62 Der Zauberdcgcn.
Der Lieutenant W. war auf deni Wege, einen seiner
Kameraden zn besuchen. Da er manchmal an Zerstreut-
heit litt, so wird man sich nicht wundern, daß er heute ohne
Degen die Straße betrat. Zu seinem Unglück führte ihn der
Weg an der Wohnung seines gestrengen Herrn Oberst vorbei
und als ob sich heute Alles gegen den Lieutenant verschworen
hätte, befand sich dieser auch gerade an seinem Fenster. Natür-
lich bemerkte er mit scharfem Soldatenblick sofort den groben
Verstoß gegen alle militärische Etiquette. Er klopft an das
Fenster, um den Lieutenant zu sich zn citiren und ihm ge-
hörig den Kopf zurecht zu setzen. Der Lieutenant hört das
Klopfen, sieht seinen Oberst am Fenster und stürzt die Treppe
hinauf, nicht ahnend das Gewitter, welches ihm droht. Da
— o welch' Entsetzen — bemerkt er, noch einmal vor dem
Eintritt in das Zimmer seinen Anzug musternd, die unbewaffnete
Seite. Was thun? — Ha, ein Gedanke! Da hängt ja der
Degen seines Oberst. Ergreifen, ihn einstecken war die That
eines Augenblicks, im nächsten stand er mit der größten
Geistesgegenwart vor seinem gestrengen Vorgesetzten. Mit zor-
„Komm' doch einmal her, sagt der Oberst, welcher wieder
am Fenster stand, „komm einmal her, Frauchen. Sichst Du
jenen Officier dort?" — „Ja wohl, mein Männchen, den
sehe ich." — „Hat der einen Degen?" — „Nein, der hat
keinen." — „Ja, das glaubst Du, das Hab' ich auch geglaubt,
— hat aber doch einen."
Collect an een eines jungen Klausners.
Resignation ist der Heroismus in Pantoffeln.
* * *
Einen Blasirten könnte man als einen Invaliden des
Müßiggangs bezeichnen.
* *
*
Leute von Distinction dürfen das Geld nicht lieben, sondern
nur die Ausgabe.
* *
*
Ein geistreicher Mann kann zuweilen langiveilcn, — ein
taktvoller niemals! Man kann eben viel Geist ohne Takt, und
großen Takt ohne Geist besitzen.
* *
*
Man spreche niemals im Allgemeinen schlecht über die
Frauen, denn sie werden sich Alle dagegen erheben, sondern
man mache nur Anwendungen auf Einzelne, dann aber werden
sie Alle applaudiren.
' * *
*
Nur oberflächlich sein, gegenstandslose Gespräche führen, ist
eine Hanptbedingung der Conversation.
Wer nur Fünfhundert-Thalerscheine bei sich führt, wird
Wenige finden, die ihm herausgcben können.
* *
*
nigem Blick erwartete ihn dieser und eben will er den Lieute-
i nant gebührend rectificircn, da erblickt er zu seinem nicht ge-
ringen Erstaunen an der Seite seines Opfers einen Degen.
Wie konnte er sich nur so täuschen! Welche Verlegenheit! —
Nach einigen herablassenden Erkundigungen nach den verehrten
Eltern des Lieutenants war dieser entlassen. Im Vor-
zimmer angekommen, hing er den Degen wieder an seinen Platz
und setzte vergnügt seinen Weg fort. Da, im selben Augen-
blick, trat in die Stube des Oberst seine Frau ein.
Der Lieutenant W. war auf deni Wege, einen seiner
Kameraden zn besuchen. Da er manchmal an Zerstreut-
heit litt, so wird man sich nicht wundern, daß er heute ohne
Degen die Straße betrat. Zu seinem Unglück führte ihn der
Weg an der Wohnung seines gestrengen Herrn Oberst vorbei
und als ob sich heute Alles gegen den Lieutenant verschworen
hätte, befand sich dieser auch gerade an seinem Fenster. Natür-
lich bemerkte er mit scharfem Soldatenblick sofort den groben
Verstoß gegen alle militärische Etiquette. Er klopft an das
Fenster, um den Lieutenant zu sich zn citiren und ihm ge-
hörig den Kopf zurecht zu setzen. Der Lieutenant hört das
Klopfen, sieht seinen Oberst am Fenster und stürzt die Treppe
hinauf, nicht ahnend das Gewitter, welches ihm droht. Da
— o welch' Entsetzen — bemerkt er, noch einmal vor dem
Eintritt in das Zimmer seinen Anzug musternd, die unbewaffnete
Seite. Was thun? — Ha, ein Gedanke! Da hängt ja der
Degen seines Oberst. Ergreifen, ihn einstecken war die That
eines Augenblicks, im nächsten stand er mit der größten
Geistesgegenwart vor seinem gestrengen Vorgesetzten. Mit zor-
„Komm' doch einmal her, sagt der Oberst, welcher wieder
am Fenster stand, „komm einmal her, Frauchen. Sichst Du
jenen Officier dort?" — „Ja wohl, mein Männchen, den
sehe ich." — „Hat der einen Degen?" — „Nein, der hat
keinen." — „Ja, das glaubst Du, das Hab' ich auch geglaubt,
— hat aber doch einen."
Collect an een eines jungen Klausners.
Resignation ist der Heroismus in Pantoffeln.
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Einen Blasirten könnte man als einen Invaliden des
Müßiggangs bezeichnen.
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Leute von Distinction dürfen das Geld nicht lieben, sondern
nur die Ausgabe.
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Ein geistreicher Mann kann zuweilen langiveilcn, — ein
taktvoller niemals! Man kann eben viel Geist ohne Takt, und
großen Takt ohne Geist besitzen.
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Man spreche niemals im Allgemeinen schlecht über die
Frauen, denn sie werden sich Alle dagegen erheben, sondern
man mache nur Anwendungen auf Einzelne, dann aber werden
sie Alle applaudiren.
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Nur oberflächlich sein, gegenstandslose Gespräche führen, ist
eine Hanptbedingung der Conversation.
Wer nur Fünfhundert-Thalerscheine bei sich führt, wird
Wenige finden, die ihm herausgcben können.
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nigem Blick erwartete ihn dieser und eben will er den Lieute-
i nant gebührend rectificircn, da erblickt er zu seinem nicht ge-
ringen Erstaunen an der Seite seines Opfers einen Degen.
Wie konnte er sich nur so täuschen! Welche Verlegenheit! —
Nach einigen herablassenden Erkundigungen nach den verehrten
Eltern des Lieutenants war dieser entlassen. Im Vor-
zimmer angekommen, hing er den Degen wieder an seinen Platz
und setzte vergnügt seinen Weg fort. Da, im selben Augen-
blick, trat in die Stube des Oberst seine Frau ein.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Zauberdegen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)