Das neue Panoptikum
For eene Weltstadt, bet is klar,
Jefjecrt sich auch als Bildungsstätte
Und Lockung for die Fremdenschar
Een Wachsfijurenkabinette.
Del jab's schon eenmal in Berlin!
Da kuckte jeder fremde Fast an
Die Wachsfijurenjalerien
Der hochberiehmkenSchau von Eastan.
Da sah man mit dem Ordensstern
Die Kaiser, Keenige und Ferschten,
Sultane und die sonst'jen Herrn,
Die jrade uff dem Flobus herrschten.
Da sah man Tilänner, die jelehrt,
Erfinder und wak sonst jeachtel.
Doch ooch Verbrecher, die empeert
Als INenschheiksabschaum man
betrachtet.
Dann aber machte Caskan Schluß.
Er kam nich' mehr uff seine
Spesen,
Und der Panoptikumsjenuß
War leider for Berlin jewesen.
Det war keen Zustand! Et jeheerk
Doch sowat for 'ne Metropole!
Nu endlich kommt, wak lang entbehrt
Als Mangel am Berliner Wähle!
Im Sommer wird et uffjemacht.
Jijuren kricht et erst fimfhundert.
Doch wird an dausend schon jedacht,
Die man im nächsten Fahr bewundert.
Da wird man manchen jroßen Mann
Und ooch beriehmle Frauen sehen —
Als wenn man mit se reden kann;
Fanz wie lebendig wern'se stehen.
Nur eenes fehlt, wat frieher war:
Bei diese Wachssijurenjruppen,
Da jibt et nischk, wat schauderbar —
Verbrecher sind nich' mang die
Puppen.
Zwar — sowat lockt det Publikum,
Doch woll'n wir's in Berlin riskieren
Und det Feschäfk — wenn's jetzt! —
darum
Mal bloß uff noble Art probieren.
—on.
Wie eine Frau ein Schaufenster sieht-
Stimmen der Zeit
Von Peter Kringel
Deutsche Handwerksburschrn wandern wieder
Die Landwerksburschen wandern
Leute wieder wie eh
Von Bayern bis nach
Flandern,
Vom Brenner bis zur See.
Frau Meist'rin, meine Kappen!
Das letzte Stückchen Brot!
Ich zieh auf Schusters Rappen
Davon im Morgenrot.
Ich merkt es nicht erst heute:
Mir wuchs ja gar ein Bauch!
Drum zieh ich in die Weite
Rach altem Landwerksbrauch.
Und frage vor den Schwellen
And biete Landwerksgruß:
Le, Meister, braucht Ihr
Gesellen?
Le, Mädel, brauchst du 'nen Kuß?
Das Glück liegt auf. den Straßen,
Die Tölpel treten drauf.
Das Gold liegt aus den Gassen —
Lebs auf. Gesell, hebs auf!
Kann dir den Ort nicht nennen:
Die Straßen sind ohne Zahl!
Du mußt es nur erkennen.
Das Glück ist überall.
Höhenrekorde
Ich lese von Löhenrekorden
Mit Sauerstoffmasken und so
Und gebe im Geiste Orden
Und zolle ein freud'ges Oho!
Z denk mir: dös is a Arbat!
Det is een doller Schlauch,
Da oben am Ranga Parbat
Oder im Flugzeug auch.
And so, bei nährer Betrachtung,
Lege ich, ich gesteh,
Allerhand ehrliche Achtung
Vor diesen Lelden der Löh.
And doch: ists das sublimste.
Was uns das Menschsein heißt?
Es gibt noch ganz intimste
Löhenrekorde im Geist.
Rekorde allein sind öde —
Rach Geisteshöhen strebt!
Die werden seit Kant und Goethe
Immer am Schreibtisch erlebt.
Meinen Sie das nicht auch?
Im allgemeinen werden mehr Mädchen geboren als Knaben.
In dem württembergischen Orte Grunbach aber waren im vorigen
Jahre unter 20 Geburten nur 3 Mädchen.
Wenn das in Grunbach weiter so bleibt, werden später ein-
mal die Burschen der Nachbarorte scharf auspassen müssen, daß
es ihnen nicht so ergeht wie den Sabinern mit ihren Sabinerinnen.
* (Fortsetzung Sette 172)
170
und wre er es sieht!!!
For eene Weltstadt, bet is klar,
Jefjecrt sich auch als Bildungsstätte
Und Lockung for die Fremdenschar
Een Wachsfijurenkabinette.
Del jab's schon eenmal in Berlin!
Da kuckte jeder fremde Fast an
Die Wachsfijurenjalerien
Der hochberiehmkenSchau von Eastan.
Da sah man mit dem Ordensstern
Die Kaiser, Keenige und Ferschten,
Sultane und die sonst'jen Herrn,
Die jrade uff dem Flobus herrschten.
Da sah man Tilänner, die jelehrt,
Erfinder und wak sonst jeachtel.
Doch ooch Verbrecher, die empeert
Als INenschheiksabschaum man
betrachtet.
Dann aber machte Caskan Schluß.
Er kam nich' mehr uff seine
Spesen,
Und der Panoptikumsjenuß
War leider for Berlin jewesen.
Det war keen Zustand! Et jeheerk
Doch sowat for 'ne Metropole!
Nu endlich kommt, wak lang entbehrt
Als Mangel am Berliner Wähle!
Im Sommer wird et uffjemacht.
Jijuren kricht et erst fimfhundert.
Doch wird an dausend schon jedacht,
Die man im nächsten Fahr bewundert.
Da wird man manchen jroßen Mann
Und ooch beriehmle Frauen sehen —
Als wenn man mit se reden kann;
Fanz wie lebendig wern'se stehen.
Nur eenes fehlt, wat frieher war:
Bei diese Wachssijurenjruppen,
Da jibt et nischk, wat schauderbar —
Verbrecher sind nich' mang die
Puppen.
Zwar — sowat lockt det Publikum,
Doch woll'n wir's in Berlin riskieren
Und det Feschäfk — wenn's jetzt! —
darum
Mal bloß uff noble Art probieren.
—on.
Wie eine Frau ein Schaufenster sieht-
Stimmen der Zeit
Von Peter Kringel
Deutsche Handwerksburschrn wandern wieder
Die Landwerksburschen wandern
Leute wieder wie eh
Von Bayern bis nach
Flandern,
Vom Brenner bis zur See.
Frau Meist'rin, meine Kappen!
Das letzte Stückchen Brot!
Ich zieh auf Schusters Rappen
Davon im Morgenrot.
Ich merkt es nicht erst heute:
Mir wuchs ja gar ein Bauch!
Drum zieh ich in die Weite
Rach altem Landwerksbrauch.
Und frage vor den Schwellen
And biete Landwerksgruß:
Le, Meister, braucht Ihr
Gesellen?
Le, Mädel, brauchst du 'nen Kuß?
Das Glück liegt auf. den Straßen,
Die Tölpel treten drauf.
Das Gold liegt aus den Gassen —
Lebs auf. Gesell, hebs auf!
Kann dir den Ort nicht nennen:
Die Straßen sind ohne Zahl!
Du mußt es nur erkennen.
Das Glück ist überall.
Höhenrekorde
Ich lese von Löhenrekorden
Mit Sauerstoffmasken und so
Und gebe im Geiste Orden
Und zolle ein freud'ges Oho!
Z denk mir: dös is a Arbat!
Det is een doller Schlauch,
Da oben am Ranga Parbat
Oder im Flugzeug auch.
And so, bei nährer Betrachtung,
Lege ich, ich gesteh,
Allerhand ehrliche Achtung
Vor diesen Lelden der Löh.
And doch: ists das sublimste.
Was uns das Menschsein heißt?
Es gibt noch ganz intimste
Löhenrekorde im Geist.
Rekorde allein sind öde —
Rach Geisteshöhen strebt!
Die werden seit Kant und Goethe
Immer am Schreibtisch erlebt.
Meinen Sie das nicht auch?
Im allgemeinen werden mehr Mädchen geboren als Knaben.
In dem württembergischen Orte Grunbach aber waren im vorigen
Jahre unter 20 Geburten nur 3 Mädchen.
Wenn das in Grunbach weiter so bleibt, werden später ein-
mal die Burschen der Nachbarorte scharf auspassen müssen, daß
es ihnen nicht so ergeht wie den Sabinern mit ihren Sabinerinnen.
* (Fortsetzung Sette 172)
170
und wre er es sieht!!!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie eine Frau das Schaufenster siegt ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1935
Entstehungsdatum (normiert)
1930 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 183.1935, Nr. 4676, S. 170
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg