meine beiden Jungen, 7 und 11 Jahre, machen sich durch
Einbringung einer Koksladung in Veit Keller nützlich. Jedem
war eine Mark Arbeitslohn versprochen worden, und sie wach-
ten eifersüchtig darüber, datz keilte fremde Hand diesen Preis
durch Mitarbeit kürzte. Der kleinere Kerl konitte freilich itichk
so fest zupackeit wie der Elfjährige. Als man fertig war, kam
es zu einem friedlichen Streit über das Matz der geleisteten
Arbeit. Der Altere warf dem Jüngere» vor, er habe höchstens
ein Drittel der Kohlen wegschaffen helfeit, er selbst habe zwei
Drittel übernehmen müssen.
„Nein", schreit der Kleine, „du hast höchstens zwei Zweitel
reingeschafft!"
„W e » » dich die böse»
Buben l o ck e it..."
Ella besucht ihre Tante in Prag. Die
Taitte hat Rheumatismus und kait» Ella
itichk begleiten. Aber sie gibt ihr deit gute»
Rat iitit: „Latz dich von keinem Herrn an-
reden! Es sind hier lauter Taschendiebe!"
Am dritten Laden wird Ella angeredet.
Sie satzt krainpfhaft »ach ihrer goldnen
Armbanduhr und geht weiter. Er geht and)
weiter. Sie weiter. Er weiter. Immer
zwischendurch höfliche, leise Anredungsver-
suche. Ella hält krampfhaft die goldne
Uhr fest.
Schlietzlich tritt
eine Dame auf Ella
zu: „Frätileiit, Sie
verstehen nicht Tsche-
chisch ?" „Nein."
„Der Herr sagt Ihnen
zum achtenmal, das;
Sie im Begriff sind,
Ihren Schildpatt-
kamm zti verlieren."
„Aber bitte, wollen Sie nicht wenigstens Die Pläne ansehen?"
„Nanu, Herr Steuerrat, Ihnen stehen aber die Haare heute
zu Berge."
„Ja, denken Sie, ich hatte heute nacht einen entsetzlichen
Traum. Mir träumte, eS wäre auf die Hydra eine Kopfsteuer
festgesetzt worden und ich hätte sie eintreiben müssen."
Schadenfreude
Das dreijährige Lottchen ist recht wild und koinmt oftmals
weinend zur Maina gelaufen. Diese sagt dann stets zu ihr: „Daö
schadet gar nichts. Sei immer hübsch artig." Als nun Lottchens
Mama ein Söhnchen bekoinmt, ruft die Kleine ins Zimmer:
„Schadet gar nichts - immer hübsch artig sein."
„ym — hm — dös sicht ja gor wie »ick Masikrug aus." — „Aber
natürlich, dieö Symbol der Geistigkeit Münchens diente uns ja gerade-
zu zum Vorbild." — „A scheenS Gebäude — net übl! No, do Hains
ne Marke! komms in 'nein halben Zohr wider!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Weisen vom Monopteros"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4102, S. 94
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg