„Ein unverschämter Kerl, unser Mathematiklehrer! ,Sie träumen ja schon wieder^
hat er zu mir gesagt." — „Ich hätte geantwortet: Aber nicht von Ihnen!"
Gäste zum Abendeffen
Von Ralph tlrban
„Die Laberkorns haben angerufen," sagte
Frau Noll zu ihrem Mann, als er mittags
nach Lause kam. „Wir sollen morgen zum
Abendessen hinkommen."
Lerr Noll richtete die Augen gegen die
Decke. „O weh," seufzte er, „da gibt es
wieder Gemüseschnitzel."
„And Käse," fügte die bessere Lälfte
hinzu, „wo ich ihn doch nicht ausstehen
mag. Aber wir sind ihnen den Gegenbesuch
schuldig."
„Bei uns haben sie Fisch bekommen,"
meinte Lerr Noll und lächelte ein wenig
boshaft, „den können sie auch nicht leiden."
»Fisch ist gesund, und außerdem kommt
er billig," rechtfertigte sich die Lausfrau.
„Auch Gemüseschnitzel und Käse sind
weder ungesund noch teuer," erklärte Lerr
Noll und behielt ausnahmsweise das letzte
Wort.
Am nächsten Abend saß das Ehepaar
schon um halb sechs Ahr im Autobus. Die
Laberkorns wohnten nämlich draußen in
einem schönen Vorort, und bei dem präch-
tigen Wetter lohnte es sich schon, vorher
dort noch einen Spaziergang zu machen.
„Eigentlich," meinte Lerr Noll einmal
während der Fahrt, „eigentlich habe ich
schon jetzt Lunger wie ein junger Wolf.
Das wird ein trauriger Abend werden."
Lerr und Frau Noll stiegen an der
Endhaltestelle aus, die in nächster Nähe
der Laberkornschen Villa gelegen war. Sie
wollten nach einem großen Amweg durch
den Wald pünktlich um sieben Ahr dort
eintreffen.
Schräg gegenüber der Laltestelle be-
fand sich ein Gasthof. Lerr Noll blieb
plötzlich stehen und schnupperte. „Du," sagte er, „da riecht es fein
nach Braten. Wie wäre es, wenn wir eine Kleinigkeit zu uns
nähmen?"
Frau Noll hatte diesmal gegen die Kleinigkeit nichts einzuwenden.
So kam es, daß Lerr Noll bald daraus in der freundlichen Gaststube
beim Ober zweimal Suppe, einen Schweinebraten mit gemischtem
Salat und eine Viertel-Ente mit Rotkraut bestellte. Dann schnalzte
er mit der Zunge und sprach: „So, das Gemüseschnitzel bei Laber-
korns essen wir später anstatt der Nachspeise."
Das Gasthaus war um diese Zeit noch schwach besucht. Das Ehe-
paar Noll befand sich daher allein in der Wirtsstube. Aber im Zimmer
daneben saß noch jemand, man hörte von dort gedämpft eine Frauen-
und eine Männerstimme. Eben eilte der Ober mit einem Tablett nach
jenem Raum. (Fortsetzung Seit« 233)
d_- '
Vom Regen in die Traufe
21!
hat er zu mir gesagt." — „Ich hätte geantwortet: Aber nicht von Ihnen!"
Gäste zum Abendeffen
Von Ralph tlrban
„Die Laberkorns haben angerufen," sagte
Frau Noll zu ihrem Mann, als er mittags
nach Lause kam. „Wir sollen morgen zum
Abendessen hinkommen."
Lerr Noll richtete die Augen gegen die
Decke. „O weh," seufzte er, „da gibt es
wieder Gemüseschnitzel."
„And Käse," fügte die bessere Lälfte
hinzu, „wo ich ihn doch nicht ausstehen
mag. Aber wir sind ihnen den Gegenbesuch
schuldig."
„Bei uns haben sie Fisch bekommen,"
meinte Lerr Noll und lächelte ein wenig
boshaft, „den können sie auch nicht leiden."
»Fisch ist gesund, und außerdem kommt
er billig," rechtfertigte sich die Lausfrau.
„Auch Gemüseschnitzel und Käse sind
weder ungesund noch teuer," erklärte Lerr
Noll und behielt ausnahmsweise das letzte
Wort.
Am nächsten Abend saß das Ehepaar
schon um halb sechs Ahr im Autobus. Die
Laberkorns wohnten nämlich draußen in
einem schönen Vorort, und bei dem präch-
tigen Wetter lohnte es sich schon, vorher
dort noch einen Spaziergang zu machen.
„Eigentlich," meinte Lerr Noll einmal
während der Fahrt, „eigentlich habe ich
schon jetzt Lunger wie ein junger Wolf.
Das wird ein trauriger Abend werden."
Lerr und Frau Noll stiegen an der
Endhaltestelle aus, die in nächster Nähe
der Laberkornschen Villa gelegen war. Sie
wollten nach einem großen Amweg durch
den Wald pünktlich um sieben Ahr dort
eintreffen.
Schräg gegenüber der Laltestelle be-
fand sich ein Gasthof. Lerr Noll blieb
plötzlich stehen und schnupperte. „Du," sagte er, „da riecht es fein
nach Braten. Wie wäre es, wenn wir eine Kleinigkeit zu uns
nähmen?"
Frau Noll hatte diesmal gegen die Kleinigkeit nichts einzuwenden.
So kam es, daß Lerr Noll bald daraus in der freundlichen Gaststube
beim Ober zweimal Suppe, einen Schweinebraten mit gemischtem
Salat und eine Viertel-Ente mit Rotkraut bestellte. Dann schnalzte
er mit der Zunge und sprach: „So, das Gemüseschnitzel bei Laber-
korns essen wir später anstatt der Nachspeise."
Das Gasthaus war um diese Zeit noch schwach besucht. Das Ehe-
paar Noll befand sich daher allein in der Wirtsstube. Aber im Zimmer
daneben saß noch jemand, man hörte von dort gedämpft eine Frauen-
und eine Männerstimme. Eben eilte der Ober mit einem Tablett nach
jenem Raum. (Fortsetzung Seit« 233)
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Vom Regen in die Traufe
21!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ein unverschämter Kerl, unser Mathematiklehrer!" "Vom Regen in die Traufe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4915, S. 211
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg