Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
135

Wiener Briefe des Herrn Graf aus Pirna.

„gehabt und ich glaube, daß dieses doch schon ein bischen
„viel mehr als wie genug für jeden erwachsenen Staats-
„birger ist und ich wollte mir nun die gehorschamste Freiheit
„herausnehmen, Ihnen gans ergebenst vorzuschlagen, „daß
„wir uns nun doch auch einmal an die ausländischen andern
„Welttheile vergreifen thäten. Denn was hat uns denn zum
„Beisbiel Afrikah, Amehrika, Ahsichen und Austiralichen ge-
„than, daß wir sie nicht auch einmal mit unfern Schitzenfest-
„wcin betrinken sollten! Alleine aber man muß hingegen doch
„cichentlich noch weiter hinausschweifen, denn man kann es
„ja gar nicht einmal wissen, ob es nicht vielleicht in den
„Hindergrund auf unsre sogenannte Mutter Erde noch ver-
„schiedentlichte Welttheile geben thut, welche noch gar nicht
„einmal bis jetzt von uns entdeckt sind! Aber, meine ver-
„chrlichten Schitzenbrider, unschätzbare Festgenossen u. s. w.,
„was würden denn nun diese unsre bisher noch nicht cimnal
„entdeckten, aber nichtsdestowenigstens ebenfalls sehr verehr-
„ lichten Mitmenschen sagen, wenn sie aus unsre stehnogräflichten
„Festberichte lesen sollen thäten, daß wir sie in diesen unfern
„Festdohasten gans mit Stillschweigen ibergegangen hätten?
„Dieses kennte uns sogar in sogenannte bolidische Verwick-
„lichungen bringen und uns einen langweilichten Krieg auf
„den Hals herbeifihren. Diese so sehr bedrohlichte Gefahr
„kennen wir aber dennoch aus den Weg gehen und wenn
„Sie dieses vielleicht auch sehre beschwerlicht erscheint, so ist
„es für mich doch nur eine Kleinlichkeit und diescrhalb schlage
„ich Sie vor, daß Sie jetzt die Gläser ergreifen, daß Sie
„sich alle mit Festwein bis oben hinauf vollziehen und daß
„Sie mit ein dreifaches gedonnertes Fifadhoch Alles dieses-
„jenigte leben lassen, was wir bis jezt noch nicht leben ge-
„ lassen gehabt haben, denn auf diese Weise kommt gar kein
„einzigster Mensch nicht zu kurz weg. Also, meine geübten
„Dafclfreidenfestgcnossen, es lebe Alles Nochnichtlebengelassen-
„gewordengewesenseiende hoch! Und noch einmal hoch! Und
„zum drittlezten Mal fifad hoch!!"

Nun frage ich euch, liebe Anverwandte u. s. w., ob daß
dieses nicht ein Dohast ist, der sich gewaschen hat und auch
Haare auf die Zehne hat? Aber was glaubt ihr wohl? Wie
ich mich mit dieses inein Kohnzebt an das verehrlichte Fest-
bangkeltsdohastkommitthee wenden that, da zuckte dieses gans
bedauerlichst seine Ackseln und sagte: So schön dieses Fifad
auch an sich selbst gestielisirt wäre, so ginge es doch nicht,
daß man es hier ausbringen thäte, weil nach einen solchen
Dohast, wodarin Alles im Allen auf einmal gelebt gelasien
geworden sein thäte, so dirfte dann Hernachens gar nichts
nicht mehr Anderes leben gelassen werden. Und diescrhalb
schnitten sie mir sozusagen das Wort aus den Munde ab,
so daß ich mich mit Stillvcrschwiegenheit begnigen müsien that.

Ein Andrer in meine Stellung hätte sich vielleicht schwarz
geärchert, aber mir ist dieses gans eingal, denn nun hebe ich
mir diesen überall Hinbassenden Dohast gans ruhig bis zu
unser nächstes Vogelschiesen in Pirne oder in Kopitz auf.

Aber wenn - ich nur einmal sollte ein richtig bassende
; Stahl- oder Gänsekielfeder finden, wodamit ich cichentlich

ordentlicht beschreiben kennen thäte, wie liebenswirdig sich diese
frcindlichten Wiener Einwohner aus jeden Geschlechte gegen
uns fremdlingichte Schitzenbrider benehmen thäten! Hierdavon
kann man iberhaubt blos gans schwechlichte Andeitereien geben,
denn ausgefihrte Beschreibungen kennte man auch nicht in die
allerdicksten Bände hineinbringen.

Da waren zum Beisbiel mehrere Dausende von vier-
stimmichten Sengern und Gesangsvereinen, die uns alle Tage
ein baar Kohnzerrte als Verehrung Vorsingen thäten und ich
frage euch nur, wodamit wir cichentlich diese Ehre verdient
hätten, denn es waren doch sogar sehr viele Schitzenbrider
unter uns, die auch auf die nächste Endfernung nicht grade
so sehr sichere Treffer waren, womit ich als ein abschreckendes
Beisbiel nur einmal aus meinen Fremd Kohle zielen will, der
doch gar kein Schiesthalende nicht haben thut. Hinter solche
Leistungen wie diese weltberiemten Wiener Senger es sind,
da müssen wir nns mit unsre Brofinzigalsengerfeste freilich
bis tief in die Erde hinein verstecken.

(Schluß folgt.)

In das Stammbuch der Geliebte».

Die Maus in der Falle,
Die Kuh in dem Stalle,
Das Schaaf auf der Wiese,
Blöckt zärtlich: Luise!
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In das Stammbuch der Geliebten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Stall
Sonne <Motiv>
Schaf <Motiv>
Kuh <Motiv>
Wiese <Motiv>
Spruch
Mausefalle
Karikatur
Stammbuch
Kirche <Motiv>
Maus <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 49.1868, Nr. 1215, S. 135
 
Annotationen