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Auflösung der Preisfrage für Mathematiker.

US

daun wieder au das Fenster ihres Herrn herab. — Herr
Spitzwinkel tritt andern Tags früh kaum in sein Zimmer,
als er das gänzliche Verschwundenscin des "

allein so

er cS erreichen wollte, er

Bandes sogleich

wahrnimmt; — er tritt ans Fenster und sieht nach oben,
wo er augenblicklich das Ende des Bandes entdeckt
hoch außer dem Fenster, daß, wenn
jedesmal auf einen Schemmel steigen müßte.

Als Ursula den Kaffee bringt, fragt Spitzwinkel sogleich,
doch mit etwas Befangenheit, wie es komme, da gestern das
Band 9 Zoll zu laug gewesen, heute aber um 9 Zoll zu
kurz sei, ob und wie viel sie abgeschnitten habe. Ur|u[<x
blickt an's Fenster, vermißt das Band und versichert ihrem
Herrn bei allem Möglichen, nichts abgeschnitten zu haben.

Herr Spitzwinkel glaubt es, denn er kennt ihre Häuslichkeit
und hat ja Frau Ursula noch nie auf einer Lüge ertappt;
es kommt ihm sonderbar vor, er glaubt bestimmt zu wiffen,
nicht mehr als 9 Zoll abgeschnittcn zu haben, — er gibt
sich also selbst die Schuld, glaubend, daß er wohl doch seines
kurzen Gesichtes wegen nicht recht gesehen, sohin entweder zu
viel abgeschnittcn habe, oder daß das Band keine 18 Zoll
herabgchängt sei.

Als Frau Ursula das Zimmer verlassen, um aus dem
Markte die nöthigen Einkäufe zu machen, nimmt Spitzwinkel
sein abgeschnittcncs Stück hervor, mißt und mißt und immer
sind cs nur 9 Zoll — er steigt auf's Fenster, zieht am Bande
außen, um sich zu überzeugen, daß es sich nicht allenfalls an
der Mauer verhängt habe, allein kaum zieht er an, >o ertönt
schon die Glocke, er weiß also, das Band hängt gerade her-
ab. Um nun alle weitere Untersuchung abzuschneidcn, nimmt
Herr Spitzwinkel Nadel und Faden und näht die abgcschnit-
tcnen 9 Zoll wieder an, kleidet sich um und geht, seinen

Morgenspaziergang zu machen.

Unterdessen kömmt Frau Ursula zu Haust und ihr erstes
Geschäft ist, in ihr Zimmer zu gehen und die Knöpfe, welche
die Verkürzung des Bandes herbeiführten, wieder zu öffnen,
da sie glaubte, sie habe in ihrer Schwerhörigkeit Herr» Spitz-
winkel nicht recht verstanden. — Wie erstaunt also nicht der-
selbe, als er Mittags zu Hause kommt und sieht das Band
wieder 18 Zoll lang in's Fenster herabhängen, er läuft so-
gleich entrüstet, wie er es eben sein konnte, in Ursulas Zim-
mer, um ihr den Vorhalt zu machen.

Ursula, nicht wenig erstaunt, kann die Möglichkeit dieser
Thatsache nicht begreifen, gesteht aber doch die Knopfmanipu-
lation ein und in Spitzwinkclö Hirn wird es klar. — Er
befiehlt ihr also: keine Knöpfe machen, sondern vom Bande
müssen neun Zoll abgeschnitten werde»; — er sagte dieses be-
sonders aus dem Grunde, damit sein bereits ohne ihr Wissen
begangenes Verbrechen, „das Bandabschneidcn", bemäntelt werde;
er geht nun aber auch sogleich in sein Zimmer, schneidet die
"»genähten neun Zoll vom Bande wieder ab und legt das
Stück auf den Tisch, damit Ursula selbes bei ihrem Eintreten
sogleich finden müsse. Hiedurch nun glaubt er jeder weitern
Manipulation vorzubeugcn, weßhalb er sich auch ganz beruhigt
zu seinem Mittagsschläfchen niederläßt. — Ursula, welche um

jeden Preis das Bandabschnciden verhindern will, und keine
Ahnung hat, daß ihr Herr es wagen würde, dieses zu thun,
wartet nur bis derselbe cingeschlafcn ist, geht sodann in ihr
Zimmer, macht die Glocke los, da die Knopfmanipulation nicht
mehr anwendbar ist, und bringt selbe an ihrem Krcuzstock
neun Zoll höher an.

Herr Spitzwinkel erwacht, sein erster Blick fällt auf's
Fenster und — abermals ist das Band verschwunden; —
mit einem Sprung ist er auf und am Fenster, wo er in die
Höhe blickend, ruhig und gerade das Band von der Glocke
herabhäugcn sieht, aber unbegreiflich nur bis zum Rande des
Fensters, es ist also abermals neun Zoll zu kurz.

Ursula wird neuerdings in's Verhör gezogen, sie beschwört
aber, weder Knöpfe gemacht, noch etwas abgeschnittcn zu haben.

Herr Spitzwinkel von der Wahrheit dieser Angabe überzeugt,
ist nun fortwährend bemüht, auf mathematischem Wege die
Möglichkeit zu finde», daß, wenn ei» Stück neun Zoll zu lang
ist, und man neun Zoll abschneidct, dasselbe um neun Zoll
zu kurz werden kann.

Geehrte Redaktion!

Mit inniger Freude habe ich aus den in der Nummer
686 Ihres geschätzten Blattes enthaltenen lieblichen Distichen
entnommen, daß die Direktion einer höheren Töchterschule von
edlem Eifer durchglüht, ungeachtet der Geschmacklosigkeit un-
serer materiellen Zeit in ihren Zöglingen fort und fort die
Liebe zur edlen Dichtkunst wach erhält. So wird es auch in
meiner Erziehungs-Anstalt seit jeher gehalten und ich wage
es daher, zur Ermunterung der keimenden Talente, die mit-
folgcndcn Produkte der drei vorzüglichsten Schülerinnen zu un-
terbreiten, mit der freundlichen Bitte, dieselben ebenfalls ver-
öffentlichen zu wollen. Genehmigen Sie re.

Rosalie Ucberspannt,
Mädchen - Instituts - Vorsteherin aus
Blaustrumpffelden.

1. Das Lielklmgsgericht.

Schweige Verlangen in mir, Befriedigung wird ja dem

Wunsche,

Denn wir haben Mittags Bratwurst und saueres Kraut.

II. Die Sonne.

Herrlich leuchtet im Osten dort die strahlende Sonne,
Herrlicher, herrlichst sogar, herrlich wär' wohl zu gering,
lind so leuchtet sie uns, sobald sie nicht Wolken umhüllen,
Und wenn sie untergcht, wird cs dann wiederum kühl.

III. Der Mond.

Lieblicher Mond, der Du die Freundin Erde begleitest,

Bist für die Erde das, was da die Mehlspeis für uns,
Denn zuweilen erscheinst Du so rund wie ein pflaumigcr

Kuchen,

Manchmal wieder jedoch hast Du des Kipfels Gestalt.

Auflösung des Rebus

in Nr. 696 der Fliegenden Blätter:

Ein Solothurner.
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