Fliegende Blätter (5.1847 (Nr. 97-120))

19.

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Die Corsettenrevolution.

Lu Hüpfenheim hat sich ein beispielloses Unglück zugetragen.
Auf einem Balle bei dem dortigen Amtmanne zerplatzte das
ehrsame und tugendreiche Fraulein Rosamunde Uberg nach der
fünften Allemande plötzlich, und mit einer so heftigen Erplofion,
daß alle ihre Glieder im Saale zerstreut wurden und im Städt-
chen fast alle Fenster zersprangen. Die gewaltsame Ausdehnung
des Brustkastens im festgeschnürten Corset hat diese Wirkung
erzeugt. Leider kostete dieser traurige Vorfall zwei jungen
hoffnungsvollen Studierenden der nahe gelegenen Univerfität
das Leben. Dem einen schnitt das sortgeschleuderte Blankscheit
buchstäblich den HalS ab. Ein dritter, Mediciner im letzten
Semester, entfloh bei dem ersten Krachen.

Eorrespoadenzen.

Nach neueren Nachrichten hat der Amtmann zu Hüpfenheim
alle Mieder einsammeln und vernichten lassen. Daß dabei

Unruhen auSgebrochen feien, ist die Erfindung eines müßigen
Kopfes.

Das Gerücht über Unruhen in Hüpfenheim bestätigt fich,
der Amtmann soll die Flucht ergriffen haben. Uebrigens haben
diese Bewegungen durchaus keinen miederlichen oder schnürbrust-
lichen Charakter, fie find rein politischer Natur und an dem
Gerede, es hätten die Weiber revoltirt, ist kein wahres Wort.

Man vernimmt mit Erstaunen, daß in Hüpfenheim Unruhen
stattfanden. In Folge eines überaus traurigen TodfallS durch
engeS Schnüren, ließ der Amtmann alle Instrumente dieser
Art confiSciren. Die Einsammlung ging anfangs ruhig vor
fich, das Feuer zum wohlverdienten Auto da Fe loderte lustig
empor, die Gassenjungen jauchzten; doch plötzlich stürmte eine
starke Schaar von Frauen und Jungfrauen nach dem Amthause,
ste zerschlugen alle Fenster, zwangen einen alten Schreiber unter
Bedrohung mit vorgehaltenen Bratspießen die Registraturen zu
öffnen, warfen mit bacchantischem Toben die Acten auf die
Gaffe, und machten Anstalt, dieselben zu verbrennen. Der

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