Fliegende Blätter (6.1847 (Nr. 121-144))

Bildung; zum Ersatz dafür sind sie aber mit Löwen, Tigern, Hyänen,
Bären, Klapperschlangen, Lindwürmern und ähnlichen ekelhaften
Bestien reichlich bedölkert. — Sic, lieber Herr Vetter und Kollege,
haben gar keinen Begriff von der Gefräßigkeit dieser verschiedenen
Bestien, und cs ist z. B. für die Löwen, Tiger rc. ein wahres
Glück, daß es hier Vinter den Menschen, Gottlob! noch so viel Vieh
gibt; nehmen Sic aber nur an, wie eine solche Bestie in Deutsch-
land, wo das Pfund Rindfleisch 12 kr. kostet, bestehen wollte? —
Von Neu-Orleans aus brauchten wir noch sechs Tage bis zu
unserm neuen Eigenthum, in dessen Besitz wir unter den üblichen
Ceremonien feierlichst eingesetzt wurden. Das uns zugehörige Ge-
biet wird von dem Rio grande bespült, der somit einerseits die
Grenze bildet; landeinwärts gehört uns. Gottlob! so viel als wir
davon wollen, und das wäre am Ende gar nicht übel, wenn uns
nur die verfluchten wilden Bestien die Besitznahme nicht fast un-
möglich machten. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist unglaublich
und läßt die kühnste Phantasie wirklich meilenweit hinter sich zurück,
und auch das Klima ist, die wilden Bestien abgerechnet. Gottlob!

Amerikanische B

die Fährlichkeiten, welche sich von dem Aufenthalte in Amerika
nicht trennen lassen. Denken Sie sich einen breiten, breiten
Strom, so breit, daß man kaum mit dem Fernrohre die Ufer
zu unterscheiden vermag, und dann denken Sie sich weiter diesen
breiten Strom mit nichts als Krokodillen angefüllt, mit Kroko-
dillen, oder wie man sie hier. Gottlob! nennt, mit Alliga-
toren. Diese Viecher umschnuppern unaufhörlich Kopf an Kopf
die den Rio grande befahrenden Schiffe, und sind dermaßen
unersättlich und gefräßig, daß man nicht ohne Lebensgefahr die
Nase über den Bord hinausstecken kann.

Das linke Ufer des Rio grande ist, Gottlob! so ziemlich ange-
baut und mit Plantagen bedeckt, auf dem rechten Ufer hingegen
entdeckt das Auge nichts als jene unendlichen Prairien und Ur-
wälder, hinter denen das Ende der Welt anfängt. In diesen
Prairien und Urwäldern gibt es, wie man uns versichert, keine
andern menschlichen Wesen, als Affen von verschiedener Größe und

riefe. 3

so mild und gesund, als man es sich nur immer wün-
schen kann.

Das Erste, was wir noch am Tage unsrer Ankunft
Vornahmen, war die Wahl eines Bürgermeisters und eines
Gensdarmen, denn Ordnung muß sein, und in einem
Lande, wo man jeden Augenblick mit Löwen, Bären,
Klapperschlangen und Krokodillen in Berührung kommen
kann, da ist ein Bürgermeister und ein Gcnsdarme mehr
als anderswo ein wahrer Segen Gottes! Die Würde
eines Bürgermeisters wurde. Gottlob! mir selbst über-
tragen, und Hetzel's ältesten Buben, den Stephan, berief

das öffeuiliche Vertrauen zu der Ausübung derGensdar-
merie. Nach diesem ersten wichtigen Aktus, während dessen
Vornahme einige Hunderte von Löwen und andern Viechern
achtungsvoll in der Ferne brüllten, schritten wir alsbald
zu unfern wohnlichen Einrichtungen.

Die schon erwähnte kühne Fruchtbarkeit des Bodens
kam uns hierbei in ungewöhnlicher Weise zu gut, denn
anstatt die Zeit mit dem Aufbau von Häusern zu verlieren,
hatten wir. Gottlob! nichts Anderes zu thun, als die zu
Wohnungen iiöthige Anzahl unter den längs des Fluß-
ufers stehenden Bäume ganz einfach auszuhöhlen und
wohnlich einzurichten. Wir wählten demnach zehn der
schönsten und größten zu so viel Haushaltungen, die wir
bilden, aus, und da ein solcher Baum beiläufig 18 bis

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