Zeichnung von 3. Mauder
„Ein frostiger Kerl, dein amerikanischer Freund I?"
„Kunststück, der Mann hat 'n Dutzend Eisfabriken!"
Eyliax ist total abgebrannt,
nachdem er in später Stunde seine
Zeche bezahlt hat. Er bittet
Lenkelmann, mit dem er zusam-
men in der Kneipe gehockt hat:
„Pumpen Sie mir doch zwanzig
Pfennige für die Straßenbahn!"
Lenkelmann sieht in seine
Börse. „Tut mir leid-ich
habe grade nur noch ein Fünf-
markstück."
„Famos l Dann nehme ich mir
ein Auto."
Naiv
„Recht flott spielt Ihr Junge
ja; aber die Seele fehlt."
„Philipp, der Lerr Profeffor
sagt, die Seele fehlt! Ist in dem
Notenbuch vielleicht 'n Blatt aus-
gerissen?"
Unvorsichtig
„Männer sind manchmal zu
schwerfällig. Mein Bräutigam
ist doch so furchtbar kurzsichtig,
aber er hat sich nie entschließen
können, eine Brille zu tragen.
Jetzt Hab' ich ihn endlich dazu
gebracht, daß er zum Augenarzt
gegangen ist."
„Aber Laura— damit hättest
du doch lieber bis nach der Loch-
zeit warten sollen."
„Äer Chef hat wohl schlechte
Laune, daß er die Schreibmaschi-
nendame so anbrüllt?"
„Ach wo, der diktiert Mahn-
briefe !"
Vor- und Nachspiel
Von Gtrg Gilderich
Seit dreißig Jahren befährt die Bötin von Langsteig die
Landstraße zwischen Langsteig und dem Markt Zellhofen, und
noch nicht ein einziges Mal in dieser langen Zeit ist ihr etwas
zugestoßen. Dann aber aus einmal gleich ein ausgiebiger An-
fall mit einem Kaminkehrer als Vor- und einem Amtsrichter
als Nachspiel.
Die Bötin, Barbara Zach mit Namen, war nämlich in
der Mittagshitze und bei dem gemächlichen Paßgang ihres
Schimmels vorn droben auf dem Blahenwagen eingeschlafen.
And es ist wahr: der Schimmel brauchte auch niemand zur
Zügelführung und Aufmunterung; er fand schon selbst nach
Zellhofen und wußte genau, wann er dort einzutreffen hatte.
Der Bolenschimmel brauchte aber auch den Stillstand nicht
oder gar etwa ein Lager, wie es sich seine Lerrin für ihr
Mittagschläfchen zurechtgerichtet hatte; denn als echter und
rechter Schlafwandler schlief der Schimmel im Gehen. Diese
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beruhigten Zustände des Botenfuhrwerks benutzte nun eines
Tags der Rallinger Loisl, der Anband und Kaminkehrergeselle,
der, auf seiner Arbeitstour begriffen, just eine Strecke weit
den gleichen Weg wie das Botenfuhrwerk hatte, kletterte zum
Kutschersitz hinauf, hockte sich neben die schlummernde Zachin
und hielt sich fein still. Darauf geriet jedoch eine kleine, für-
witzige Sommerfliege in die Stulpnase der Bötin und darob
mußte die niesen, und über ihrem Niesgeschmetter erwachte
sie. Da saß der Schwarze neben ihr.
In einem so furchtbaren und berechtigten Schrecken er-
greift man am zweckmäßigsten die Peitsche und haut damit
was Zeug hält auf seinen Schimmel ein, auf daß man mög-
lichst schnell der einsamen Waldstraße entrinne und tunlichst
bald zu Menschen komme. And das tat denn auch die Zachin,
und darob erwachte auch der Schimmel und gab plötzlich Ge-
schwindigkeiten von sich, die ihm keiner zugetraut hätte, und
„Ein frostiger Kerl, dein amerikanischer Freund I?"
„Kunststück, der Mann hat 'n Dutzend Eisfabriken!"
Eyliax ist total abgebrannt,
nachdem er in später Stunde seine
Zeche bezahlt hat. Er bittet
Lenkelmann, mit dem er zusam-
men in der Kneipe gehockt hat:
„Pumpen Sie mir doch zwanzig
Pfennige für die Straßenbahn!"
Lenkelmann sieht in seine
Börse. „Tut mir leid-ich
habe grade nur noch ein Fünf-
markstück."
„Famos l Dann nehme ich mir
ein Auto."
Naiv
„Recht flott spielt Ihr Junge
ja; aber die Seele fehlt."
„Philipp, der Lerr Profeffor
sagt, die Seele fehlt! Ist in dem
Notenbuch vielleicht 'n Blatt aus-
gerissen?"
Unvorsichtig
„Männer sind manchmal zu
schwerfällig. Mein Bräutigam
ist doch so furchtbar kurzsichtig,
aber er hat sich nie entschließen
können, eine Brille zu tragen.
Jetzt Hab' ich ihn endlich dazu
gebracht, daß er zum Augenarzt
gegangen ist."
„Aber Laura— damit hättest
du doch lieber bis nach der Loch-
zeit warten sollen."
„Äer Chef hat wohl schlechte
Laune, daß er die Schreibmaschi-
nendame so anbrüllt?"
„Ach wo, der diktiert Mahn-
briefe !"
Vor- und Nachspiel
Von Gtrg Gilderich
Seit dreißig Jahren befährt die Bötin von Langsteig die
Landstraße zwischen Langsteig und dem Markt Zellhofen, und
noch nicht ein einziges Mal in dieser langen Zeit ist ihr etwas
zugestoßen. Dann aber aus einmal gleich ein ausgiebiger An-
fall mit einem Kaminkehrer als Vor- und einem Amtsrichter
als Nachspiel.
Die Bötin, Barbara Zach mit Namen, war nämlich in
der Mittagshitze und bei dem gemächlichen Paßgang ihres
Schimmels vorn droben auf dem Blahenwagen eingeschlafen.
And es ist wahr: der Schimmel brauchte auch niemand zur
Zügelführung und Aufmunterung; er fand schon selbst nach
Zellhofen und wußte genau, wann er dort einzutreffen hatte.
Der Bolenschimmel brauchte aber auch den Stillstand nicht
oder gar etwa ein Lager, wie es sich seine Lerrin für ihr
Mittagschläfchen zurechtgerichtet hatte; denn als echter und
rechter Schlafwandler schlief der Schimmel im Gehen. Diese
166
beruhigten Zustände des Botenfuhrwerks benutzte nun eines
Tags der Rallinger Loisl, der Anband und Kaminkehrergeselle,
der, auf seiner Arbeitstour begriffen, just eine Strecke weit
den gleichen Weg wie das Botenfuhrwerk hatte, kletterte zum
Kutschersitz hinauf, hockte sich neben die schlummernde Zachin
und hielt sich fein still. Darauf geriet jedoch eine kleine, für-
witzige Sommerfliege in die Stulpnase der Bötin und darob
mußte die niesen, und über ihrem Niesgeschmetter erwachte
sie. Da saß der Schwarze neben ihr.
In einem so furchtbaren und berechtigten Schrecken er-
greift man am zweckmäßigsten die Peitsche und haut damit
was Zeug hält auf seinen Schimmel ein, auf daß man mög-
lichst schnell der einsamen Waldstraße entrinne und tunlichst
bald zu Menschen komme. And das tat denn auch die Zachin,
und darob erwachte auch der Schimmel und gab plötzlich Ge-
schwindigkeiten von sich, die ihm keiner zugetraut hätte, und
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein frostiger Kerl, dein amerikanischer Freund!?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4415, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg