‘Mi
Zu spät ist zu spät.
Familien-Unglück.
„Dcr arme Mann hat in seiner Familie
l doch die unglückseligsten Schicksale gehabt!"
„Wie so denn?"
„Sein Großvater ist als sechsjähriges
Kind nach Amerika gezogen und kein Mensch
hat seitdem wieder etwas von ihm gehört."
Hansl. „Za, lieber Vater, ich mein' selber, cs ist mir
viel leichter und Hunger Hab' ich auch tüchtig. Ein ganz be-
sonderes Gelüsten aber Hab' ich nach einem brat'nen Händl;
wenn ich's nur schon da hätt'; der Doktor hat mir ganz deut-
lich g'sagt, ich darf's ohne Sorgen essen."
Spcrl. „Gehst mir weiter mit einem brat'nen Händl!
Die sind jetzt nit wenig rar. Wennst aber positiv glaubst,
Du mußt etwas Brat'ns haben, so will ich Dir etliche Erd-
äpfel braten."
HanSl. „Na, na! lieber gar nichts!"
Arzt. „Mit Euerem Hansl, lieber Spcrl, g'fallt's mir
im Ernst gar nimmer. Die sechs Löcher sind wieder aufbro-
chcn und das Fieber ist jetzt dreimal stärker da, als zuvor.
Es wird recht viel sein, ob's den HanSl nit gar mitnimmt.
Ja, ja, gebt ihm nur Alles was gut und rar ist; cs wird
ohnehin in ei» Paar Stunden mit ihm aus sein."
Spcrl. „Da Hab' ich Dir ein Händl braten lassen,
mein lieber Hansl! iß's halt in Gottcsnamen auf. Du schaust
ja freilich jetzt recht elend aus; o weh, wennst nur wenigstens
d' Auge» nit so verdreh'» thät'st!"
Hansl. „O, mein Vater, mir ist über alle B'schrei-
bung miserabel; ich kann fast nimmer schlucken. Thut mir
nur g'rad das Händl aus dem G'sicht. Vorgestern, wo's mir
so gut g'schmeckt hätt', da habt Ihr mir's nit geb'n und jetzt,
wo ich's nimmer hinabbring' vor Elend, hust' ich Euch auch
d'rauf. B'hüt Gott, Vater, aus ist's mit mir!"
Spcrl. „Das ist doch eine verdammte G'schicht mit
dein brat'nen Händl. Was bleibt jetzt da übrig? Nir,
als daß ich's selber iß!"
Die kluge Frau.
„Mir ist es ein für allemal nicht recht, daß Du die Com- I
mcrzienräthin Weißdorn so oft besuchst, das ist eine Kokette
und Modepuppe, die schwadronirt Dir de» Kopf voll von Bän-
dern, Mantillen, Visiten und Crinolinen; lehrt Dich den gan-
zen ModekrimSkramS erst recht aus dem Fundamente kennen
und wie man cs machen muß, den armen Mann durch die
verwünschte Putzsucht in Schulden zu bringen."
„Robert, das ist unverzeihlich, daß Du mich für so dunim j
hältst, daß mich die Weißdorn erst belehren müsse; die kann !
mir gar nichts Neues lehre», ich weiß ohnehin schon Alles!" 1
Redaetlon: Casp. Braun und Friedr. Schneider. — München. Verlag von Braun 8 Schneider.
Schncllprcssendruck von C. 91. Schttrich in München.
Zu spät ist zu spät.
Familien-Unglück.
„Dcr arme Mann hat in seiner Familie
l doch die unglückseligsten Schicksale gehabt!"
„Wie so denn?"
„Sein Großvater ist als sechsjähriges
Kind nach Amerika gezogen und kein Mensch
hat seitdem wieder etwas von ihm gehört."
Hansl. „Za, lieber Vater, ich mein' selber, cs ist mir
viel leichter und Hunger Hab' ich auch tüchtig. Ein ganz be-
sonderes Gelüsten aber Hab' ich nach einem brat'nen Händl;
wenn ich's nur schon da hätt'; der Doktor hat mir ganz deut-
lich g'sagt, ich darf's ohne Sorgen essen."
Spcrl. „Gehst mir weiter mit einem brat'nen Händl!
Die sind jetzt nit wenig rar. Wennst aber positiv glaubst,
Du mußt etwas Brat'ns haben, so will ich Dir etliche Erd-
äpfel braten."
HanSl. „Na, na! lieber gar nichts!"
Arzt. „Mit Euerem Hansl, lieber Spcrl, g'fallt's mir
im Ernst gar nimmer. Die sechs Löcher sind wieder aufbro-
chcn und das Fieber ist jetzt dreimal stärker da, als zuvor.
Es wird recht viel sein, ob's den HanSl nit gar mitnimmt.
Ja, ja, gebt ihm nur Alles was gut und rar ist; cs wird
ohnehin in ei» Paar Stunden mit ihm aus sein."
Spcrl. „Da Hab' ich Dir ein Händl braten lassen,
mein lieber Hansl! iß's halt in Gottcsnamen auf. Du schaust
ja freilich jetzt recht elend aus; o weh, wennst nur wenigstens
d' Auge» nit so verdreh'» thät'st!"
Hansl. „O, mein Vater, mir ist über alle B'schrei-
bung miserabel; ich kann fast nimmer schlucken. Thut mir
nur g'rad das Händl aus dem G'sicht. Vorgestern, wo's mir
so gut g'schmeckt hätt', da habt Ihr mir's nit geb'n und jetzt,
wo ich's nimmer hinabbring' vor Elend, hust' ich Euch auch
d'rauf. B'hüt Gott, Vater, aus ist's mit mir!"
Spcrl. „Das ist doch eine verdammte G'schicht mit
dein brat'nen Händl. Was bleibt jetzt da übrig? Nir,
als daß ich's selber iß!"
Die kluge Frau.
„Mir ist es ein für allemal nicht recht, daß Du die Com- I
mcrzienräthin Weißdorn so oft besuchst, das ist eine Kokette
und Modepuppe, die schwadronirt Dir de» Kopf voll von Bän-
dern, Mantillen, Visiten und Crinolinen; lehrt Dich den gan-
zen ModekrimSkramS erst recht aus dem Fundamente kennen
und wie man cs machen muß, den armen Mann durch die
verwünschte Putzsucht in Schulden zu bringen."
„Robert, das ist unverzeihlich, daß Du mich für so dunim j
hältst, daß mich die Weißdorn erst belehren müsse; die kann !
mir gar nichts Neues lehre», ich weiß ohnehin schon Alles!" 1
Redaetlon: Casp. Braun und Friedr. Schneider. — München. Verlag von Braun 8 Schneider.
Schncllprcssendruck von C. 91. Schttrich in München.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zu spät ist zu spät"
"Familien-Unglück"
"Die kluge Frau"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)