Kalt-R öschen.
59
Am 10. Mai.
Heut' trug ich dcu Othello
In ihrem Hause vor;
Ich las mit so viel Wärme,
Als sei ich selbst der Mohr.
Da knickte manche Schöne
In ihres Herzens Noth,
Verstohlen eine Thräne
Bei Dcsdemonas Tod.
Und als ich kam an's Ende,
Fiel neben mir ein Schuß:
Des Pächters Röschen — knackte
Sich eine Haselnuß!
Am 14. Mai.
Bei ihrem Blumengarten
Steht eine Laube traut,
Wie für der Liebe Schmachten
Gewachsen und gebaut.
Hier hätte ich so gerne
Ihr in das Aug' geschaut,
Und Hab' es ihr im Stille»
Heut' beim Soup6 vertraut.
Doch eisig blickte Röschen
Und kreischte überlaut:
„Da hat ja unser Gärtner
Sein Bohnenstroh und Kraut!"
Und ihren Hühnern seh'n;
Muß seh'n, wie sie den Schweine»
Die Kürbisschnitten reicht,
Wie freundlich sic dein Ochsen
Die breite Blässe streicht,
Und wie aus ihren Händen
Der böse Puter frißt,
Der Kater seine Tücke
In ihrem Schooß vergißt.
Ich Hab' die holde Kleine
Belauscht bei ihrem Bich,
Und ich verzeih' ihr gerne,
Was fehlt an Poesie.
Nur Eines hat mein Herz ihr
Beinahe abgewandt:
Daß sie mich bei der Buche
So gänzlich mißverstand.
(Schluß folgt.)
Ein verschämter Armer.
„Meine Herren! Da drinnen steht so ein armer Kerl
ganz schüchtern, blank und leer. Mich dauert sein Loos und
ich habe daher beschlossen, eine kleine Sammlung für ihn zu
veranstalten. Treten Sie dem edlen Beginnen bei und geben
Sie reichlich."
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Am 10. Mai.
Heut' trug ich dcu Othello
In ihrem Hause vor;
Ich las mit so viel Wärme,
Als sei ich selbst der Mohr.
Da knickte manche Schöne
In ihres Herzens Noth,
Verstohlen eine Thräne
Bei Dcsdemonas Tod.
Und als ich kam an's Ende,
Fiel neben mir ein Schuß:
Des Pächters Röschen — knackte
Sich eine Haselnuß!
Am 14. Mai.
Bei ihrem Blumengarten
Steht eine Laube traut,
Wie für der Liebe Schmachten
Gewachsen und gebaut.
Hier hätte ich so gerne
Ihr in das Aug' geschaut,
Und Hab' es ihr im Stille»
Heut' beim Soup6 vertraut.
Doch eisig blickte Röschen
Und kreischte überlaut:
„Da hat ja unser Gärtner
Sein Bohnenstroh und Kraut!"
Und ihren Hühnern seh'n;
Muß seh'n, wie sie den Schweine»
Die Kürbisschnitten reicht,
Wie freundlich sic dein Ochsen
Die breite Blässe streicht,
Und wie aus ihren Händen
Der böse Puter frißt,
Der Kater seine Tücke
In ihrem Schooß vergißt.
Ich Hab' die holde Kleine
Belauscht bei ihrem Bich,
Und ich verzeih' ihr gerne,
Was fehlt an Poesie.
Nur Eines hat mein Herz ihr
Beinahe abgewandt:
Daß sie mich bei der Buche
So gänzlich mißverstand.
(Schluß folgt.)
Ein verschämter Armer.
„Meine Herren! Da drinnen steht so ein armer Kerl
ganz schüchtern, blank und leer. Mich dauert sein Loos und
ich habe daher beschlossen, eine kleine Sammlung für ihn zu
veranstalten. Treten Sie dem edlen Beginnen bei und geben
Sie reichlich."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kalt-Röschen"
"Ein verschämter Armer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)