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Fliegende Blätter — 38.1863 (Nr. 913-938)

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Nr. 925
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https://doi.org/10.11588/diglit.3272#0103
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Die mißlungene Verschlagenheit.

Ich würde unter einer Last
Von solchen Pfändern bald ersticken.

Reiß-Effendi.

Und doch wär's nur Ballast.

Kurt (fährt gegen seinen Herrn los)

Bei meinem Bart! das ist zu kraus,

Seid klug und zieht den Fetzen aus.

Ich zöge mir die Haut vom Leibe
Und gab' sie ohneweiters hin!

Alexander.

Du weißt nicht wie ich meinem Weibe
In Zucht und Ehr' ergeben bin!

Kurt (zornig)

Das sind ganz vertrakte Schnurrpfeiferein!

Alexander (noch zorniger)

Soll ich den Rücken, Du Lümmel, Dir zerbläu'u!

Kamel (wüthend)

Bei Mahoms Bart! Allah Kebir!

Mir däucht, daß sich die beiden Franken
Um's Hemd vor meinem Antlitz zanken!

Faßt an die bärenbeiß'gen Racker
Und pflügt mit ihnen dort den Acker.

Verwandlung.

Dritte Scene.

Geheimes Kabinct des Sultans. Er sitzt gelassen ans seinem Throne
und halt wichtige Papiere in der Hand. Vor ihm steht der
Nassak-Tschibaschi.

Kam öl.

Du hast vernommen, welche Wunderkraft
Des Franken weißes Hemd besitze.

Bedenk', wie man ein Mittel schafft,

Das zu des Zaubers Prüfung nütze.

Nassak-Tschibaschi.

Erlaub' daß ich den Monadschi-Baschi frage,

Er stellt das Horoskop an jedem Tage,

Wie auch das sxeonlnm astronoinioum,

Er ist, Bascliem iista, lange nicht so dumm.

K a m 6 l.

Heraus mit einem Rath, es gilt den Hals!

Nassak-Tschibaschi (erschrocken)

O Herr, Du brauchst Nichts zu befehlen als!

Weshalb auch lang nach Dies und Jenem suchen!

Wir senden den nächstbesten der Eunuchen
Nach Deutschland! Nach Deutschland!

Mit Perlen, schönen Augen und Demanten
Stopf' alle Taschen voll dem Abgesandten
Für Deutschland! Für Deutschland!

Mit reichem Schah, erheucheltem Entzücken
Und arger List mag er das Weib umstricken
In Deutschland! In Deutschland!

Gelingt's ihm dort, wir werden's hier erfahren,

Es muß daö Hemd die Dinge offenbaren
Aus Deutschland! Aus Deutschland!

9'.»

Kamel (äußerst zufrieden)

Der Plan ist fein ersonnen!

Zum Dank, wird einst für Dich
Die seid'ne Schnur gesponnen,

Dann braver Sclave sprich,

Ich laß Dich, Allah min! nicht lange leiden,

Und statt erwürgen, Dir den Hals abschneidcn.

Nassak-Tschibaschi (entzückt)

O großer Sophi!

K a m e l.

Wen schlägst Du vor zur Reise?

Nass ak-Tschib asch i.

Kaliph! Ihr seid so weise,

Daß Euch der Nam' schon auf der Zunge sitzt,

Eh' durch's Gehirn mir ein Gedanke blitzt.

Kamöl.

Er sollt' gar listig und verschlagen sein.

Nassak-Tschibaschi.

Verschlagen sind wir Alle im Verein.

Kamel klingelt. Der Baschaga tritt ein, fällt zu Boden und kreuzt
seine Arme.

K a m s l.

Ruf den Abul Kasan Muhamed.

Baschaga (stotternd)

O H . . r . . r . . rrrr!

Kam öl (ausgebracht)

Nun, ist er nicht aufznfinden?

Laßt ihn sogleich lebendig schinden.

Baschaga.

Sophi! er ist im NsIokul-LInt entschlafen.

Kamöl (beschwichtigt)

Wie, todt? Nun, so schindet einen Sclaven.

Nassak-Tschibaschi.

Vielleicht Ben Jusuff Ibrahim?

K a m ö l.

Gut, gut, schickt gleich nach ihm.

Baschaga ab.

Ibrahim (tritt sogleich in's Cabinet)

Dein weiser Blick läßt mich errathen,

Was Du von mir für Heldenthaten
Verlangst. Und ich werde sonder Weilen
Im Vogelflug nach Deutschland eilen.

Ihr sollt es bald am Rocke merken,

Was ich vollbracht in Wort und Werken.

Kam öl.

Szalem! Marsch fort!

Ibrahim besteigt ein Dromedar und geht ab.

(Schluß folgt.)

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