„bibsi‘‘
Fischstand, so dicht, fallen
ihr die berühmten Schup-
pen von den Augen. And
Jubiläumsfeier hat er ge-
sagt!? Nein, diese Frivoli-
tät hätte sie ihm bei aller
Schlechtigkeit nicht zuge-
traut. *
Als am Abend der Lerr
Kommerzialrat nach Lause
kommt, erwidert seine Ge-
mahlin den Gruß nicht. Sie
sitzt auf dem Sofa und sieht
mit leeren Augen, wie
Schiffersfrauen auf ergrei-
fenden Gemälden über das
Laff Hinblicken, ob sich noch
immer nicht die ersehnte
Brigg zeige, so sieht die
Frau Kommerzialrat über
das Pianoforte hinweg in
den dämmerigen Salon.
„Ja, was ist denn? Was
ist denn geschehen? Was
hast du denn?"
„Nichts," erwidert sie
mit grufttiefer Stimme.
„Willst du mir nicht
vielleicht das Theater er-
klären?"
Sie (mit tiefem Doppel-
sinn): „Willst du es mir
nicht erklären?"
„Ja, zum Teufel, glaubst
du, ich habe Lust, Rätsel
zu raten, wenn man den
ganzen Tag gearbeitet hat
und am Abend müde nach
Laus kommt?"
Herrliches Spiel
„Ich als Bildhauer bewundere das Spiel der Rückenmuskeln noch mehr."
Die Tür kracht dröhnend
zu. Frau Kommerzialrat
legt das Gesicht in die
Lände und weint.
Grund: Pips!. — Lerr
Kommerzialrat stürzt un-
terdessen in das Kinder-
zimmer : „Na, was ich heute
von dir gehört habe. Schön
führst du dich ja auf!Stolz
kann ich auf meinen Lerrn
Sohn sein! Die ganze Klasse
unterhält er mit seinen dum-
men Antworten. Du, wart
nur, ich werde dir schon..."
Als der Kommerzialrat
das Zimmer verläßt, legt
der Sohn — allerdings
nicht das Gesicht — in die
Lände und weint.
Grund: bibsi.
Währenddem begeben
sich der Kommerzialrat in
sein Arbeitszimmer. Er
stützt wütend das Kinn in
die Fäuste, verwünscht die
ganze Welt und insbeson-
dere sein kommerzialrät-
liches Dasein.
Grund: Pipsi und bibsi.
Das hat mit seinem Per-
fectum das Verbum „bibo"
getan.
Der Gimpelfänger
„Emil hat Ilse angedich-
tet." — „Und sie ist ihm
natürlich auf den Reim
gegangen."
Bedauerlich
„Lau nicht so daneben, Ilse," hält Mama sich die Ohren zu.
„Auf dem Klavier liegt das kleine f ganz wo anders als auf
der Schreibmaschine, Mutti," klagt die junge Dame.
Waldeslust
„Wie haben Sie eigentlich Ihren Gatten kennen gelernt?"
„Ich suchte Waldmeister und fand einen Forstmeister."
Vorrat
„Immer mußt du anfangen zu rechnen, Karl . . jetzt Hab ich
ganz die Laune verloren."
„Das macht nichts, Gina, du hast ja so viele Launen."
Der Frauenkenner V°» Ralph urban
Lerr Frisch wartete bei der Ahr im Stadtpark. Ab und zu blickte
er vorwurfsvoll auf ihre Zeiger, die nichts dafür konnten und
es außerdem gewöhnt waren. Er stand nämlich in einer kleinen Mulde,
die von den Fußabdrücken all der Männer stammte, die gleich ihm
hier gewartet hatten. Viele Tropfen höhlen den Stein. Der Tropfen
Frisch höhlte allerdings erst seit fünfzehn Minuten, und zwar an-
läßlich des Mädchens Gabriele. Die flüchtige Bekanntschaft mit der
Schönen verdankte er zwei Tänzen beim Fünf-Ahr-Tee am letzten
Sonntag. Das einzige, was er von ihr damals erfahren konnte, war
der Name Gabriele, ansonsten übte das Mädchen Zurückhaltung.
17 Ahr 24.
„Eine Minute noch," löste es sich als Fetzen eines Selbstgesprächs
von des Mannes Lippen, „dann gehe ich!"
Warum kam das Biest auch nicht? Wo er sich doch besonders
sorgfältig rasiert und noch mit Kölnischwasser nachgewaschen hatte.
17 Ahr 31. Lerr Frisch gab weitere vier Minuten drauf. Den
ganzen Tag hatte er im Büro nur Männchen gezeichnet und an
Gabriele gedacht, und jetzt versetzte sie ihn. Des Mannes erste
grauen Laare entstehen sicherlich unter Normaluhren.
17 Ahr 35. „Genug!" sprach Lerr Frisch, verließ die Mulde und
ging dahin. Zn jedem seiner Schritte lag Verachtung.
Am 17 Ahr 40 strichen in gesunder Entfernung von der Normal-
uhr und geschickt gedeckt hinter den Sträuchern das Mädchen
Gabriele und dessen Freundin Luise dahin. Sie waren nämlich am
Sonntag zusammen beim Fünf-Ahr-Tee gewesen, und Gabriele wollte
nun der andern zeigen, was für ein dummes Gesicht so ein ausge-
wachsener Mann macht, wenn er nach einer halben Stunde zu be-
merken beginnt, daß er versetzt worden ist.
„Nanu?" meinte sie daher, als sie unter der Ahr niemanden sah.
„Lihi —" kicherte die Freundin.
Gabriele bekam seelisch einen Bart. Mit dieser Niederlage durfte
sie sich nicht abfinden. Es schrie nach Rache. In ihrer Landtasche
befand sich die Karte des Lerrn Frisch, die er ihr beim Tanzen in
die Land gedrückt hatte.
315
Fischstand, so dicht, fallen
ihr die berühmten Schup-
pen von den Augen. And
Jubiläumsfeier hat er ge-
sagt!? Nein, diese Frivoli-
tät hätte sie ihm bei aller
Schlechtigkeit nicht zuge-
traut. *
Als am Abend der Lerr
Kommerzialrat nach Lause
kommt, erwidert seine Ge-
mahlin den Gruß nicht. Sie
sitzt auf dem Sofa und sieht
mit leeren Augen, wie
Schiffersfrauen auf ergrei-
fenden Gemälden über das
Laff Hinblicken, ob sich noch
immer nicht die ersehnte
Brigg zeige, so sieht die
Frau Kommerzialrat über
das Pianoforte hinweg in
den dämmerigen Salon.
„Ja, was ist denn? Was
ist denn geschehen? Was
hast du denn?"
„Nichts," erwidert sie
mit grufttiefer Stimme.
„Willst du mir nicht
vielleicht das Theater er-
klären?"
Sie (mit tiefem Doppel-
sinn): „Willst du es mir
nicht erklären?"
„Ja, zum Teufel, glaubst
du, ich habe Lust, Rätsel
zu raten, wenn man den
ganzen Tag gearbeitet hat
und am Abend müde nach
Laus kommt?"
Herrliches Spiel
„Ich als Bildhauer bewundere das Spiel der Rückenmuskeln noch mehr."
Die Tür kracht dröhnend
zu. Frau Kommerzialrat
legt das Gesicht in die
Lände und weint.
Grund: Pips!. — Lerr
Kommerzialrat stürzt un-
terdessen in das Kinder-
zimmer : „Na, was ich heute
von dir gehört habe. Schön
führst du dich ja auf!Stolz
kann ich auf meinen Lerrn
Sohn sein! Die ganze Klasse
unterhält er mit seinen dum-
men Antworten. Du, wart
nur, ich werde dir schon..."
Als der Kommerzialrat
das Zimmer verläßt, legt
der Sohn — allerdings
nicht das Gesicht — in die
Lände und weint.
Grund: bibsi.
Währenddem begeben
sich der Kommerzialrat in
sein Arbeitszimmer. Er
stützt wütend das Kinn in
die Fäuste, verwünscht die
ganze Welt und insbeson-
dere sein kommerzialrät-
liches Dasein.
Grund: Pipsi und bibsi.
Das hat mit seinem Per-
fectum das Verbum „bibo"
getan.
Der Gimpelfänger
„Emil hat Ilse angedich-
tet." — „Und sie ist ihm
natürlich auf den Reim
gegangen."
Bedauerlich
„Lau nicht so daneben, Ilse," hält Mama sich die Ohren zu.
„Auf dem Klavier liegt das kleine f ganz wo anders als auf
der Schreibmaschine, Mutti," klagt die junge Dame.
Waldeslust
„Wie haben Sie eigentlich Ihren Gatten kennen gelernt?"
„Ich suchte Waldmeister und fand einen Forstmeister."
Vorrat
„Immer mußt du anfangen zu rechnen, Karl . . jetzt Hab ich
ganz die Laune verloren."
„Das macht nichts, Gina, du hast ja so viele Launen."
Der Frauenkenner V°» Ralph urban
Lerr Frisch wartete bei der Ahr im Stadtpark. Ab und zu blickte
er vorwurfsvoll auf ihre Zeiger, die nichts dafür konnten und
es außerdem gewöhnt waren. Er stand nämlich in einer kleinen Mulde,
die von den Fußabdrücken all der Männer stammte, die gleich ihm
hier gewartet hatten. Viele Tropfen höhlen den Stein. Der Tropfen
Frisch höhlte allerdings erst seit fünfzehn Minuten, und zwar an-
läßlich des Mädchens Gabriele. Die flüchtige Bekanntschaft mit der
Schönen verdankte er zwei Tänzen beim Fünf-Ahr-Tee am letzten
Sonntag. Das einzige, was er von ihr damals erfahren konnte, war
der Name Gabriele, ansonsten übte das Mädchen Zurückhaltung.
17 Ahr 24.
„Eine Minute noch," löste es sich als Fetzen eines Selbstgesprächs
von des Mannes Lippen, „dann gehe ich!"
Warum kam das Biest auch nicht? Wo er sich doch besonders
sorgfältig rasiert und noch mit Kölnischwasser nachgewaschen hatte.
17 Ahr 31. Lerr Frisch gab weitere vier Minuten drauf. Den
ganzen Tag hatte er im Büro nur Männchen gezeichnet und an
Gabriele gedacht, und jetzt versetzte sie ihn. Des Mannes erste
grauen Laare entstehen sicherlich unter Normaluhren.
17 Ahr 35. „Genug!" sprach Lerr Frisch, verließ die Mulde und
ging dahin. Zn jedem seiner Schritte lag Verachtung.
Am 17 Ahr 40 strichen in gesunder Entfernung von der Normal-
uhr und geschickt gedeckt hinter den Sträuchern das Mädchen
Gabriele und dessen Freundin Luise dahin. Sie waren nämlich am
Sonntag zusammen beim Fünf-Ahr-Tee gewesen, und Gabriele wollte
nun der andern zeigen, was für ein dummes Gesicht so ein ausge-
wachsener Mann macht, wenn er nach einer halben Stunde zu be-
merken beginnt, daß er versetzt worden ist.
„Nanu?" meinte sie daher, als sie unter der Ahr niemanden sah.
„Lihi —" kicherte die Freundin.
Gabriele bekam seelisch einen Bart. Mit dieser Niederlage durfte
sie sich nicht abfinden. Es schrie nach Rache. In ihrer Landtasche
befand sich die Karte des Lerrn Frisch, die er ihr beim Tanzen in
die Land gedrückt hatte.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herrliches Spiel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1939
Entstehungsdatum (normiert)
1934 - 1944
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 191.1939, Nr. 4924, S. 315
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg