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Aus dem Tagebuche des Herrn Chung-Atai.
Vergehen als noch größer angesehen werden, als die der Vor-
nehmen, — ist das ganze 3ahr hindurch jeder siebente Tag
(der ein Festtag ist) dazu bestimmt, an welchem fie des
Morgens in die Pagode ihres großen Fo, und des Abends in
die Tempel der Selbstbestrafung gehen müssen, deren Besuch
jedesmal durch große Zettel an den Ecken aller Straßen ge-
setzlich anbcfohlen wird.
Den 26. März.
Wie viel man auch hier zu Lande aus den Zopf hält,
und ihn zu ehren weiß, geht daraus hervor, daß man denje-
nigen Mandarinen eherne Bildsäulen setzt, welche sich durch
einen großen und stattlichen Zopf auszeichnen. So zeigte mir
heute der kleine Ober-lauf-mann unseres Palastes einen solchen
ehernen Gesetz-Mandarin, dessen Zopf allerdings schon von
einem chrenwerthen Fortschritte zeigt, dem himmlischen Reiche
der Mitte ähnlich zu werden. Mit klugem Sinne hat man
um diese Bildsäule herum einen Spielplatz für die Rinder er-
richtet, auf daß die Jugend sich schon bei Zeiten das Bild des
weisen Mandarinen mit dem Zopfe einprägen, und seinem Bei-
spiele Nachfolgen möge.
Meine Schwägerin hat auch hiezu mit ihrer kunstfertigen
Hand ein liebliches Bild verserttgt, und auch mich wiederum
darauf abgemalt.
Meiner lieben Frau fitzt-- — Doch „ein Jeder
kehre den Schnee vor seiner eigenen Thüre, und kümmere sich
nicht um das Glatteis auf seines Nachbars Ziegeln" sagt das
goldene Buch Ming-fin-pao-kien.
In der Kunst des Malens gibt es hier Viel des Wun-
derbaren und Prächtigen, so daß manche Bildwerke in den
zahlreichen gold- und farbenreichen Pagoden, Tempeln und
Hallen selbst einen Vergleich mit den Bildwerken meines himm-
lischen Reiches Dschun-ho erlauben, deren schattenlos liebliche
Farbenheiterkeit hier fichtbarlich und theilweise mit gutem Er-
folge angestrebt ist. Die jüngeren Farbenkünstler dagegen ach-
! ten, gleich mißrathenen Söhnen, diese Art ihrer großen Lehrer
Aus dem Tagebuche des Herrn Chung-Atai.
Vergehen als noch größer angesehen werden, als die der Vor-
nehmen, — ist das ganze 3ahr hindurch jeder siebente Tag
(der ein Festtag ist) dazu bestimmt, an welchem fie des
Morgens in die Pagode ihres großen Fo, und des Abends in
die Tempel der Selbstbestrafung gehen müssen, deren Besuch
jedesmal durch große Zettel an den Ecken aller Straßen ge-
setzlich anbcfohlen wird.
Den 26. März.
Wie viel man auch hier zu Lande aus den Zopf hält,
und ihn zu ehren weiß, geht daraus hervor, daß man denje-
nigen Mandarinen eherne Bildsäulen setzt, welche sich durch
einen großen und stattlichen Zopf auszeichnen. So zeigte mir
heute der kleine Ober-lauf-mann unseres Palastes einen solchen
ehernen Gesetz-Mandarin, dessen Zopf allerdings schon von
einem chrenwerthen Fortschritte zeigt, dem himmlischen Reiche
der Mitte ähnlich zu werden. Mit klugem Sinne hat man
um diese Bildsäule herum einen Spielplatz für die Rinder er-
richtet, auf daß die Jugend sich schon bei Zeiten das Bild des
weisen Mandarinen mit dem Zopfe einprägen, und seinem Bei-
spiele Nachfolgen möge.
Meine Schwägerin hat auch hiezu mit ihrer kunstfertigen
Hand ein liebliches Bild verserttgt, und auch mich wiederum
darauf abgemalt.
Meiner lieben Frau fitzt-- — Doch „ein Jeder
kehre den Schnee vor seiner eigenen Thüre, und kümmere sich
nicht um das Glatteis auf seines Nachbars Ziegeln" sagt das
goldene Buch Ming-fin-pao-kien.
In der Kunst des Malens gibt es hier Viel des Wun-
derbaren und Prächtigen, so daß manche Bildwerke in den
zahlreichen gold- und farbenreichen Pagoden, Tempeln und
Hallen selbst einen Vergleich mit den Bildwerken meines himm-
lischen Reiches Dschun-ho erlauben, deren schattenlos liebliche
Farbenheiterkeit hier fichtbarlich und theilweise mit gutem Er-
folge angestrebt ist. Die jüngeren Farbenkünstler dagegen ach-
! ten, gleich mißrathenen Söhnen, diese Art ihrer großen Lehrer
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aus dem Tagebuche des Herrn Chung-Atai"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)