Wohin mit den Händen?
Der Lehrer nahm mit den Schülern
die verschiedenen Kleidungsstücke durch.
Alle möglichen waren ihm schon auf-
gezählt worden, nur die Landschuhc
hatte noch niemand genannt.
Der Lehrer wollte daraus Helsens
„Wer von euch kann mir ein Kleidungs-
stück nennen, das für die Lände gehört?"
Sogleich flogen die Finger in die
Löhe. „Nun also, Michl, sag's du!"
„Die Losentaschen," sagte der Michl.
Ein unruhiger Gast
Die Stammtischkellnerin zu Lerrn
Niedermaier, der sich eben am Stamm-
tisch niederlassen will: „Da können S'
nicht her, Lerr Niedermaier. Den Play
will jetzt der Lerr Apotheker."
Lerr Niedermaier: „Jetzt schau mir
einer den Apotheker an! Volle acht
Jahr hat er seinen Platz hier in der
Ecke gehabt; dann ist er fünf Jahre
lang dort unterm Spiegel gehockt und
darauf mindestens ebenso lang am Fens-
ter. Und jetzt will er plötzlich wieder
den Platz in der Ecke! Ja, hat denn der
Mann Quecksilber im Leib?"
Polderjahn erkundet einen Weg
Von Peter Rovinson
Der alte Polderjahn ist ein gutmüti-
ger Mensch. Aber er läßt sich auch nichts
gefallen, und wenn sich jemand ihm
gegenüber in ungehöriger Weise auf-
führt, dann wünscht er gerechte Ahndung, und oft gelingt ihm das sein. Da fiel ihm ein, daß dort in der Gegend ein alter Schulfreund
auf irgend eine besondere Art. Davon wissen seine Bekannten von ihm, Tobias Kluck, auf einem recht abseits gelegenen Gute
manche Geschichte. So auch diese. Hausen müßte. Wie war doch der Name? Nichtig: Klein-Pöttchen-
Polderjahn erholte sich an der Ostsee; es mag in Kolberg gewesen dorp, Post Niebelswalde.
Nicbclswalde war, wie sich auf einer Karte feststellen ließ, nicht
schwer zu erreichen, und nach Klein-Pöttchendorp mußte es dann
auch nicht mehr so weit sein. Also schrieb Polderjahn an Tobias
Kluck und fragte an, ob ein Besuch angenehm wäre. Umgehend kam
Antwort: Tobias fieute sich mächtig. Und Polderjahn sollte doch
ja zum Mittagessen kommen.
Darauf mietete Polderjahn sich eines Tages nach dem Frühstück
ein Auto und fuhr los. Der Schofför >var ein netter junger Mann,
der mit schöner Offenheit eingestand, daß er zwar den Weg nach
Niebelswalde wüßte, aber wie es dann weiter nach Klein-Pöttchen-
dorp ginge — davon hätte er keine Ahnung. Nu», man würde sich
ja erkundigen können.
Mitten in der einzigen Straße von Niebelswalde wurde halt
gemacht. Rechts lag das Wirtshaus und links ein Kramladen, mit
dem, wie ein Schild auswies, die Postagentur verbunden war. Der
Krämer und Postmensch — wie aus seiner Mütze zu vermuten —
stand vor der Tür. „Den werd' ich jetzt nach dem Weg fragen,"
meinte der Schofför, und Polderjahn, um sich die Beine etwas zu
vertreten, ging mit ihm.
„WogeihtdathierwollnahKlein-Pöttchendorp?"fragtederSchofför,
in liebenswürdiger Anpassung sich des ländlichen Dialekts bedienend.
Aber der Postagent zeigte ein sehr unfreundliches Gesicht, und
auf den Dialekt ließ er sich nicht ein. „Ich Hab' keine Lust, Ihnen
das zu beschreiben," lautete seine unvermutete und in grobem Tone
erteilte Antwort.
„Na na, ich Hab' Ihnen doch nichts getan," begütigte der Schofför.
„Sie werden doch hier in der Gegend Bescheid wissen,und deshalb-"
Sonntagsjäger
(Fortsetzung Seite 231)
229
Der Lehrer nahm mit den Schülern
die verschiedenen Kleidungsstücke durch.
Alle möglichen waren ihm schon auf-
gezählt worden, nur die Landschuhc
hatte noch niemand genannt.
Der Lehrer wollte daraus Helsens
„Wer von euch kann mir ein Kleidungs-
stück nennen, das für die Lände gehört?"
Sogleich flogen die Finger in die
Löhe. „Nun also, Michl, sag's du!"
„Die Losentaschen," sagte der Michl.
Ein unruhiger Gast
Die Stammtischkellnerin zu Lerrn
Niedermaier, der sich eben am Stamm-
tisch niederlassen will: „Da können S'
nicht her, Lerr Niedermaier. Den Play
will jetzt der Lerr Apotheker."
Lerr Niedermaier: „Jetzt schau mir
einer den Apotheker an! Volle acht
Jahr hat er seinen Platz hier in der
Ecke gehabt; dann ist er fünf Jahre
lang dort unterm Spiegel gehockt und
darauf mindestens ebenso lang am Fens-
ter. Und jetzt will er plötzlich wieder
den Platz in der Ecke! Ja, hat denn der
Mann Quecksilber im Leib?"
Polderjahn erkundet einen Weg
Von Peter Rovinson
Der alte Polderjahn ist ein gutmüti-
ger Mensch. Aber er läßt sich auch nichts
gefallen, und wenn sich jemand ihm
gegenüber in ungehöriger Weise auf-
führt, dann wünscht er gerechte Ahndung, und oft gelingt ihm das sein. Da fiel ihm ein, daß dort in der Gegend ein alter Schulfreund
auf irgend eine besondere Art. Davon wissen seine Bekannten von ihm, Tobias Kluck, auf einem recht abseits gelegenen Gute
manche Geschichte. So auch diese. Hausen müßte. Wie war doch der Name? Nichtig: Klein-Pöttchen-
Polderjahn erholte sich an der Ostsee; es mag in Kolberg gewesen dorp, Post Niebelswalde.
Nicbclswalde war, wie sich auf einer Karte feststellen ließ, nicht
schwer zu erreichen, und nach Klein-Pöttchendorp mußte es dann
auch nicht mehr so weit sein. Also schrieb Polderjahn an Tobias
Kluck und fragte an, ob ein Besuch angenehm wäre. Umgehend kam
Antwort: Tobias fieute sich mächtig. Und Polderjahn sollte doch
ja zum Mittagessen kommen.
Darauf mietete Polderjahn sich eines Tages nach dem Frühstück
ein Auto und fuhr los. Der Schofför >var ein netter junger Mann,
der mit schöner Offenheit eingestand, daß er zwar den Weg nach
Niebelswalde wüßte, aber wie es dann weiter nach Klein-Pöttchen-
dorp ginge — davon hätte er keine Ahnung. Nu», man würde sich
ja erkundigen können.
Mitten in der einzigen Straße von Niebelswalde wurde halt
gemacht. Rechts lag das Wirtshaus und links ein Kramladen, mit
dem, wie ein Schild auswies, die Postagentur verbunden war. Der
Krämer und Postmensch — wie aus seiner Mütze zu vermuten —
stand vor der Tür. „Den werd' ich jetzt nach dem Weg fragen,"
meinte der Schofför, und Polderjahn, um sich die Beine etwas zu
vertreten, ging mit ihm.
„WogeihtdathierwollnahKlein-Pöttchendorp?"fragtederSchofför,
in liebenswürdiger Anpassung sich des ländlichen Dialekts bedienend.
Aber der Postagent zeigte ein sehr unfreundliches Gesicht, und
auf den Dialekt ließ er sich nicht ein. „Ich Hab' keine Lust, Ihnen
das zu beschreiben," lautete seine unvermutete und in grobem Tone
erteilte Antwort.
„Na na, ich Hab' Ihnen doch nichts getan," begütigte der Schofför.
„Sie werden doch hier in der Gegend Bescheid wissen,und deshalb-"
Sonntagsjäger
(Fortsetzung Seite 231)
229
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sonntagsjäger"
"Bleibt bloß weg - wir sind froh, daß wir allein sind!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1936
Entstehungsdatum (normiert)
1931 - 1941
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)