Fliegende Blätter (49.1868 (Nr. 1199-1224))

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Der Lanzknecht.

Vor'm Hause steh'n die Trommeln,
Die Werber sitzen beim Wein:
Kein schön'res Loos mag's geben,
Als Frundsbergs Mann zu sein.

Mit meinem blanken Wanderstab
Reis' ich in alle Welt:

Meine Sonn' bei Tag — mein Stern bei Nacht:
Das ist Frundsberg der Held!

Ade ihr Kameraden!

Ade Herzliebchen mein!

Heut' noch lass' ich mich taufen
Zum Lanzknecht drin mit Wein:
Muß ich auch scheiden — wandern
Weit fort vom Vaterland:

Es steht ein treues Herze
Ueberall in Gotteshand!

Mein Orden, Heisa, Heijuhei!
Das ist der best' im Land',

Tret' Einer her und nenne mir
Noch einen lust'gern Stand.

Der Schenk ist unser Hauskaplan,
Ein Faß sein Hochaltar:

Und läutet mit den Bechern er,
Rennt gleich die ganze Schaar.

Der Noviz.

Der Frundsberg ist ein prächt'ger Abt,

Der sperrt uns nimmer ein.

Die ganze Welt, soweit sie blüht,

Soll unser Kloster sein.

Und statt der drei Gelübde hau
Wir eine bess're Sitt':

Ein Jeder drei Geliebte hat
Sonst ist's kein Lanzknecht nit.

Sanct Veit ist unser Heiliger,

Der schafft zur rechten Zeit

Uns Kampf und Brod und steht bei uns

Als Schirin und Schild im Streit.

Und wenn wir fallen, führt er uns
Ins Paradies sogleich:

Und gen den Teufel steh'n wir Wacht,
Als Lanzknecht im himmlischen Reich.

Im Lager.

Das ist ein Manövriren
Seit dreißig Tagen schon,

Ein Fechten und ein Hetzen,

Dazu kein Gröschel Lohn.

O Tübingen! Dein gedenk' ich,

Verlornes Paradies,

Mit deinen frohen Schenken,

Mit deinen Bechern süß.

Wie ein verschlag'nes Fischlein
Im dürren Ufersand:

Muß elend ich verschmachten
Im heißen Sonnenbrand!

Es mag mit leerem Beutel
Der Teufel Lanzknecht sein:

He! wer kauft meine Seele?

Ich geb' sie um ein Faß Wein!

Da steh' ich nun mit Büchs und Schwert
Und schwing' den Fedcrhut:

Hab um die Brust ein schimmernd Erz
Und drunter frischen Muth.

Dazu die Her', die Schcnki»,
Die spielt mit uns Schabernack:
Und uns'rc Potentaten,

Die hat sie all' im Sack.