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Noch eine Gesch

einen Hnpfer in die Höh' und — wer steht da, auf zwei
mageren Bocksfüßen? Niemand anderer, als der leibhaftige:

„Gott sei bei uns." „Alle guten Geister loben Gott," schreit
[ der Doetor, kreideweiß vor Schreck', zittert am ganzen Leib,
und schlügt einen Schirmstreich um den andern. Der Teufel
macht ein paar respektvolle Kratzfuß' und sagt: „Bitte, bitte,
j Herr Doetor, fürchten Sie sich doch nicht, es soll Ihnen kein
i Haar gekrümmt werden, darauf geb' ich Ihnen mein heiligstes
Ehrenwort. Sie haben mir einen großen Dienst erwiese», indem
Sie mich aus dem Löchel herausgelassen, in das mich so ein
vacirender Heiliger gebannt hatt', und ich bin Ihne» deßhalb
zu besonderem Danke verpflichtet, ja wirklich zu ganz besonderem
Danke, und es wird mir zu außerordentlichem Vergnügen gereichen.
Ihnen die eclatantesten Beweise meiner aufrichtigsten Erkennt-
lichkeit zu geben."

„Das war' einmal ganz was Neues," sagte der Doetor,

! „noch nicht dagewesen: ein dankbarer Teufel! das ist doch
wahrhaftig zum Lachen!"

„Da gibts gar nichts zum Lachen," erwidert der Teufel,
„das ist ganz natürlich und selbstverständlich und sehr einfach.
Sie sind ein Doctor und studiren und fmniren Jahr aus Jahr
ein, um allerlei geheime Naturkräfte zu ergrübeln, und bringen
doch nichts Gescheidtes heraus, mir aber sind diese Geschichten
alle bekannt und ich mache mir, wie gesagt, ein besonderes
Vergnüge» daraus, aus purer Erkenntlichkeit für den Dienst, den
Sie mir erwiesen, Ihnen allerhand anzuvertrauen, was Ihnen
bei Ihrer Krankenkurirerei von großem Nutzen sein dürfte."

„Ja, wie soll ich das verstehen? Sie sind ja der Teufel,
der Urheber aller Krankheit und allen Unglücks, — ist's nicht so?"

icht' vom Teufel.

„Doch nicht, wenigstens nicht ganz so. Sehen Sie: an
der Gesundheit und dem körperlichen Wohlbefinden der Menschen
ist mir sehr wenig gelegen, das ist mir eigentlich verflucht
gleichgültig. Das sind nur ganz dumme Leute, die mir solche
Dinge Nachreden, mich verlänmden, als sei ich es, der ihnen
die Krankheiten und all' sonstig' Unglück an den Hals werfe.
Da wäre ich wohl ein rechter Narr, wenn ieh das thüte; denn
wenn die Menschen so tief im Elend stecken, daß ihnen die Noth
zum Maul hinein lauft, da wenden sie sich an ihren Herrgott,
bekehren sich, Iverde» fromm und beten, daß ihnen das Maul
staubt. Das geht mir nun geradezu gegen die Haar, und ist
mir bis in den Tod zuwider. Zu einem recht lastervollen Leben
gehört vor Allem eine feste Gesundheit: ein kranker Mensch sündigt
nicht; nicht darum, weil er vielleieht nicht will, sondern einfach
deßwegeu, weil er nicht kann. Je gesünder aber ein schlechter
Kerl ist, desto länger lebt er, und wie länger er lebt, desto
mehr Bubenstreiche und Schandthaten begeht er. Ich kenne einen
schon ziemlich bejahrten Herrn in der Stadt München, der sagt:
„Alte Lumpen sind die besten, wen» sie gerathen," und so ist's
auch. Sie werden daher begreifen, mein verehrter Herr Doetor,
daß ich sogar großen Werth darauf legen muß, daß die Menschen
gesund sind, um lasterhaft sein zu können, damit meine Ge-
schäfte gut gehen, und mein Waizen blüht. Es verschlägt mir daher
gar nichts, wenn ich Ihnen meine Geheimmittel schockweise mit-
theile, im Gegentheil, Ihnen ist damit gedient, und mir selber."

„Hm, Hm!" erwidert der Doetor, „der Gedanke, de»
Sie da ausgesprochen, hat allerdings etwas für sich, aber die
Sache scheint mir doch einen Haken zu haben. Indessen käm's
auf eine Probe an; wollen Sie einmal anspacken mit Ihrer
Weisheit!" Da macht der Teufel ein verbindliches Compliment,

nimmt den Doetor unter'» Arm, spaziert mit ihm den Waldweg
auf und ab, und sagt ihm allerhand ganz leise in's Ohr, so
daß der Doetor manchmal ganz erstaunt und nachdenklich
steh'n bleibt, und gleich darauf wieder den Teufel ganz spöttisch
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Noch eine Geschicht' vom Teufel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spazierstock
Teufel <Motiv>
Erscheinung
Schrecken <Motiv>
Wissen <Motiv>
Neugier <Motiv>
Karikatur
Arzt <Motiv>
Handgeste
Dankbarkeit <Motiv>
Dreispitz
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1543, S. 50
 
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