Mittel gegen Ohnmächten.
Der Glückspilz.
65
Es ist bekannt, daß zn Prießnitz Zeiten die nfl.
ger Kaltwafser-Heilanstalt so stark besucht wurde, b ß
mcntlich in den Sommermonaten — oft 5 bn?
I ten da waren. Selbstverständlich konnte chricstiu? i
fährlichsten Patienten täglich besuchen und ipccxc_
i Handlung übernehmen, während bei den meinen me 3
liche Wasserkur angeordnet und dann osl acht bw a
| Tage und noch länger der Ersolg abgewartel ^nree,
, andere Behandlung eintrat. Für solche Gäue war h
nur bei dem Mittagstische zu sprechen und daber beständig
! k-on zwanzig, dreißig und mehr Panentcn umnng ^ ^
rasch fragen und sich mit einer raschen kurzen .
m«, «tsi
: nach unter die letzterwähnte Classe verwiesen, wonn
> durchaus nicht einverstanden war. Bei Tische >.rang
j immer in die Nähe des Arztes und suchte denielbcn
| längeres Gespräch zu verwickeln, was ihr jedock m l 3^' *
Sie fiel dann in der Regel in eine Ohnmacht, wa^^na
^ Aussehen verursachte, — man sprang der gnädigen autu
allen Seiten bei, und konnte sic nur mit Mühe |int|_cl »
sich bringen. — Dreimal ließ sich Prießnitz dieses OcTa 1 >
i dann traf er seine Anordnungen. Als Frau v. Snckel am l -
| genden Tage wieder in Ohnmacht fiel, winkte er einigen ' -
j reit stehenden Badewärterincn und besaht ihnen, raim^ m
i Ohnmächtige in ein Vollbad zu bringen. Schon die cuname
Verordnung wirkte überraschend schnell, ehe die Frauen me
Dame ergriffen, schlug sic schon wieder die Augen am ni
erklärte, sie bedürse keiner weiteren Hilfe, die rchnma ^
vorüber. — „Das sehe ich wohl" sagte Prießnitz,
migt mir jedoch nicht, gnädige Frau, und ich werde om
sorgen, daß dieser leidige Zufall Sic nicht wieder belaMg.
Er winkte den Dienerinen, welche Frau v. Lucke , obgma,
energisch dagegen protcstirte, nicht ohne Gcwall wr
und nach dem Vollbade brachten. Tort wurde ne ui
-^"
//
kleidet und nicht ohne fortwährendes Protestiren, Klagen
und Spreitzen in die mit kaltem Wasser angefüllte Badkufe
hinabgedrückl. — Jetzt trat Prießnitz in das Cabinet, die
Uhr in der Hand - — Frau v. Snckel stieß alle möglichen Klagc-
töne ans, rief sogar laut nach Hilfe und wollte sogleich wie-
dcr heraus, was jedoch die Badedienerinen verhinderten. „Ich
sterbe — ich muß sterben!" rief sie mit schwacher Stimme,
dann schrie sie aber wieder: „Laßt mich hinaus — ich bin
ja gesund — der Schlag rührt mich — ich erfriere — das
Wasser ist ja kalt wie Eis!" — Es half aber Alles nichts,
Prießnitz blieb unerbittlich und sah beständig auf seine Uhr.
Endlich sagte er: „So, jetzt sind fünf Minuten vorüber —
jetzt heraus, tüchtig' abgeriebcn, dann ein Spaziergang von
zwei Stunden — das hilft gewiß, und bei jeder folgenden
Ohnmacht zwei Minuten zngesetzt in dem Vollbade, — ich
stehe Ihnen dafür, meine Gnädige, daß diese Ihnen gewiß ;
recht lästige Ohnmacht glücklich beseitigt wird!" -— Bon selbst
versteht es sich, daß es schon nach diesem ersten Bollbade mit
den Ohnmächten ein Ende hatte. Frau v. Snckel blieb noch drei
Wochen auf dem Gräfenberge, vermied jedoch ängstlich die
Nähe des Arztes und verließ dann vollständig geheilt die Anstalt.
Der Glückspilz.
Prolog. „A la bonheur, zwanzigtausend Thaler hat
mir die gute Tante hinterlassen, jetzt kann ich armer Teufel
mir doch auch einmal gute Tage machen!"
Der Glückspilz.
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Es ist bekannt, daß zn Prießnitz Zeiten die nfl.
ger Kaltwafser-Heilanstalt so stark besucht wurde, b ß
mcntlich in den Sommermonaten — oft 5 bn?
I ten da waren. Selbstverständlich konnte chricstiu? i
fährlichsten Patienten täglich besuchen und ipccxc_
i Handlung übernehmen, während bei den meinen me 3
liche Wasserkur angeordnet und dann osl acht bw a
| Tage und noch länger der Ersolg abgewartel ^nree,
, andere Behandlung eintrat. Für solche Gäue war h
nur bei dem Mittagstische zu sprechen und daber beständig
! k-on zwanzig, dreißig und mehr Panentcn umnng ^ ^
rasch fragen und sich mit einer raschen kurzen .
m«, «tsi
: nach unter die letzterwähnte Classe verwiesen, wonn
> durchaus nicht einverstanden war. Bei Tische >.rang
j immer in die Nähe des Arztes und suchte denielbcn
| längeres Gespräch zu verwickeln, was ihr jedock m l 3^' *
Sie fiel dann in der Regel in eine Ohnmacht, wa^^na
^ Aussehen verursachte, — man sprang der gnädigen autu
allen Seiten bei, und konnte sic nur mit Mühe |int|_cl »
sich bringen. — Dreimal ließ sich Prießnitz dieses OcTa 1 >
i dann traf er seine Anordnungen. Als Frau v. Snckel am l -
| genden Tage wieder in Ohnmacht fiel, winkte er einigen ' -
j reit stehenden Badewärterincn und besaht ihnen, raim^ m
i Ohnmächtige in ein Vollbad zu bringen. Schon die cuname
Verordnung wirkte überraschend schnell, ehe die Frauen me
Dame ergriffen, schlug sic schon wieder die Augen am ni
erklärte, sie bedürse keiner weiteren Hilfe, die rchnma ^
vorüber. — „Das sehe ich wohl" sagte Prießnitz,
migt mir jedoch nicht, gnädige Frau, und ich werde om
sorgen, daß dieser leidige Zufall Sic nicht wieder belaMg.
Er winkte den Dienerinen, welche Frau v. Lucke , obgma,
energisch dagegen protcstirte, nicht ohne Gcwall wr
und nach dem Vollbade brachten. Tort wurde ne ui
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kleidet und nicht ohne fortwährendes Protestiren, Klagen
und Spreitzen in die mit kaltem Wasser angefüllte Badkufe
hinabgedrückl. — Jetzt trat Prießnitz in das Cabinet, die
Uhr in der Hand - — Frau v. Snckel stieß alle möglichen Klagc-
töne ans, rief sogar laut nach Hilfe und wollte sogleich wie-
dcr heraus, was jedoch die Badedienerinen verhinderten. „Ich
sterbe — ich muß sterben!" rief sie mit schwacher Stimme,
dann schrie sie aber wieder: „Laßt mich hinaus — ich bin
ja gesund — der Schlag rührt mich — ich erfriere — das
Wasser ist ja kalt wie Eis!" — Es half aber Alles nichts,
Prießnitz blieb unerbittlich und sah beständig auf seine Uhr.
Endlich sagte er: „So, jetzt sind fünf Minuten vorüber —
jetzt heraus, tüchtig' abgeriebcn, dann ein Spaziergang von
zwei Stunden — das hilft gewiß, und bei jeder folgenden
Ohnmacht zwei Minuten zngesetzt in dem Vollbade, — ich
stehe Ihnen dafür, meine Gnädige, daß diese Ihnen gewiß ;
recht lästige Ohnmacht glücklich beseitigt wird!" -— Bon selbst
versteht es sich, daß es schon nach diesem ersten Bollbade mit
den Ohnmächten ein Ende hatte. Frau v. Snckel blieb noch drei
Wochen auf dem Gräfenberge, vermied jedoch ängstlich die
Nähe des Arztes und verließ dann vollständig geheilt die Anstalt.
Der Glückspilz.
Prolog. „A la bonheur, zwanzigtausend Thaler hat
mir die gute Tante hinterlassen, jetzt kann ich armer Teufel
mir doch auch einmal gute Tage machen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mittel gegen Ohnmachten" "Der Glückspilz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 32.1860, Nr. 761, S. 35
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg