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Der st

Am zweite» und dritten Tag' Hab' ich wieder einen gan-
! Zen Pack Zeitungen kriegt, in denen aber dasselbe g'stande» ist.
^— Aber die nächsten drei Tag! — Da war die versprochene
Erplicirung von de» Kampeln drinnen, aber »och viel schöner
; war's zusammengestcllt, als wie 's Erste, und drin» ist g'stan-
I den, daß der Co. sich eben zur Bcaussichtigung der gcmein-
^ schaftlichcn Fabrik in England befinde! Da bin ich aber weiters
i nicht erschrocken, daß mein Vetter so angelogcn worden ist! Was
j sür ein Spitzbub ihm den Bären muß aufbunden hab'n! llnd
^ gleich Hab' ich mein Weib in die Stadt hinein g'schickt, baß

sie mein' Vetter sagt, daß es nit wahr ist, und daß ich zu

Haus im Bette lieget.

Der hat aber nichts g'sagt, sondern nur recht g'lacht
und zu mein' Weib g'sagt: „Es sei schon gut, sie soll nur wieder
nach Haus gehen." Worüber ich mich gar nicht auskennt Hab'.

In ein paar Tagen Hab' ich mich z'sammen g'macht und
bin in die Stadt hinein. — Ja, wie ich zu mein' Vetter

kommen bin! — Herr Je! — Ein' Gassenladen hat er g'habt

— ja das war ja kein Gassenladcn mehr, das war ja ein
reiner Pallast —• und oben draus is g'stande» „Klapper &
Co." noch größer und noch goldener als dem Grafen scin's
und inwendig alles voller Glas und voller Politur, daß ich
mich gar nicht recht hinein traut Hab'.

Mein Vetter aber war gar nicht stolz, sondern hat mich
so freundlich, wie er früher war, hineingerufen und mir g'sagt,
ich soll mich zu ihm setzen.

Wie ich mich aus meinem Staunen ein bisserl erholt
Hab' g'habt, bin ich aus dem Fragen gar nicht mehr heraus-,
kommen, so daß ich bald darauf vergessen hätt', daß mein
Vetter glaubt hat, ich sei in England. — „No," sag' ich zu ihm,
„ich Hab'schon noch ein paar Gulden, wie ist's denn von wegen
dem England? So fahr ich hin, daß etwa nichts derweil in
unserer Fabrik gestohlen wird!"

Daraus lacht der Vetter wieder und meint: „d'Fabrik könnt'
uns da nicht g'stohlcn werd'n." — „Ja", sag' ich, „das glaub'
ich grad net, denn die wird fest gemauert sein, aber das, was
drinn ist?!" Er sagt: „daö kann uns auch nicht g'stohlcn werd'n."

— „Ja warum denn?" sag' ich. — „Weil nir drinn ist", sagt
er. — Ich schau ihn großmächtig an, und frag ihn: „Ja,
warum, Herr Vetter, habcn's denn nachher eine Fabrik bauen
lass'»?" — „Wir hab'n ja gar keine Fabrik," sagt er, „kcnnen's
denn den Witz nicht? Das ist ja bloß um den Leuten einen
Dunst vorzumachen, glauben's denn, mit den 4000 fl. kön-
nen wir solch eine Fabrik bau'n, wie'S in den Zeitungen
g'stande» ist? „Ja," frag ich, „wo kricg'n wir denn nachher
die Kampeln her?" „Gleich daneben ist der Kamplmacher,"
sagt er, „und da sind die zwei Zeichen, die wir drauf brennen."

Ich Hab 'S Maul angelweit ausg'rissen, denn daß ein Kauf-
mann Alles kann, Hab' ich von mein' Vettern aus schon g'wußt,
daß aber einer so lügen kann, hätt' ich mir im Traum nicht
einfallen lassen. Er aber sagte mir, daß ich um dem Geschäft
einen Glanz zu geben, und weil er cs schon einmal in die
Zeitungen hätte drucken lassen, jetzt auch den Fabriks-Di-
rektor spielen müsse, was ich mir endlich, da es mich nichts

ille Co. 131

kostet hat, auch g'fall'n Hab' lassen. Nun frag ich wic's denn mög-
lich sei, so viel Gattungen Kamp'ln zu haben, und wo den»
eigentlich das große Waarcnlagcr sei, ich möcht'ö gern anschauen?
— Da sagt er: „da ist's!" und deutet auf etwa 100 Kampeln,
die hinter den Gläsern waren. — Ich schau ihn ganz dumm an,
er aber lacht wieder und sagt: „Ich weiß ja ohnedem, daß
Sie von der Handlung nir verstehn, .schens die Kampeln
hab'n alle z'samm' 10 fi. gekost', wie'S auö dem Buch da (eS war
ein ungeheures Buch) sehen können; wann einer verkauft wird,
so schick' ich einen meiner Leute (die nebenbei auch die Ihri-
gen sind) zum Kampclmachcr daneben und laß einen andern
holen."

„'s Geld ist aber schon ausgegangcn, denn sch'ns", sagt er
und schlagt 's Buch auf, „die Einrichtung deS Gewölbes sammt
Zins auf ein '/4 Jahr kosteten . ... fl. 2400

die Zeitungsankündigungen „ . ... fl. 1400

das Waarcn-Lagcr „ .... fl. 10

macht fl. 3810

und das andere haben unsere CommiS gekostet, denn Leute müssen
da sein, sonst machts kein Ansehen..

Jetzt bin ich aber grad damisch word'n. „Ja," sag' ich,
„aber sag'nS mir, Herr Vetter, wie könncn'S denn nachher gar
so schrecklich lügen, uns wenn wer kommt, ist nichts da, und
1 ich soll dazu mein' Nam' hcrgeb'n? und das mitmachcn? nein
das thu ich nicht, ich sag's Ihnen, ich Co.!" — Er aber sagt
ganz ruhig: „halten's 's Maul, da schens," und dabei zieht
er unseren Cvntract aus dem Tische, „was steht denn da?"
und zeigt auf eine Zeile hin. — „Stiller Co.," sag ich. —
,„Haben Sie's unterschrieben?" — „Za," sag ich. — „Nun
so müssens auch still sein, Verstehens mich?" — Nun Hab ich
allerdings nichts mehr reden können, aber g'furt hats mich.

„Nun," sagt er, „lassen Sie's gut sein, geh'» wir jetzt
zum Gabelfrühstück." — Nun sag ich Euch, Frühstück haben
wir gabelt, daß's schon nobel war, dabei ist mein Vetter wie-
der so freundlich word'n, daß ich ihm gar nichts Hab' ab-
fchlagen können, und endlich auch dreingewilligt Hab', zur
Hebung des Geschäftes noch 1000 fl. nachzuschießen.

Ich bin wieder nach Haus und denk' mir: No jetzt wird
sich 's Geschäft bald machen. — Auf einmal krieg ich wieder
ein Pack Zeitungen von mein' Vetter und da steht drinn:

„ N o t h g c d r u n g c n c Erklärung."

'Mit unerhörter Frechheit wagten es einige kleinere Fir-
men, welche, um ihre Waare an den Mann zu bringen, auch
vor Betrug nicht zurückschrcckcn, auf Kämme, die kein Bett-
ler von der Straße anfhcbcn würde, unser nachgcahmtcö Fa-
briks- und Handelszeichen zu drucken.

Wir besitzen nicht den geringsten Brodncid, und gönnen
daher diese» Schlucker» die Bissen, welche sic uns auf so er-
bärmliche Weise wcggeschnappt haben; aber Ehrgefühl besitzen
wir, und können dcßhalb nie und nimmermehr dulden, daß
auf unsere Rainen gcsündiget, daß auf Rechnung unserer Firma
das Publikum schandvoll hintergangen werde!

Wir wollen dießmal noch die Namen dieser industriellen
Diebe verschweigen, und keine weiteren Schritte gegen dieselben

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