Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

Ei» Lebenslauf.

Donnerstags gingen die Kurse zurück.
Willst du schon scheiden, du launisches Glück?

Freitags hat es gewaltig gekracht.

Was um achtzig ich kaufte, das steht heut' ans acht.

Samstags verkauft man mir Wagen und Hans.
Run bin ich ein Bettler. Die Woche ist aus.

Frage und Antwort.

„Wie ruft man einen Mohre», der in's Wasser fiel?" —
„Schwarzer Rettich!" (rctf Dich!)

Der Spiegclbrunncn.

(Schluß.)

Sagte der Stauphofer: „Jetzt hat es ihm das Herz ab-
geschmettert, oder ihn ganz zerrissen, und ist nichts mehr zu
fürchten."

Rief der Bürgermeister: „Euere Gelahrtheit in Ehren,
aber Gewißheit ist das Beste. Her da etliche Soldknechtc und
spreizt die Spccrc. Aber ich mcrfc eine» Stein hinab. Sollte
der drunten ctwan doch noch leben und hcrauffahren, so durch-
bohrt ihn sonder Weil."

Der Spiegelbrunnen.

Da stand Alles in Erwartung und voll Freuden, daß
nichts heraufkam. Der Bürgermeister aber sagte: „Jetzt will
ich das Aeußerste wagen. Her da mit ei'm brennenden Span
und lang muß er sein, damit er weit hinabreiche. Sollte es
mein Tod sein, vcrgeßt nicht, was ich für Euch gethan —
und so Einer Wittwcr ist, überleg' er sich's, ob ihm mein
hinterlasscn Gemahl nicht anstehe — das ist die Perl' unter
allen Frauen!"

Rief die Bürgermeisterin vor Zorn ganz roth im Gesicht:
„Das bin ich auch, aber Ihr seid Meiner nicht Werth!"

Rief der Bürgermeister: „Jetzt gilt kein Streit — wo
ist der Span?" Und nahm den und leuchtete in den
Brunnen hinab und rief urplötzlich: „Victoria, da liegt er auf
dem Rücken — seinen Leib hat's zerrissen und das Gebein
! streckt er heraufzu gen Himmel!"

Da läßt sich wohl denken, welch Jubelgcschrci aufschlug,

! wie der Doctor Stauphofer und der Bürgermeister allcrwegs
vor Freuden umarmt wurde, von Mann und Weibsen und gar
hübschen Jungfrauen, und wie dem die Hand gedrückt ward,
also daß die Bürgermeisterin vor Zorn schier auseinander kam.

I Sie mußte ihn aber verbeißen und hielt es deßhnlb nimmer
aus, sondern machte, daß sie heim kam, damit sic sich aus-
tobcn könne.

In den Brunnen aber wurden Stricke mit Entcrhacken
hinabgelassen und der Andere drunten an's Tageslicht gezogen..
Der war furchtbar anzuschauen, und es ward Rath gepflogen, was
mit ihm anzufangen sei, und zuletzt beschlossen, daß er verbrannt
werde. Zuerst aber sollte ihn Meister Hans vom Fürbcrgraben noch
abconterfeien — und dann drunter die ganze Sache aufrcißcn,
als: den Brunnen, das Spicgelhaltc» von Rath und Bürger-
j meister, und der Doctor Stauphofer sollte auch hinauf zur ewigen
Gcdächtniß. Da war der Meister Hans bald. bei der Hand,
in wenigen Stunden mit dem Ungethüm fertig. Drauf ward
ein großes Feuer angcrichtet und der Basilisk so lange gebrannt,
bis er zu Staub und Asche ward. Die ward dann in einen
großen Bottich gethan, und meinten die vom Rathc: „Das Beste
sei, man schütte ihn ins Jsarwasscr aus."

Der Bürgermeister aber sagte: „(juock na»! so thun wir
nicht. Weiß der Himmel, was Gift da wieder an der anderen
Landschaft ansetzen könnte. Und ist mein Wille und Befehl,
daß man das dagcwescne Ungeheuer vergrabe und zwar Hinderst
anderswo, denn außerhalb der Stadt am Scndlingerthor. Frage
ich, warum? Sag' ich darum: Weil wir alldort die begraben,
so sich sclbstcn das Leben genommen Han, der Basiliska aber
auch nicht von unserer Hand ertödtet ward, sondern sich
durch seinen eigenen Blick ermördct hat. Also will und beseht'
ich: Tragt den Bottich mit dem Basiliskcnstaub hinaus und
grabt ein tiefes Loch und in das schüttet ihr all' Staub und
Asche. Alsdann schütte man Kalk darauf, daß der verzehre,
was ctwan noch gefährlich wür. Wann dann der Kalk droben
ist, lege man einen schweren Stein darauf, und wann der drauf
ist, kommt das Erdreich, auf daß dann das Gras drüber wachse!
Dieweil aber ich und der Stauphofer schier aneinander gekommen
scind, als daß er meiner Weisheit und ich seiner Gelahrtheit
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Lebenslauf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Bettler <Motiv>
Herr <Motiv>
Verlust
Verzweiflung <Motiv>
Änderung
Börsenspekulation <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1539, S. 18
 
Annotationen