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Fliegende Blätter — 55.1871 (Nr. 1355-1380)

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Nr. 1364
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https://doi.org/10.11588/diglit.4929#0078
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Die G'schicht' von' Brandner-Kasper.

Er hat aber 'n Boalkramer g'schwind d'erkennt, denn der is
no' grad so zau'dürr g'west und der nämlichi Häuter, wie 's
erstimal, wo er 'n g'segn hat.

„Ja was willst denn Du?" hat er g'sagt, ,,i' ho' Di'
nit g'ruafa und was ausg'macht wor'n is, wer'st aa' no' wiss'n
oder willst an' schlecht',: Kerl macha?"

„Nix, nix, fallt mer nit ei' und i' woaß, daß D' no'

9 Jahr' guat hast, da feit si' nix. I' ho' just in der Nach-
berschaft a' kloa's G'schüft g'habt und da hon i' Di' b'suacha
woll'n und schaug'n, was D' machst. Und weil i' mei'
Wagerl da ho' und auf a' Plaatzl fahr'n muaß, wo ma'
gar schö' in's Paradies einischaug'n ko', so is mar ei'-
g'fall'n, daß i' Dir dees sag'n will, wann D' ebba mit-
fahr'n wollt'st."

„Na', i' dank' Dir recht schö'," hat der Kasper
g'sagt, ,,i' bi' nit so neugieri', wie D' moa'st und bi'
lieber dahoam, wo i' mi' auskenn', als an an' fremd'n
Ort, wo i' nit woaß, wie's is."

„Ja," sagt der oa', „Du moa'st ebba, daß D'
dort bleib'u sollst, wo i' Di' hi'führ'. Vo' den is koa'

Red', es is a' Spazierfahrt und in an' Stündl san ma'
wieder da, denn mit mein' Rößl geht dees leicht."

„Und ko' ma' wirkli' in's Paradies einischaug'n?"

„Ja, versteht si', wann i's amal sag'."

„Und in an' Stündl san ma' wieder da?"

„Wann Di' nit lang dort aufhalt'n willst, dees steht
bei Dir, san mer in an' Stündl wieder da, so wahr i'
Boalkramer hoaß."

Jetz' hat 'n Kaspern die G'schicht' do' begieri' g'macht,
auf a' Stündl kann er ja mitfahr'n und a' wen'g einischaug'n
in's Paradies, von dem er scho' so viel g'hört hat. Und er
holt sein' guat'n Freund, 'n Kersch'ngeist, her und schenkt a'
paar Glaasln ei'. „Weg'n mei'," sagt er, „Boalkramer, i'
fahr' mit und Du bringst mi' wieder her! Da trink', es is
frisch draußt." Und sie stöß'n a' und trinka und na' san f
'naus. Da is a' schwarz's Wagerl g'stand'n wier a' Trucha
und a' Naappi a'g'spannt. Sie stcig'n ei', der Boalkramer
schnalzt mit der Peitsch'» und jetzt' san s' dahi'g'saust, daß der
Kasper kaam 'n Huat d'erhebt hat und is ihm Hör'n und Scg'n
verganga. Als wann s' der Sturm davo'traget, san s' dahi'
und aufamal is 's finster wor'n und san Blitz' umanand-
g'fahr'n unter ihna und ober ihna und hat dunnert und 'kracht,
daß der Kasper g'schrie'n hat: „Was is dees? Kehr'um, kehr'
um!" Da hat ihm der Boalkramer in's Ohr 'nei' g'ruafa:
„Da hoaßt ma's bei die schwarz'» Wolkan, da san die Dunner-
wetter z' Haus', mir san aber glei' durch, derfst Di' nit fercht'»."
Und richti' is 's g'schwind wieder liacht wor'n und sic halt'n
vor au' groß'», groß'n G'schloß in' schönst'» Sunnaschci'. An
den G'schloß is a' golde's Thor g'west und bei'» Seit'nthürl
hat der Boalkramer a'g'lüut' und is glei' der Petrus 'raus-
kemma. „No', Kasper," sagt er, „bist amal da, jetz' geh' no'
glei' eina, i' wer' Dir 's Paradies zoag'n und werft a' Freud'
d'ra' hab'n." Und nimmt 'n Kaspern bei der Hand und führt
’n eint, aber der Boalkramer hat draußt bleib'n müssen. Und

die zwoa stenga jetz' in an' weit'» Saal mit durchfichtigi Wand
wie g'schliffe's Spieg'lglas und da hat ma' weit 'nausg'segn
in an' Gart'n mit die schönst'» Bloamen in all! Farb'n und
mit groß: Baam' voll Aepfi und Birn und Pfersi' und Po-
merantsch'n, grad a' Pracht, und der Kasper hat nit red'n
kinna vor lauter Verwunderung. Und in den' Gart'n san die
schönst'» Eng'l 'rumg'wand'lt mit silberni Flüg'l und glanze'di
Kranz'ln in' Haar, und daneb'n aa' viel', viel' Leut', und auf
amal springa zwoa Bursch' daher und jux'n und ruafa: „Ja,

grüß' Gott, Vater, grüß' Gott!" und er d'erkennt sein' Girgl
und sein' Toni. „Jesses, mcini Buab'n," schreit er und fallt
ihna um Hals, und da schau! sei' Traudl kimmt aa' daher
und sei' Vater und Muatta und a' ganz' Rud'l vo' seiner
Freundschaft und is a' „Grüß' Gott" g'wen hinum und herum
und a' Freud', daß ihm der Petrus, der zuag'schaugt hat, d'
Aug'n g'wischt hat. Und in den' Gcwurl fliagt auf amal a'
kloaner Eng'l daher und sagt zum Kaspern: „Kasper, der Boal-
kramer laßt Enk sag'n, er fahret jetz' ivieder abi, ob's mitfahrts?"

„Na', licb's Bübi," sagt der Kasper, „sag' ihm, er soll
no' alloa fahr'n, i' bleib' da und will nix mehr wiss'n vo' der
Welt d'runt' und sag' Herr vergelt's Gott tausendmal, daß ma'
die Gnad' wor'n is, daß i' daher kemma bi'."

Dees is die G'schicht' von' Brandner-Kasper.

Auflösung des Rebus in voriger Nummer.

Sie ist nahe den Vierzigen (Vier Ziegen).
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die G'schicht' von' Brandner-Kasper"
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Serientitel
Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Barth, Ferdinand
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Wolke
Paradies
Wiederbegegnung
Begrüßung <Motiv>
Familie
Karikatur
Engel <Motiv>
Ankunft <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Petrus <Apostel>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
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Fliegende Blätter, 55.1871, Nr. 1364, S. 74
 
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