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Der graue Mann

hatte. Leutselig fragte er in seiner knappen Art den Besucher,
der eigentlich nicht in dem Park hätte sein dürfen: „Na, auch
mal hier Gegend ansehen?"

„Za, Majestät!" antwortete der graue Mann.

„Äm! Keine Torwache da gewesen?"

„Ja, Majestät!"

„Na, die muß ihm doch den Eintritt verwehrt haben."

„Ja, Majestät!"

„Aber er ist ja doch 'reingekommen. Wie hat er das gemacht?"

„Ja, Majestät!" sagte der graue Mann wieder nur.

Sebald VII. wurde ungeduldig. „Zst doch keine Antwort! Ist
er über die Mauer gesprungen?"

„Ja, Majestät!"

„Donnerwetter, das ist ja nicht möglich! Die Mauer ist 70 Fuß
hoch. Er kann wohl gar über das ganze Schloß springen?"

„Ja, Majestät!"

Sebald VII. stieß seinen Stock heftig auf den Boden. „Kat er
denn seinen ordentlichen Verstand?"

„Ja, Majestät!"

„Äimmeldonnerwetter — dann bin ich am Ende verrückt?"

„Ja, Majestät!" sagte der graue Mann sehr bescheiden. Aber
dann verbeugte er sich vor dem Premierminister Dr. Cujacius.

„Gestatten Euer Exzellenz mir eine Erklärung, die ich Seiner Maje-
stät nicht geben kann


„Sieh, Anna, eine Birne, ein Apfel, eine Pflaume und eine
Aprikose werden wir ernten."

„Fein, davon mach ich Vierfrucht-Marmelade."

Das Deckengemälde „Wie festlich und erhaben
stimmt mich dieserAnblick! Wasfühlstdudenn,Theo?"
„Meinen Kragenknopf!"

Aufforderung

„Mann, der Tabak, den Sie da rauchen, riecht ja furchtbar!"

„So? Ja, das haben heute schon vier Äerren gesagt. Aber die haben
mir jeder fünfzig Pfennig gegeben, damit ich mir anderen kaufe!"

Vorsichtig

Peter stand vor dem Schaufenster der Schokoladenhandlung. Ein älterer
Lerr trat näher: „Na, was möchtest du denn wohl gern haben?"

Meinte Peter: „Na, wat wolln Sie denn anlegen?"

Der Vorbestrafte

Ein minderjähriger Radfahrer hatte einen Mann sehr empfindlich ange-
fahren und stand deshalb vor Gericht. Auf des Richters Frage an
den Angeklagten, ob er schon vorbestraft sei, antwoitete der Bursche:

„Ja — denn er hat mir auf der Stell zwoa Mordswatschen abaghaut."

Ich würde nämlich sehr gern mir den Park weiter ansehen,
besonders den gerühmten Amoenenpavillon, und das kann ich doch Seiner Majestät
nicht sagen."

„Mag er ja ansehn — den ganzen Krempel! Warum kann er mir das nicht
sagen?" knurrte Sebald VII.

Aber der graue Mann verbeugte sich wieder vor dem Premierminister. „Nicht
wahr, Exzellenz: wenn ich das Seiner Majestät sagen würde, dann müßte ich doch
sofort den Park verlassen. Denn überall im Lande habe ich gehört: bei Seiner
Majestät darf man nur Ja sagen. Sonst wird man 'rausgeschmissen."

Sebald V». pfiff durch die Zähne und sah dann lange auf den Boden. Endlich
winkte er dem Premierminister und zeigte auf den grauen Mann. „Mal 500 aufzählen!"

„Zu Befehl, Majestät!" sagte Dr. Cujacius. „Auf die Fußsohlen oder
auf den — —?"

„Quatsch I Dukaten!" erllärte Sebald VII. und ging dann allein ins Schloß zu-
rück, um nachzudenken. Dr. Cujacius nahm den grauen Mann zur Kasse mit. Aber
als er dann langsam und umständlich de» Geldschrank aufschloß, verschwand der
graue Mann und wurde nie wieder gesehen.

Mit Sebald VII. aber ging von diesem Tage an jener für das Land so segens-
reiche Amschwung vor sich. Dr. Cujacius wurde entlassen und an seine Stelle
Matthäus von Löwenstein, der begabte Sohn des einstigen Premierministers Ados V.
berufen. And auch sonst umgab sich der König mit klugen Ratgebern, auf deren
Meinungen und Gründe er gern hörte. And niemals nahm er es übel, wenn
jemand nein zu ihm sagte.

Wie erwähnt: diese Geschichte soll in den leider in keiner Bibliothek mehr zu
findenden und wohl für immer in Verlust geratenen Annalen des Jakob Meliffan-
der gestanden haben. Aber vielleicht ist sie auch nur von einem gewandten Schrift-
steller erfunden worden.


„Regen Sie sich »ich so uff, junge Frau,
eenmal müssen Se se ja doch uffkleppern!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sieh, Anna, eine Brine, ein apfel, eine Pflaume und eine Aprikose werden wir ernten" "Das Deckengemälde" "Regen Sie sich nich so uff, junge Frau, eenmal müssen Se se ja doch uffkleppern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bauer, Max
Croissant, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 185.1936, Nr. 4757, S. 213
 
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