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Herrn Graf's Tagebuch über eine Reife nach Prag und Wien.
(Fortsetzung.)
Besonders lebensgefehrlicht ist nemlich die großartige Ge-
schicklichkeit, wo dainit so ein Kutscher einen Fußgenger um-
fahrt und geht dieses so weit, daß diese Fiaker oste init ein-
ander Wetten machen, daß sie Einen oder den Andern von
die Voribergehenden im blanken Karijähre wollen einen Westen-
knobf abfahren, wo sie dann mit die Hinterreder von ihre Wa-
gen so genau zielen, daß sich der unbefangene Wanderer gar
nicht retten kann, bis er nicht seinen Westenknobf eingebüst hat.
Eine alte Sage singt auch davon, daß diese Wiener Fiacker
auf ihren Kutschersitze geboren werden theten und darauf auch
sterben mißten, was wirklich sehr führend ist und wovon auch
ihre große Geschicklichkeit in den Umgang mit Pferden herrüh-
ren mag, weil sie die beriemtesten Kutscher in die ganse Welt
sind.
Ihr Umgang mit Menschen ist aber sehr grob und wehe
§ Jedermann, der sich vielleicht beschweren will, wenn ihn so ein
Fiacker hat umgerannt oder gestoßen. Sie kennen dann so
grob und mahsif werden, daß ich meinen Ricken nicht zu die
Antworten hergeben mag, die man in solchen Fellen hierdar-
auf bekommt.
Dieses ist eine von die Schadenseiten des Wiener Lebens,
wenn auch die damit verbundne Schnelligkeit auch ihre Licht-
seite hat.
Gar nicht weit von die Stefanskirche ist eine andere
Merkwürdigkeit, welche man den Stock in das Eisen nennt,
iweil es ein etwas schief gewachsener Äst ist, der ein rings
!Herum mit großen Negeln vernageltes Ansehen hat und also!
mehr Eisen als Stock ist, warum man ihn lieber das Eisen
!in dem Stocke nennen sollte. Doch muß man gegen solche
alte Sbrachfehler aus der Vorzeit nicht so strenge urtheilen,
weil wir vielleicht auch jetzt denken, daß wir gans rein sbrechen
und schreiben und auf einmal kommt nach fünf oder sechshun-
dert Jahren ein Geleerter, der uns beweist und aus-
lacht, daß wir die Haubtwerter zum Beisbiel mit große An-
fangsbuchstaben aussprachen und daß man mißte eichentlich auch
alle Jnderpunktitatizonszeichen mit aussprechen, wo man also so
sagen mißte: He Komma Kellner Ausrufungszeichen Haben sie
mit den großen S gutes Bier Fragezeichen. Darauf antwor-
tet der Kellner: O ja Komma mein Herr Gedankenstrich. Nun
dann bringen sie mit den großen S mir ein Seidel Bunkdum.
Wenn dieses auch schon recht deitlich klingt, so were es doch
ein bischen unbequem, aber die Herrn Sbrachforschcr haben manch-
mal solche Vorschlege. Oh weh, nun sehe einmal Einer an,
da bin ich jetzt gleich von mein Theema in die Geleersamkeit
und Ohrdiegrafie gekommen, welches ich gar nicht beabsichtigt
habe.
Also dieser Stock in das Eisen ist auch so eine Sache,
von die man nicht weis, was es eichentlich ist und ob es aus
die Heidenische oder christliche Zeit abstammt. Ich bin mehr
vor die Heiden und ist es wahrscheinlich ein alter Sbazierstock
von so einem remischen Schmidegesellen, der in den Feierabend-
stunden vernagelt geworden ist. Es kann aber auch ein Kor-
beralstock von die alten Kriechen sein, welches sehr starke Kerle
gewesen sind und damit vielleicht Zähne bis Zwanzig Haben
aufgezehlt bekommen, wenn sie bei das Ecksehrziehzium mit das
Feuergewehr sich Haben ungeschicklicht angestellt.
Damit diese Merkwürdigkeit Niemand nicht fort trägt, so
Haben sie ein kinstlichtes Schlos davor gemacht, wozu es keinen
Schlissel giebt und was kein Mensch niemals aufmachen kann.
Aber dieses ist nur auch so eine abergleiblichte Sage, denn
wenn an den Stocke das Eisen von Gold were, da wirden
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