Der Wucherer.
denn das Kindlein war so peinlich und hatte solche Schmerzen,
daß ich nicht im Stande war, es nur auf einige Minuten
zu füllen. Nach Mitternacht da war es gar arg, und mein
' Mann, obgleich er immer am Zipperlein leidet, ging bei
dieser grimmigen Kälte in die Apotheke und holte für das
kleine liebe Schelmchen ein Säftchen."
„ Und zwar um zwölf Kreuzer!" fiel Ehrlich kopfnickend ein.
„Darauf wurde es denn etwas besser," fuhr die Lügnerin
fort, „doch schlafen wollte mein Herzchen immer noch nicht,
und da trug ich es denn in Gottes Namen ununterbrochen
bis kurz zuvor auf meinen Armen herum."
„O ihr lieben guten Leute, wie soll ich Euch danken?"
sprach da die getäuschte Mutter, und den alten gleisnerischen
Ehrlich bei der Hand nehmend, sagte sie: „Das ist wirklich
recht schön von Ihnen, daß Sie sich'noch so spät, und bei
einer solchen Jahreszeit auf den Weg machten."
„Ja, ja! mein lieber Ehrlich ist ein wahrer Goldmann.
Er thut mir Alles zu Liebe, was er mir nur an den Augen
absieht. Wir Hausen aber auch im ächten Sinne des Wortes
zusammen wie Kinder, und ich kann mich wirklich nicht ent-
sinnen, daß je Eines dem Andern ein unschönes Wort gegeben."
Als die Dicke so sprach, rieb sich Ehrlich die gepuffte
Seite, und die sich würdigen Gatten wechselten einen Blick
voll ungeheuerer Ironie.
(Fortsetzung folgt.)
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E n avant!
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„lieber die Hauptpunkte sind wir einig, wir und die beim Kaffeesieder drüben; es fragt sich
jetzt nur, Herr Maier, ob Sie die Diktatur annehmen wollen, — wir könnten dann gleich am Dienstag
nach dem Zapfenstreich anfangen."
denn das Kindlein war so peinlich und hatte solche Schmerzen,
daß ich nicht im Stande war, es nur auf einige Minuten
zu füllen. Nach Mitternacht da war es gar arg, und mein
' Mann, obgleich er immer am Zipperlein leidet, ging bei
dieser grimmigen Kälte in die Apotheke und holte für das
kleine liebe Schelmchen ein Säftchen."
„ Und zwar um zwölf Kreuzer!" fiel Ehrlich kopfnickend ein.
„Darauf wurde es denn etwas besser," fuhr die Lügnerin
fort, „doch schlafen wollte mein Herzchen immer noch nicht,
und da trug ich es denn in Gottes Namen ununterbrochen
bis kurz zuvor auf meinen Armen herum."
„O ihr lieben guten Leute, wie soll ich Euch danken?"
sprach da die getäuschte Mutter, und den alten gleisnerischen
Ehrlich bei der Hand nehmend, sagte sie: „Das ist wirklich
recht schön von Ihnen, daß Sie sich'noch so spät, und bei
einer solchen Jahreszeit auf den Weg machten."
„Ja, ja! mein lieber Ehrlich ist ein wahrer Goldmann.
Er thut mir Alles zu Liebe, was er mir nur an den Augen
absieht. Wir Hausen aber auch im ächten Sinne des Wortes
zusammen wie Kinder, und ich kann mich wirklich nicht ent-
sinnen, daß je Eines dem Andern ein unschönes Wort gegeben."
Als die Dicke so sprach, rieb sich Ehrlich die gepuffte
Seite, und die sich würdigen Gatten wechselten einen Blick
voll ungeheuerer Ironie.
(Fortsetzung folgt.)
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E n avant!
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„lieber die Hauptpunkte sind wir einig, wir und die beim Kaffeesieder drüben; es fragt sich
jetzt nur, Herr Maier, ob Sie die Diktatur annehmen wollen, — wir könnten dann gleich am Dienstag
nach dem Zapfenstreich anfangen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"En avant!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 4.1846, Nr. 80, S. 61
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg