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Fliegende Blätter — 160.1924 (Nr. 4092-4118) = 80. Jahrg.

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Nr. 4110
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https://doi.org/10.11588/diglit.3868#0186
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D E R * F R Ü H L I N G

HOLZSCHNITT VON HERMANN VIRL

Frühlingsfreude

Von Gerva MenVelssobn-Schalri-7

Die ersten Krokusse blühten im Vorgarten,- eine Amsel
sang vom Giebel des Vachbarhauses, Herr Meyer befand
sich in der besten Stimmung, als er mit feiner Vachmittags-
zigarrc wieder in die Stadt ging. Auf halbem Wege kam
ihm sein Vachbar Müller entgegen. „Hallo, Herr Meyer,
es wird Frühling. Man vergißt alle Aktien und Preise.
Ich habe für heute Schluß gemacht!"' — — „Ja, ich sehe
es, und Sie haben sogar einen herrlichen Blumenstrauß
im Arm. Man wird wieder jung im Frühling. Süße
Abenteuer, was? Für welchen Vühnenstern wohl diese

zarten Blumen blühen?"-„Vckn, Herr Meyer, Spaß

beiseite, diesen Blumenstrauß schenk' ich meiner Frau - "
„Ihrer Frau? Blumen? Kann man das denn auch, seiner

Frau Blumen schenken?"-„Zawohl, Herr Meyer, und

das ist sogar ganz besonders nett. Wir vergessen ja viel
zu leicht, daß unsere Frauen im Grunde doch noch kleine
Mädchen sind, die sich wie Kinder über jede Freundlicbkcit
freuen,- deshalb schenke ich meiner Frau immer gerne Blu-
men. Besonders im Frühling. Es ist wirklich sehr hübsch.
Versuchen Sie es nur selbst einmal,- Sie werden Ihre
helle Freude erleben."

Im nächjten Blumenladen bestellt Herr Meyer einen
großen Strauß Tulpen. „Ja, bitte, es soll ein schöner,
großer Strauß werden,- vier Dutzend sagen Sie? na
meinetwegen, oder sagen wir dreieinhalb, es darf wirklich
was kosten,- es ist doch nur einmal Frühling im Jahr, und
dieser Strauß soll eine süße Überraschung sein. Also bitte,
um halb sieben muß der Strauß fertig sein,- ich hole ibn
selbst ab."

Kurz vor sieben wandert Herr Meyer mit seinem großen
Blumenstrauß durch die Abenddämmerung nach Hause. Alte
Erinnerungen steigen in ihm auf,- er summt ein Liedchen
vor sich hin, wie damals vor zwanzig fahren. Auf den
Zehenspitzen schleicht er in das Haus, niemand hört ihn,
leise öffnet er die Tür zum Zimmer seiner Frau und legt
ihr von hinten mit einem zarten Kuß auf dir Stirn den
Strauß in den Schoß.

Sie bricht in Tränen aus: „Ach, welch ein Tag! Die
Köchin hat gekündigt, Bubi hat seinen neuen Mantel total
zerrissen, die schöne chinesische Vase ist kaputt gegangen, und
jetzt kommst Du noch betrunken nach Hause!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Frühling"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Virl, Hermann
Entstehungsdatum
um 1924
Entstehungsdatum (normiert)
1919 - 1929
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Holzschnitt

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 160.1924, Nr. 4110, S. 186

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