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Der Nußknacker

Am nächsten Tage kaufte Steinbrinck sich eine Kokosnuß, eine
gewichtige Kokosnuß. Abends versuchte er es erst gar nicht mit der
Arbeit, denn nebenan wurde munter geknackt. Aber er stellte eine
Taschenweckeruhr aus 4 Ahr, und als diese frühe Stunde schlug, sprang
er aus dem Bett, nahm die Kokosnuß und schleuderte sie auf den
Boden, dicht neben die Wand, hinter der Lonigs Bett stand. Bums!
krachte es. And dann wieder und wieder: Bums — bums! Er durfte
das unbesorgt tun, denn unterhalb war ein Laden und oberhalb ein
Büro, ein übrigens sehr nützliches Büro, nämlich für Kreditbeschaf-
fung. Frau Tiebusch aber schlief in einem entlegenen Linterzimmer.

Bums — bums! Nach fünf Minuten wurde nebenan schüchtern
gegen die Wand geklopft: Tack — tack! Steinbrinck nahm seine
Kokosnuß und antwortete mit: Bums — bums! Erst um 5 Ahr hörte
er aus, schlüpfte wieder ins Bett und schlief noch ausgezeichnet.

Als der Schriftsteller am Abend dieses Tages von feinem Spa-
ziergang nach Lause kam, wartete Lorenz Lonig bereits auf ihn.
Er sah matt und etwas gequält aus. „Entschuldigen Sie, Lerr Stein-
brinck, aber heute ganz früh haben Sie mich aus dem besten Schlaf
gerissen. Ich habe dann auch nicht wieder einschlafen können, und ich
habe Ihnen doch erzählt, daß ich gewöhnt bin, bis 7 Ahr zu schlafen.
Ganz kaputt bin ich heute gewesen, und im Geschäft habe ich einen
schrecklichen Fehler gemacht: einen Posten Malagatrauben habe ich
unter Korinthen gebucht."

„Das tut mir leid, Lerr Lonig, aber Sie dürfen sich nicht beschweren,
denn ich bin nur Ihrem Rate gefolgt. Bitte, überzeugen Sie sich!"

Steinbrinck nahm den Südfrüchtebuchhalter in sein Zimmer und
zeigte ihm die Kokosnuß. „Da — ich werde mich jetzt auch haupt-
sächlich von Nuß ernähren. Aber nicht abends, denn da habe ich
keine Zeit, sondern morgens, und ich habe eine Kokosnuß gewählt,
weil mir ihre Milch zum Frühstück recht passend scheint. Leute habe
ich sie allerdings nicht aufgekriegt, aber morgen früh wird das schon
gehen; da werde ich auf den Tisch einen Stuhl stellen, und dann
werde ich auf den Stuhl klettern, damit ich die Kokosnuß aus größerer
Löhe hinabschleudern kann."

Lorenz Lonig fuhr sich wild in sein langes blondes Laar. „Liber
eine Kokosnuß läßt man sich doch zersägen, Lerr Steinbrinck!"

Steinbrinck legte ihm die Land auf die Schulter. „Nein, Lerr
Lonig, das würde ein unnatürliches Verfahren sein. Denken Sie
doch an jene Tiere, die Kokosnüsse verzehren! Wie macht es der
Affe mit einer Kokosnuß? Er schleudert sie vom Baum auf den
Boden, daß sie zerbirst. Ich kann Ihnen nicht helfen, Lerr Lonig;
Sie müssen dann eben nicht so lange schlafen. Ich würde Ihnen gern
entgegenkommen, aber jedes Entgegenkommen findet eine Grenze an
den Forderungen der Gesundheit und der Natur."

Darauf wandte sich Lorenz Lonig wortlos ab. An diesem Abend
konnte der Schriftsteller Steinbrinck gut arbeiten, denn kein Knacken
war von nebenan zu hören, und so blieb es auch weiterhin. „Er hat
es aufgegeben," dachte Steinbrinck. „Wahrscheinlich bringt er sich
jetzt nur die Nußkerne mit."

Aber das war ein Irrtum. Steinbrinck begegnete der Frau
Tiebusch im Korridor, wie sie gerade aus Lonigs Zimmer mit dem zu-
sammengelegten Bettlaken herauskam. „Das muß ich jetzt immer auf
dem Küchenbalkon ausschütten," erklärte sie. „Es sind immer Neste
von Nußschalen im Bett: der Lerr Lonig scheint seine Nüsse unter
der Bettdecke zu knacken."

Eine Wiener Buchhandlung inserierte Anfang Dezember:
„Kaufen Sie die Bücher, 4>ie Sie zu Weihnachten verschenken
wollen, schon heute. Sie können sie dann noch selber vorher lesen. —"

Das Schnitzel

Schnissel ißt Schnitzel. Im Restaurant.

Schnissel ruft: „Kellner! Noch ein Schnitzel! And das Be-
schwerdebuch."

Der Kellner bringt beides.

Der Gast geht. Der Wirt kommt.

„Was hat er ins Beschwerdebuch hineingeschrieben?" fragt er.
Der Kellner sagt: „Geschrieben hat er nichts hinein. Aber
das zweite Schnitzel hat er hineingeklebt."

Humor des Auslandes

Die Meinung ändert sich

„Es gab eine Zeit, Erich, wo du sagtest, ich sei für dich die
ganze Welt!"

„Gewiß, Alice, aber seitdem habe ich mich mit Astronomie
beschäftigt!" * (Estrabladet)

Die Hauptattraktion

Das Städtchen erhielt den Besuch eines kleinen Zirkus. Die
Sensation war ein Käfig, in welchem ein Tiger und ein Schaf fried-
lich miteinander hausten.

„Laben denn die Tiere niemals Streit?" fragte jemand.
„Ziemlich selten," sagte der Stallmeister, „und wenn es mal vor-
kommt, dauert es höchstens ein paar Minuten!"

„And dann?"

„Ja, dann kaufen wir natürlich em neues Schaf!" (Söndagnisse)
Beinahe

„Ich habe heute beinahe Ihren Mann gesehen, Frau Bertram!"
„Beinahe meinen Mann gesehen? Wie soll ich das verstehen?
Entweder Sie haben meinen Mann gesehen, oder Sie haben ihn
nicht gesehen, sollte ich denken!"

„Es ist aber doch so! Ihr Mann ist doch Schutzmann, nicht wahr?"
„Jawohl!"

„Nun, ich habe einen Schutzmann Nr. 396 getroffen, und er hat
doch die Nummer 397!" (-rit-sits)

M/tg iö4 dce nme

„Ausgezeichnet,-sicher „Noch weniger?"
ist sie aber nicht billig." „Dawohl, 50 Pf. die große
„Na, rate mal." Tube, die kleine 25 Pf."

„1 Mark?" „Falsch!" „Fabelhaft, dabei so gut."
„80 Pf.?" „Auch falsch." „Dabei bleiben wir."

Bei Anfragen oder Bestellungen wollen Sie sich gefl. auf die „Fliegenden Blätter“ beziehen.

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