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42

D r amatisch e ©eenen aus dem Alltag sieben.

Auf dieses Buch siel mancher Tropfen Schweißes
Von meiner Stirn und doch ist's nicht gediehen,

Statt auszuwachsen, schrumpfte es nur ein
Und eilt dem Untergange rasch entgegen.

(Es Uopft an der Thür.)

Wer naht? Ein Gläubiger doch nur — herein!

Fuchs (tritt ein).

Mir war es doch, als ob ich sprechen hörte.

Ich glaubte in Gesellschaft Dich zu finden
Und doch bist Du allein. War Jemand hier?

Oberfaul.

Ich war allein und doch-auch nicht allein;

Ein fürchterlicher Gast war noch bei mir.

Ich zittre, wenn ich seiner noch gedenke!

Fuchs.

Doch sprich, wo ist er hin, der so Dich quälte?
Oberfaul.

Er weilt noch hier, unsichtbar nur für Dich,

Du kennst ihn nicht — Verzweiflung hieß der Gast.

Fuchs.

Du sprichst in Räthseln, Freund, erkläre Dich
Mir deutlicher, damit ich Dich verstehe.

O b erfau l.

Wohlan! Du hast mir Freundschaft stets bewiesen,

Dir will ich meine Lage anvertraun.

Du hieltest ohne Zweifel mich bisher
Für einen reichen Mann?

Fuchs.

Das thu' ich noch.

O bersaul.

So wisse denn, daß all' mein Rejchthum rasch
Zusammenschmolz durch Speeulationen,

Die an der Börse ich Hab' unternommen
Und die zu meinem Nachtheil alle schlugen.

Fuchs.

Du armer Freund!

Obersaul.

Oh, wär's nur arm — geschändet
Steh' jetzt ich da, wenn kund wird erst mein Sturz.
Fuchs.

Und dieser Fall wär' nicht mehr aufzuhalten?

O b erfaul.

Unmöglich! auch der letzte Anker brach,

Den an der Hoffnung schwankendem Gestade,

, Das heißt in morschen Börsengrund ich warf
Und der mich jetzt mit in die Tiefe reißt.

Fuchs.

Doch sprich, wie dies so rasch geschehen konnte.

Oberfaul.

Was ich auch unternahm im letzten Jahre
Hat immer nur Verluste mir gebracht;'

Der größte aber steht mir noch bevor.

Du kennst der Nordbahnaktien starken Fall,

Den Niemand hatte wohl vorausgesehn.

Herbeigeführt allein von den Baissiers,

Reißt er jetzt Alles stürmisch mit sich nieder,

Weil jene Sippschaft trefflich manövrirte.

Ich bin mit tausend Stück noch engagirt,

Die ich per ultimo für sieben zig
Gekauft und die jetzt unter sechzig steh'n.

Doch werden sie auch noch weit tiefer sinken
Und ich — ich stürze mit und bin verloren!

F u ch s.

. Fürwahr, Dir scheint das Glück nicht mehr geneigt,
Doch solltest Du so rasch noch nicht verzweifeln.
Oberfaul.

Was bleibt mir noch, da keine Hülse möglich!

Fuchs.

Sie ist nicht so unmöglich, als Du denkst;

Vertrau' aus mich und unsrer Freunde Beistand.
Wenn wir vereint der Krisis trotzen wollen,

So helfen wir Dir aus der bösen Lage.

Oberfaul.

Wie aber wolltet dies in's Werk Ihr setzen?

Ich habe längst schon hin und her gesonnen
Und keine» Ausweg mehr für mich gefunden.

Fuchs.

Hier ist es Pflicht der Hausse-Spekulanten,

Dich, den Genossen, fallen nicht zu lassen.

Es gilt, vereint jetzt den Baissiers zu trotzen
Und gegen sie mit Macht zu operiren.

Oberfau l.

Oh, wär' dies möglich doch!

Fuchs.

Laß mich nur machen.
Ich gehe und will Alles vorbereiten.

Du eile an die Börse, kaufe dort
In Nordbahnaktien so viel als möglich.

Noch kennt man Deine Lage nicht und leicht
Wird es Dir werden, eine Menge
Von diesen Aktie» billig zu erwerben,

Weil überall Du noch Credit genießest
Und Morgen wollen wir, die Haussiers,

Mit aller Kraft dann unser Werk beginnen.

Obersaul.

Du bist ein edler Freund, wie dank' ich Dir?

Fuchs.

Durch gleichen Beistand, den in gleicher Lage
Du früher oder später mir sollst leisten.

Jetzt eil' ich zu den Zeitungsredaeteuren,

Die mir in solchen Fällen schon geholfen
Durch prächtige Artikel, die zu Gunsten
Der Aktien, welche eben steigen sollen
Mit überzeugender Gewalt nun sprechen müssen;
Das zieht im Publikum und leichten Glaubens
Wirst sich der kleine Spekulant auf das Papier.
Die größer» aber muß man irre leiten
Durch telegraphische Depeschen, die man sich
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