Fliegende Blätter (51.1869 (Nr. 1251-1276))

Wein, Weib, Gesang.

Er sah sie in eines Andern Arm —

Da faßte ihn Jammer und wilder Harm;

Dem Sonnenschein und der Frühlingspracht
Folgt düst're, frostige Winternacht,

Die mit Dunkel ihm den Geist umfängt,

Sein Herz mit grausigem Weh' bedrängt.

An dem armen Burschen ward zum Fluch
Des Doktor Luther berühmter Spruch —

Er hat geliebt Wein, Weib, Gesang —

Jetzt ist er — ein Narr sein Leben lang! —

Das ist „Außerordentlich".

Erzählt da neulich Einer als „Außerordentlich", sein
Hund habe seinen und seines Sohnes Hut dadurch aus dem
Wasser an's Ufer gebracht, daß er den kleinen in den großen
gesteckt habe. Darin finde ich wenig Außerordentliches! Da
ist mein Caro noch ein anderer Kerl! Ich gehe kürzlich über
die Altmühl mit einem Freunde. Da wirft uns ein Wind-
stoß die Strohhüte in's Wasser. Nun habe ich, um unlieb-

samen Verwechslungen vorzubeugen, seit langer Zeit an den
Boden meiner Hüte meine Karte angebracht. Das muß der
'Caro gemerkt haben, denn er springt in's Wasser, erreicht
zuerst meines Freundes Hut, wirft einen Blick hinein und
läßt ihn wieder fahren. Sodann schwimmt er meinem Hut
nach, siehet hinein, ergreift ihn und bringt ihn wedelnd zu
meinen Füßen. Das ist außerordentlich!

Verzeihlicher Jrrthum 95

„Mein liebes Weibchen, diese Ueberraschung — ein
feines Tabakkörbchen — nun, so ist's recht, meinen Tabak habe
ich schon hincingegebcn — ringsherum sind einige Löcher —
wahrscheinlich für Cigarren." — „Was sehe ich! — mein
neuer Hut voll Rauchtabak?"

Der Pole.

„Weißt Du, was der da vorn für ein Landsmann ist.
Der ist ein Pol!" — „Wer sagt Dir denn das?" — „Die
Naturg'schicht. Da heißt's deutlich drin, daß der Erden ihre
Pol' abgeplatt't sind; der dort ist abgeplatt't, also ist er ein
Pol'!"