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98 Die mißlungene

Hakim-Baschi, Leibarzt.

Miraker, Großstallmeister.

Sadri-Kasam, Grohvezier.

Emiret-Dewlet, Finanzminister.

Baschaga, erster Verschnittener.

Ibrahim, ein verschlagener Verschnittener.

Bas ägyptische Volk, deutsches Volk.

Erster Akt.

Erste Scene.

Hoslager des Sultans von Aegypten. Kios in einem Gullistan.
Der Sultan, umgeben von seinen Großen. Sämmtliche Minister
denken über ihre Portefeuille-Angelegenheiten nach; nur der Emiret-
Dcwlct fingert mit desparaten Mienen in seinen leeren Taschen herum.
Weiße, schwarze, gelbe und grüne Eunuchen und Eunuchinen. Leib-
wache der Mameluken. Abseits hocken grämliche Fakire, Derwische
und Imams. Im Hintergründe breitet sich die Sahara aus. Kara-
wanen zieben durch die Wüste. Beduinen plündern fromme Hadschi's
aus. — Alexander von Metz und Kurt werden als Gefangene
vorgeführt. Alexander trägt sein wunderthätigcs Hemde über sein Wams.

Kamel (erstaunt zum Sadri-Kasan)

Wallahi!

Wie sonderbar der fremde Schelm
Sich zu gcwauden pflegt!

Sadni-Kasam.

Allah adschaib!

Mich wundert's, daß er seinen Helm
Nicht auf der Nase trägt!

Kurt (heimlich zum Ritter)

O Herr, könnt' ich von hier jetzt fort
Ich liefe unverweilt nach Haus.

Der Mensch, im grünen Turban dort,

Sieht wie ein Riesenkohlkopf aus,

Und Gutes hegt er nimmermehr im Sinne,

Er starrt nach uns gleich einer gift'gen Spinne.
Alexander.

Sei still, und waffne dich mit Muth und Stolz.

Kurt (kleinlaut)

O, Helden schnitzt man nicht aus meinem Holz!
Kamel (plötzlich wütheud geworden, wechselt mehrmals die Farben,
welche ihm sein Hakim-Baschi hinreicht, bis er kirschroth imGesichte schreit)
Ihr Giaur's, Christenhunde, Lumpenpack,

Hat Euch der Hunger aus dem Land getrieben,

Daß Ihr am räud'gen Leib den Bettelsack
Daher läuft — Straßenraub zu üben?

Ihr kamt das heil'ge Grab zu retten? (hohnlachend)

Ich will Euch selbst in Gräbern betten!

Alexander (mit Märtyrermiene)

Du magst mich wippen, rösten, schröpfen,

Magst mich an Händ' und Füßen köpfen,

Bleibt mir ein einzig Hühneraug' gelassen —

Es wird im letzten Blick — Dich tödtlich hassen!

Kamöl (zum Jschik-Agassi)

Miß' ihm fünfhundert auf die Sohlen!

Der Jschik-Agassi.

Olka dar bujurumus Sultanym!

Wie Eure Herrlichkeit befohlen.

Verschlagenheit.

(Er winkt mit der Hand. Sarazenen ergreifen Alexander und trachten
ihm das Hemd vom Leibe zu zerren.)

Alexander (reißt ein verborgenes Schwert aus der Brust, halt
fest sein Kleinod und ruft):

Mein ist das Hemd und mir gehört cs zu!

Und Niemand wag' cs mir's zu rauben. Hu!

Kurt (verschwindet einstweilen zwischen einigen Odalisken. Allge-
meiner Aufruhr. Das ägyptische Volk erhebt sich; der Sandschak-
Schcrif wird ausgesteckt, die Baschi-bozuk werden cinbcrufen. Frank-
reich und England machen Miene zur Intervention).

Zweite Scene.

Vorige. Das ägyptische Volk.

Das Volk.

Das Volk steht treu zu Dir, Gebieter,

Als Deines Ruhm's und Deines Geldes Hüter!

Der Emiret-Dewlet (raunt dem Sultan zu)

Herr, günstig ist der Augenblick
Und kehrt sobald nicht mehr zurück!

Laß eine neue Steuer rasch bezahlen,

Zrnn Beispiel — für zerbrochne Eierschalen.

Kamsl (stimmt huldreich bei und spricht zum Volke gewendet)
Des Volkes Treue rührt mich sehr!

Doch Ruhm und Waffcnglanz sind eitel;

Gebt mir statt eurem Leben her
In runder Zahl — zehntausend Beutel.

Kurt (knurrt)

Ich wollte Dich zehntausend Mal
Du Strolch, beim Schopfe beuteln,

Und Dir nach jeder runden Zahl
Die böse Gier vereiteln!

Das ägyptische Volk, über das Ende seiner Mission höchlichst über-
rascht, zieht ehrfurchtsvoll ab. Seine Nasen haben sich stark verlängert.
Kamel (zu Alexander)

Des Blutvergießens sei'S für jetzt genug.

Doch will den stolzen Nacken Dir im Pflug
Ich beugen. In des Angesichtes Schweiß
Zerkäu' Dein Brod, sonst zahlt's — ein and'rcr Preis!
Zamire (963tc Gemahlin Kamels, schmeichelnd zu diesem)

Es scheint sein Hemd dem kühnen Fremden
Wohl über Alles werth zu sein.

Der Stoff ist schön, die Nath ist fein,

Ich thät es gern zu Deinen Hemden.

Alexander (für sich)

Hör' ich denn recht? Vom Hemde soll ich lassen?

Mein Eigen bleibt's und müßt ich d'rum erblassen!
Kurt.

Seid Ihr bei Trost, daß Euch der Kamm jetzt schwillt? —
Gebt her das Hemd, so ist der Zank gestillt.

Alexander (zum Sultan, etwas verlegen)

Nehmt hin das Leben, doch mein Gewand,

Dies neue Jagdhemd, es ist ein Pfand, —

Es ist ein Pfand der Treue meiner Fraun,

So lang's nicht schwarz wird, darf ich fest ihr trau'n.

Kam öl (zum Reiß-Effendi)

Das könnte sich für mich nicht schicken,
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