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Sentimentale Jurisprudenz.
Alte Ballndc.
Die Quellen fließen frisch und reich,
Seit dreizehnhundert Jahren,
D'rum laßt den liefen Forscher euch
Aus ihnen offenbaren.
Wer suchen will den langen Tag,
Manch' schönen Fall noch finden mag,
Ist mir zu viel gewesen!
Es war der alte Macedon
Zu Rom im hohen Rathe,
Der über seiner uxor Sohn
Die potestatem hatte.
Denn Pater est, quem nuptiae
Demonstrant schon legitimae,
Praesumtione juris.
Der Vater übte dies sein jus —
Sonst hält' er es versessen —
D'rum, was erwarb sein filius,
Ist Alles sein gewesen.
In so fern sind sie gleich im Grund,
Die sonst verschieden: servi und
Lib’ri in potestate.
Der liebe Junge brauchte Gold —
War miles nie gewesen.
Sonst hätt' er Beute ja und Sold
Kastrensisch frei besessen.
Doch auf sein Notherbrecht gestützt,
Durch fidejussio geschützt.
Gelingt es ihm zu borgen.
Er ging zum argentario,
Da wurde stipuliret:
8pondesne mihi? spondeo!
Usurae auch caviret —
Doch schauerlich, ach schauerlich,
Ihr Herren, ach! ist der Bericht,
Den ich zu machen habe.
Einen prodigum schalt seinen' Sohn
Der hocherzürnte Vater;
Emanzipiren ihn zum Hohn'
Und zum Verderben that er.
Denn jetzo erbt der Enkel Schaar,
Die in Gewalt geblieben war,
Wie's das Gesetz verstattet.
D'rum wutherfüllt, als g'rad den Pfad
Zum Prätor ging der Alte,
Sein Haussohn ihm den Weg vertrat,
Und seine Stimm' erschallte:
„Du alter Hund! Jetzt ist's genug!"
Ein Stoß, ein Still), ein Schrei, ein Schuck —
Der Alte liegt im Blute.
Der Sohn ward, wie es sich gebührt
Nach criminal'schem Rechte,
Zum Fels Tarpejus hingeführt.
Der Letzte vom Geschlechte
Der hitzeköpf'gen Macedons,
Doch höret jetzt Senatus cons-
ultum Macedonianum!
Dem Vaterfilz zur ew'gen Schand',
Den Wucherern zu Sorgen,
Exceptionem man erfand:
Kein Hauskind kann mehr borgen.
Doch, kriegt er's Geld, dann ist's gewiß:
Tex 6 und 7 Codicis,
Die schützen ihn vor Klagen!
Aus den populären Vorlesungen des Professors
Dr. Regenpfeifer.
„Meine Herren! Man hört allgemein die Staatsschulden
als den Krebsschaden bezeichnen, der am allgemeinen Wohlc
frißt; nichts kann unrichtiger sein, als dieses, ja die einfachste
Erwägung wird uns lehren, daß jeder Nationalökonoin
die Staatsschuld als die ergiebigste Quelle erklären muß, ans
der der Wohlstand der Völker zu immer höherer Entwicklung
Sentimentale Jurisprudenz.
Alte Ballndc.
Die Quellen fließen frisch und reich,
Seit dreizehnhundert Jahren,
D'rum laßt den liefen Forscher euch
Aus ihnen offenbaren.
Wer suchen will den langen Tag,
Manch' schönen Fall noch finden mag,
Ist mir zu viel gewesen!
Es war der alte Macedon
Zu Rom im hohen Rathe,
Der über seiner uxor Sohn
Die potestatem hatte.
Denn Pater est, quem nuptiae
Demonstrant schon legitimae,
Praesumtione juris.
Der Vater übte dies sein jus —
Sonst hält' er es versessen —
D'rum, was erwarb sein filius,
Ist Alles sein gewesen.
In so fern sind sie gleich im Grund,
Die sonst verschieden: servi und
Lib’ri in potestate.
Der liebe Junge brauchte Gold —
War miles nie gewesen.
Sonst hätt' er Beute ja und Sold
Kastrensisch frei besessen.
Doch auf sein Notherbrecht gestützt,
Durch fidejussio geschützt.
Gelingt es ihm zu borgen.
Er ging zum argentario,
Da wurde stipuliret:
8pondesne mihi? spondeo!
Usurae auch caviret —
Doch schauerlich, ach schauerlich,
Ihr Herren, ach! ist der Bericht,
Den ich zu machen habe.
Einen prodigum schalt seinen' Sohn
Der hocherzürnte Vater;
Emanzipiren ihn zum Hohn'
Und zum Verderben that er.
Denn jetzo erbt der Enkel Schaar,
Die in Gewalt geblieben war,
Wie's das Gesetz verstattet.
D'rum wutherfüllt, als g'rad den Pfad
Zum Prätor ging der Alte,
Sein Haussohn ihm den Weg vertrat,
Und seine Stimm' erschallte:
„Du alter Hund! Jetzt ist's genug!"
Ein Stoß, ein Still), ein Schrei, ein Schuck —
Der Alte liegt im Blute.
Der Sohn ward, wie es sich gebührt
Nach criminal'schem Rechte,
Zum Fels Tarpejus hingeführt.
Der Letzte vom Geschlechte
Der hitzeköpf'gen Macedons,
Doch höret jetzt Senatus cons-
ultum Macedonianum!
Dem Vaterfilz zur ew'gen Schand',
Den Wucherern zu Sorgen,
Exceptionem man erfand:
Kein Hauskind kann mehr borgen.
Doch, kriegt er's Geld, dann ist's gewiß:
Tex 6 und 7 Codicis,
Die schützen ihn vor Klagen!
Aus den populären Vorlesungen des Professors
Dr. Regenpfeifer.
„Meine Herren! Man hört allgemein die Staatsschulden
als den Krebsschaden bezeichnen, der am allgemeinen Wohlc
frißt; nichts kann unrichtiger sein, als dieses, ja die einfachste
Erwägung wird uns lehren, daß jeder Nationalökonoin
die Staatsschuld als die ergiebigste Quelle erklären muß, ans
der der Wohlstand der Völker zu immer höherer Entwicklung
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sentimentale Jurisprudenz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 852, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg