Fliegende Blätter (55.1871 (Nr. 1355-1380))

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Ka!t-Röschen.

Sie allein, ich könnte weinen,
Weilt zu Hause, kalt und stumpf.
Sitzet mit gekreuzten Beinen
Und strickt ruhig ihren Stxumpf.

Am 7. Mai.

Ich bin mit ihr gegangen
Heut' einmal zum Versuche,

Wir kamen in dem Walde
An eine große Buche.

Ich schnitt in ihre Rinde
Ein Herz, vom Pfeil durchbohrt;

Das, dacht' ich, sagt dem Kinde
Weit mehr als jedes Wort.

Sie ließ mich ruhig schneiden
Das Herz mit seinem Pfeil,

Und sprach: „So zeichnet mein Vater
Die Schweine am Hintertheil!"

Am 25. April.

Wie gerne griff ich oft zur Leier,

Und säug' manch' frohes Lied,

Zu Eros hoher Ruhmesfeier
Zn ihr verstockt Gemüth.

Da aber leider liegt der Hase:

Ihr fehlt der Sinn für Scherz;

Sic hat bei ihrer stumpfen Nase
Zugleich ein stumpfes Herz.

Am 28. April.

Sie übt stets munter ihre Pflicht,

Und gibt recht auf die Küche Acht:

Ich will kein Weib, das ein Gesicht
Und statt der Braten — Verse macht!

Am 1. Mai.

Heut, am ersten Tag des Maien,

Fliegen alle Vögelein,

Furchtlos durch den Wald zu Zweien,

Und nicht eines zieht allein!

Laut erschallen ihre Lieder,

Singend bauen sie ihr Nest,

Auf den Buchen und im Flieder
Feiern sie. ihr Hochzeitfest.

Auch die Frau des Herrn Professor
Zeigt sich heut' am ersten Mai
An dem Arm des Herrn Assesfor
In dem Walde minder scheu.

Mir schwebt es immer vor, die sei
Aus einem andern Stamm,

Scharf, wie der Schnabel eines Weih
Und wie ein Epigramm.