119
Was ihul ein guter Hausherr nicht Alles für seine Miethleute!
Kleines Hexerl,
Herz-Auncxerl!
Theure Molly,
Und Centifoli —
Und Gazell'u —
Und Forell'n —
Und süße Pavesen — — —
Und ätherisches Wesen — — —
— Holde Psyche!
Wie neun' ich Diche?
Was thut ein guter Hauswirth nicht Alles
für seine Miethleute!
(Schluß.)
„Na, ich denke Sie, mich soll gleich der Schlag rihren
wie ich das Heere; aber ich ließ mer's uich so sehre marken
uu sagte: Nee, mei gutestes Härrcheu, so hab'u mer nich ge-
wett'; der Kontrakt muß ordentlich ausgehalteu wereu —
unter ä Värteljahr dürfen Sie mer uich aus'u Hause." —
„Jh das wollen mer doch ä Mal sähu", sagt mei Maler,
„halten laß ich mich nich, das Loscht habe ich nu ooch schone
feste gemieth' un ibcrmorgen zieh ich aus, da halten mich
keeue zähn Färde nich länger hier bei Sie." „Wa mei
liebster Harre sin Se doch nur uich gleich äso", sag ich, „das
wissen Se ja: ä bessern Wärth, wie Schweukenfelderu, finden
Se in ganz Dräseu nich noch ä Mal, un Sie sein immer ä
guter, lieber, ruhiger Miethsmauu gewesen, den mer ooch
uich gerne gleich loofeu läßt. Also wissen Se was, ich will
vich so sin — Se sollen Ihr Loscht fer hundertzwanz'g Dha-
ler kriegen un daun bleiben mer de alten guten Fremde.
Hier haben Se meine Hand, schlagen Se ein!" — „S'sällt
mir doch gar uich ein, da mißte ich ja ä sehre sehre großer
Esel sin," sagt der Maler, „dort geb ich achz'g uu 's is
noch scheener als wie bei Sie. Ibcrmorgen zieh ich aus!
Läbeu Se wohl, Herr Schwenkeufälder!" — Dabei lief er
ooch schone wieder zur Dhire 'naus. Ei, Du mei liebes
Härrgottcheu, nu kriegt ich Sie 's aber forchtbar mit der
Angst. Jbermorgen wollt er ausziehn uu acht Dage druff
mußte ich ja stürben, das war so gut wie ausgemacht. Also
hatte ich grade noch zähn Dage zu laben! Was ich an
den Dage ausgestanden habe, davon kann sich keen Mensch
keeneu Begriff uich machen, uu de ganze Nacht konnte ich j
vor Baugigkeet feen Ooge uich zudhuu. Wie's frih Helle ^
worde, da dacht ich: uu hast De blos noch nein Dage
zu läbeu, wenn Dei Maler wärklich ausziehn dhut! Aber
jetzt nahm ich mer's ooch feste vor: ausziehn darf er nich,
s'mag kosten was es will! Wie's also frih um achte
is, zieh ich mich au uu gehe 'nuff zu meinen Maler. —
„Haben Se sich's nich iberlegt," frag ich'n, „wollen Se uich
wohnen bleiben?" — „Nee", sagt er, „ich ziehe morgen ,
aus!" — „Na wissen Se was", sag ich, „Se sollen s'
Loschi fer'n alten Breiß haben, bleiben Se nur da." —
„Nee", sagt er, „ich ziehe morgen aus!" — „So sehre
sehre schlecht wereu Se doch nich an mir handeln," sag' ich,
„Se wissen, ich habe Sie nu eenmal gärue, Se soll'n s'
Loschi fer ueinzig Dhaler haben." — „Nee," sagt er, „ich
ziehe morgen aus!" — „Wenn ich Sie 's nu aber ooch fer
achz'g lasse," sag ich un daderbei treten mer de Drähnen in
de Oogen. — „Ich will Se was sagen, Herr Schwenkeu-
fälder", sagt nach ä Weilchen der Maler, „das Loschi au 'n
Bäru'scheu Blatze is scheener und kost't blos achz'g; aus
reener Freindschaft fer Sie will ich aber bleiben, wenn Se
mer das hier fer siebz'g Dhaler lassen. Wollen Se oder
wollen Se nich?" — „Härre," sag' ich un weeute wie ä
Kind, „Sie sein wärklich so ä blutseiglicher Fambier, das
säh ich nu schone, aber ich habe Sie uu eenmal so sehre
sehre lieb — ach! — uu ja — Se sollen 's fer siebz'g
Dhaler haben!" — „Uu meine zähn Dhaler Druffgcld missen
Se mer ooch ersetzen," sagt der niederträchtige Kärl noch.—
„Ooch das noch? — Nee — das is zu viel," sage ich. —
„Gut," sagt er, „dann zieh ich morgen aus!" —
„Na, weil ich Sie gar so schrecklich lieb habe soll mer's
dadruff.ooch nich aukomnwu," sag ich, „aber nu kommen Se
mit, mer wollen jetzt gleich ä Kontrakt machen uff Läbcns-
zeit!" — „Soll mir ooch recht sin," sagt der Maler un
lacht so heemdicksch derbei. Aber ich war Sic doch sehre
sehre froh, daß der iufamigte Kärl nu wieder bleiben dhat
un daß ich keeue Angst nich mehr fer mei Läbeu zu haben
brauchte. Angegriffen hat mich aber die verdammte Geschichte
so sehre, daß ich vier Dage habe missen im Bette liegen
bleiben. Froh bin ich nur, daß ich so mit 'u Läbeu diesmal
durchgekommen bin. S' hat mich freilich viel Geld gekost't,
aber was dhut ä guter Hauswärth nich Alles fer
seine Miethsleite!
Was ihul ein guter Hausherr nicht Alles für seine Miethleute!
Kleines Hexerl,
Herz-Auncxerl!
Theure Molly,
Und Centifoli —
Und Gazell'u —
Und Forell'n —
Und süße Pavesen — — —
Und ätherisches Wesen — — —
— Holde Psyche!
Wie neun' ich Diche?
Was thut ein guter Hauswirth nicht Alles
für seine Miethleute!
(Schluß.)
„Na, ich denke Sie, mich soll gleich der Schlag rihren
wie ich das Heere; aber ich ließ mer's uich so sehre marken
uu sagte: Nee, mei gutestes Härrcheu, so hab'u mer nich ge-
wett'; der Kontrakt muß ordentlich ausgehalteu wereu —
unter ä Värteljahr dürfen Sie mer uich aus'u Hause." —
„Jh das wollen mer doch ä Mal sähu", sagt mei Maler,
„halten laß ich mich nich, das Loscht habe ich nu ooch schone
feste gemieth' un ibcrmorgen zieh ich aus, da halten mich
keeue zähn Färde nich länger hier bei Sie." „Wa mei
liebster Harre sin Se doch nur uich gleich äso", sag ich, „das
wissen Se ja: ä bessern Wärth, wie Schweukenfelderu, finden
Se in ganz Dräseu nich noch ä Mal, un Sie sein immer ä
guter, lieber, ruhiger Miethsmauu gewesen, den mer ooch
uich gerne gleich loofeu läßt. Also wissen Se was, ich will
vich so sin — Se sollen Ihr Loscht fer hundertzwanz'g Dha-
ler kriegen un daun bleiben mer de alten guten Fremde.
Hier haben Se meine Hand, schlagen Se ein!" — „S'sällt
mir doch gar uich ein, da mißte ich ja ä sehre sehre großer
Esel sin," sagt der Maler, „dort geb ich achz'g uu 's is
noch scheener als wie bei Sie. Ibcrmorgen zieh ich aus!
Läbeu Se wohl, Herr Schwenkeufälder!" — Dabei lief er
ooch schone wieder zur Dhire 'naus. Ei, Du mei liebes
Härrgottcheu, nu kriegt ich Sie 's aber forchtbar mit der
Angst. Jbermorgen wollt er ausziehn uu acht Dage druff
mußte ich ja stürben, das war so gut wie ausgemacht. Also
hatte ich grade noch zähn Dage zu laben! Was ich an
den Dage ausgestanden habe, davon kann sich keen Mensch
keeneu Begriff uich machen, uu de ganze Nacht konnte ich j
vor Baugigkeet feen Ooge uich zudhuu. Wie's frih Helle ^
worde, da dacht ich: uu hast De blos noch nein Dage
zu läbeu, wenn Dei Maler wärklich ausziehn dhut! Aber
jetzt nahm ich mer's ooch feste vor: ausziehn darf er nich,
s'mag kosten was es will! Wie's also frih um achte
is, zieh ich mich au uu gehe 'nuff zu meinen Maler. —
„Haben Se sich's nich iberlegt," frag ich'n, „wollen Se uich
wohnen bleiben?" — „Nee", sagt er, „ich ziehe morgen ,
aus!" — „Na wissen Se was", sag ich, „Se sollen s'
Loschi fer'n alten Breiß haben, bleiben Se nur da." —
„Nee", sagt er, „ich ziehe morgen aus!" — „So sehre
sehre schlecht wereu Se doch nich an mir handeln," sag' ich,
„Se wissen, ich habe Sie nu eenmal gärue, Se soll'n s'
Loschi fer ueinzig Dhaler haben." — „Nee," sagt er, „ich
ziehe morgen aus!" — „Wenn ich Sie 's nu aber ooch fer
achz'g lasse," sag ich un daderbei treten mer de Drähnen in
de Oogen. — „Ich will Se was sagen, Herr Schwenkeu-
fälder", sagt nach ä Weilchen der Maler, „das Loschi au 'n
Bäru'scheu Blatze is scheener und kost't blos achz'g; aus
reener Freindschaft fer Sie will ich aber bleiben, wenn Se
mer das hier fer siebz'g Dhaler lassen. Wollen Se oder
wollen Se nich?" — „Härre," sag' ich un weeute wie ä
Kind, „Sie sein wärklich so ä blutseiglicher Fambier, das
säh ich nu schone, aber ich habe Sie uu eenmal so sehre
sehre lieb — ach! — uu ja — Se sollen 's fer siebz'g
Dhaler haben!" — „Uu meine zähn Dhaler Druffgcld missen
Se mer ooch ersetzen," sagt der niederträchtige Kärl noch.—
„Ooch das noch? — Nee — das is zu viel," sage ich. —
„Gut," sagt er, „dann zieh ich morgen aus!" —
„Na, weil ich Sie gar so schrecklich lieb habe soll mer's
dadruff.ooch nich aukomnwu," sag ich, „aber nu kommen Se
mit, mer wollen jetzt gleich ä Kontrakt machen uff Läbcns-
zeit!" — „Soll mir ooch recht sin," sagt der Maler un
lacht so heemdicksch derbei. Aber ich war Sic doch sehre
sehre froh, daß der iufamigte Kärl nu wieder bleiben dhat
un daß ich keeue Angst nich mehr fer mei Läbeu zu haben
brauchte. Angegriffen hat mich aber die verdammte Geschichte
so sehre, daß ich vier Dage habe missen im Bette liegen
bleiben. Froh bin ich nur, daß ich so mit 'u Läbeu diesmal
durchgekommen bin. S' hat mich freilich viel Geld gekost't,
aber was dhut ä guter Hauswärth nich Alles fer
seine Miethsleite!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was thut ein guter Hauswirth nicht alles für seine Miethleute!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 875, S. 119
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg