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66

Der Lanks.

Ich' hat der Hirgscht 'n Moaster g'macht
Und überall, in Holz und Feldern
Hat's rumgrebellt vo' lauter Jagd.

Dees Ding is 'ganga a' paar Monat,

So is dem Herrn gar seltsam 'worn
Und hat 'n 'beutlt wier a' Fieber
Und hat 'n ganz verteufit g'frorn;

Und wier er zittert so und datiert,

So kimmt daher an' alter Mo',

Der hat a' dicki Wildschur a'g'habt
Und brummt '» wier an' Eisbär o'r
„Was soll dees Jagn und Rebelln,

A' Rua muaß sei', so is mei' Will»,

D'rum mach', daß d' weiter kimmst, i' sag' dir's,
Snnst sollst 'n Handel bald verspiel»."

Und wier er's sagt, so hat er d' Wildschur
Ganz zorni g'schütt'lt und der Schreck!

A' ganzer Sturm vo' Schnee is g'flogn
Gar graust' vo' den' Mantl weg.

Da hat der Hirgscht aa' roasn müßn.

Ich' hat st' broat der Winter g'macht
Und All's in Eis und Schnee vergrab»

Und Alles zu'» d'erstarrn 'bracht.

Da is's so todt 'worn und so tranri',

Es hat st' nix mehr rühr'n mög'n,

Koa' Gras mehr 'grünt, koa' Quell mehr g'sprudlt.
Es is an' Elend g'west zu'n segn.

Dem Winter aber hat's so g'falln
Und hat an gar koa' Furtgeh' 'denkt,

Und d' Erdn waar' a' Schneeballn wor'n,

Hätt's nit der Zuafall anders g'lenkt.

Schau! selm is just in' Himmi d'robn
A' großi Ueberraschung g'west,

Der liebi Gott hat halt» wolln
Zu'n crstnmal a' Bloamafest,

Damit er sicht, was schö' is g'rathn
Und ebber aa', was nit viel taugt,

Und ob an' jder vo' die Engl
Aa' flcißi' auf sein' Gart» schaugt.

Und jetz' koa' Bloama und koa' Bliemi!

Denn wier aa' d' Gartnengl 'klagt.

Der Winter is nit weiter 'ganga,

Er schlaft so guat da, hat er g'sagt.

Ich' aber sollt' an' Ernst g'macht wcr'n.

Und hat der Lanks gar viel sinnirt,

Wie zu'n vertreib» der z'widri Winter,

Und cndli' hat er's ausstudirt.

Er ruaft ihm z'amma sein! Vögerlu,

Die Lerchei'n, Finken, Nachtigall
Und All's was singt, und cuma'dirt na':

„Ich' trillcrts über Berg und Thal,

Und siugts und jodlts, daß der Bär da
Gar nimmermehr zu'n Schlafa kimmt,

Na' mag er wohl nit länger bleibn

Und zwing' mar'n, daß er Abschied nimmt."

Und so is's g'schegn, und wier er furtg'west,

San üb'rall Bloamen fürataucht
Und Hamm die Engl g'habt in Freud'»,

Was s' zu dem Fest in' Himmi 'braucht.

Und wie's selm g'west, is's hcuntigs Tags no'

Und wer dra' denkt, der sicht aa' wohl,

Gel', daß ma' drum die kloan' Vögerln
Halt recht in Ehrn halt» soll.

Die höchst merkwürdige Geschichte von der
Prinzessin Ludmilla.

Von Ludwig Kiilisch.

(Fortsetzung.)

Tlialia.

Die Baronin von Greifentatz.

Die Baronin von Greifentatz trug bereits den dritten
Namen. Eine geborene Höllenstein, hatte sie vor siebzehn Jahren
an einem schönen Maimorgen dem Freiherrn von Grausenburg
die Hand am Altäre gereicht. Kaum aber war der nächste
November zu Ende, als der Freiherr seine Gattin zur Wittwe
machte. Er starb an einem sicbcnmonatlichen hartnäckigen Ehe-
leiden. Sie betrauerte ihren Heimgegangenen Gatten ein züchtig
Jahr, legte dann die schwarzen Kleider ab und reichte ihre Hand
dem Baron von Greifentatz, der bereits zioeimal Wittwcr ge-
wesen. Der Baron hoffte zum drittenmale sich der Honigmonde
zu erfreuen, fand jedoch schon nach der ersten Woche des dritten
Ehestandes den Honig sehr rar; gegen Ende der zweite» war
die Süßigkeit des Honigs gänzlich verschwunden und die Bitter-
keiten nahmen mit jedem Tage zn. Schon der sechste Ehemonat
bestand aus lauter Galle.

Ich weiß nicht, ob der Baron van Greifentatz den heim-
lichen Wunsch hegte, zum drittenmale in den Wittweustand zu
treten. Ich weiß nur, daß er während der fünfzehnmonatlicheil
dritten Ehe unzählige Seufzer ausstieß und gegen Ende des
fünfzehnten Monats den letzten von sich gab.

Seine Gattin suchte die ersten abgelegte» Wittwcnkleider,
die sic sorgfältig anfbewahrt hatte, wieder hervor und strengte
ihre Thränendrüsen sehr an, so oft sic sich unter vier oder
mehreren Augen befand; sobald sie aber mit sich allein war,
fragte sie den Spiegel, wie ihr der Schmerz zu Gesichte stehe.
Sie warf bald ihre Netze mit vieler Geschicklichkeit nach alle»
Richtungen aus; es wollte aber Niemand in's Netz gehen. So
vergingen dritthalb Jahre, bis sie als Gesellschaftsdanie der
Prinzessin Ludmilla iu's Haus des Fürsten kam. Der Fürst
schien an dem Wesen der Baronin Gefallen zu finden, was
diese veranlaßte, eine Reihe der prachtvollsten Luftschlösser aus-
zubauen.

Indessen gingen die Jahre dahin und ließen auf dem Antlitz
der Baronin tiefe Spuren zurück. Die Kunst der Toilette mußte
nun die Schäden der Natur ausbessern und verhüllen. Wie eine
dorische Säule verjüngte sich die Baronin nach oben. Sie
brachte die Morgenstunden damit zu, durch allerlei plastische
Mittel den Zauber der Verjüngung zu vollziehen, die natürlich
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