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Fliegende Blätter — 6.1847 (Nr. 121-144)

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148

Der Freischütz.

]

Sie uns doch recht bald wieder." Damit folgte er, den jungen
Leuten erst noch freundlich die Hände drückend, den Voraus-
gegangenen.

OSfeld und Wehrig wollten sich jetzt ebenfalls entfernen,
alS ihnen der noch bis zuletzt gebliebene „Jntriguant" ent-
^ gegenlrat.

„Komischer Mann, daS" — sagte er, dabei mit dem Finger
hinter dem Direktor d'rein deutend — „lamentirt in einem
fort, und ist eigentlich selber Schuld daran."

„Aber wie so?" frug Osfeld — „er thut doch wohl Alles,
waS in seinen Kräften steht?"

„Zugegeben," lächelte Jener, indem er dabei ein Töpfchen
Schminke, ein wenig Baumwolle, ein „Endchen" Talglicht
und einen am untern Ende schwarz gebrannten Korkstöpsel
zusammen in ein Papier wickelte, und dies in die Hintere Rock-
tasche schob — „zugegeben, daß er wirklich Alles thut, waS
in seinen Kräften steht — das ist aber nicht genug — er
muß mehr chun, er muß speculiren. Sehen Sie, zum Beispiel
mit der Garderobe —"

„Die borgen Sie für jeden Abend, nicht wahr?"

„Ganz recht — theilweise wenigstens, denn ein paar Schwer-
ter und andere Geschichten haben wir schon — aber was kostet
das? Dafür bekommt der Jude die Woche zwei harte Tha-
ler — ich habe meinen Aerger schon genug darüber gehabt.
Wenn man einmal Abends in Gedanken bei feuchtem Wetter
mit den hirschledernen Stieseln zu Hause geht, oder sich aus
Versehen mit so einem erbärmlichen sammtmanschesternen Wamms
zu Bett gelegt hat, daß vielleicht Morgens noch ein paar
Federn d'ran hängen, dann ist immer gleich der Teufel los —

I wozu das? warum schaffen wir uns nicht Garderobe an?
warum kaufen wir uns keine?"

uns einmal vier Wochen hintereinander Conversalionsstücke
geben — und" da kommen immer nur erst vier auf jedes
WirthshauS — dann haben wir acht harte Thaler gespart,
und damit kauf ich dem Teufel seine Garderobe ab."

„Mit acht Thalern?" rief OSfeld erstaunt aus.

„Mil acht Thalern," betheuerte der Jntriguant, während
er sich den Hut in die Stirn drückte, und ein kleines Bündel,
daS er in der Hand trug, und was einem reinen, wahrschein-
lich noch zu schonenden Hemd sehr ähnlich sah — fester zu-
sammenrollte und unter den linken Arm schob — „mit acht
Thalern kaufe ich den ganzen Bettel — doch es wird spät,
der Wirkh will zuschließen — also — 'pfehle mich ergebenst,
meine Herrn! — und damit, weil er wahrscheinlich glaubte,
die Laien tief genug in vie Geheimnisse seiner Berechnungen
eingeweiht zu haben, stieg er die steile Treppe hinab. Der
Wirth aber, der schon einige Minuten, mit einem dünnen
flackernden Talglicht in der Hand, das Fortgehen der so lange
Säumenden erwartet hatte, schloß dicht hinter ihnen die Thüre
zu, riß den Zettel ab, und überließ eS Jenen, ihren Weg ins
Freie zu finden, waS jedoch, mit Hülfe einer noch im Vorhaus
brennenden Laterne gelang, und bald standen fie wieder am
Ufer der Elbe, und der heilere, blauklare Nachthimmel lachte
hell und freundlich auf die stille Erde, auf Glückliche und
Unglückliche hernieder.

Getreue Abbildung der Thräuen, welche die
Oesterreicher dem unersetzlichen Metternich
nachgeweint haben.

>

„Kaufen?" entgegnet« ihm Wehrig — „wovon denn? der
Direktor klagt ja doch, daß er kein Geld habe; wovon soll
er also Garderobe kaufen? etwa auf Credit nehmen?"

„O ja — das wäre eine sehr gute Idee, der Credit," rief
der Schauspieler, indem er fich noch einmal im Zimmer umsah,
ob er Nichts vergessen habe, und dabei sämmtliche
Taschen befiihlte — „sehr gute Idee daS, aber —
es borgt uns Niemand — der Versuch ist schon
mehrere Male gemacht. Nein, Umsicht gehört dazu,
und mit Umficht wollte ich ihm in vier Wochen
Garderobe Herstellen."

„Doch aus welche Art?" frugen die jungen
Leute, jetzt selbst neugierig gemacht, zu gleicher Zeit, j

„Auf sehr einfache!" sagte der Jntriguant, und
fing an, seinen schon etwas mitgenommenen Rock
bis oben hinauf zuzuknöpfen. „Sehen Sie, bei j
Konversationsstücken, da muß fich Jeder seine eige- |
nen Lumpen halten, und da wir die Woche hindurch
immer nur ein Stück, wenn auch an fünf oder sechs
verschiedenen Orten geben, so sparen wir also in
jeder solchen Woche zwei Thaler. Nun lassen Sie i
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Getreue Abbildung der Thränen, welche dei Oesterreicher dem unersetzlichen Metternich nachgeweint haben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Waffe <Motiv>
Keule
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Metternich, Klemens Wenzel Nepomuk Lothar von
Österreich <Motiv>
Thema/Bildinhalt (normiert)
Johannisberger <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 139, S. 148
 
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