Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
115

Er bringt

er nur auf ein paar Tage allein in's Schlößchen zurückgekehrt
sei, um das Nöthige zum Empfange der jungen Frau vorzu-
bereiten.

Der Schulmeister stand nun durch drei Tage dem Major
bei diesem Geschäfte zur Seite.

Als Alles in Ordnung war — dahin gehörte auch die
Beschwichtigung der Wirthschaftcrin, der es gar nicht gefallen zu
wollen schien, eine Herrin zu erhalten — erklärte der Major,
daß er am nächsten Morgen abreise, um seine Frau zu holen.

„Und Sie, Herr Schullehrer," sagte er zu diesem, „begleiten
mich, denn ich muß Jemanden bei mir haben, dem ich manch'
kleines Geschäft übertragen kann."

Wenn wir nun bedenken, daß der Schullehrer seit dreißig
Jahren Grüneck nicht verlassen hatte, daß es seit Jahren und
Jahren sein Lieblingstraum war, die Hauptstadt mit allen
interessanten Dingen der Neuzeit zu sehen, so kann man sich
vielleicht entfernt eine Idee davon machen, wie seine Seele
aufjubelte, als ihm der Major jenen Antrag machte!

Wie ein Verrückter stürzte er, nachdem er den Major
beim Scheiden leidenschaftlich umarmt hatte, in seine Wohnung
und machte sich sogleich daran, sich zur bevorstehenden Reise
einzurichten.

Nachdem seine Frau verblüfft eine Weile zugeschen hatte,
wie ihr Mann, der sonst nichts that, ohne sic vorher zu unter-
richten, seine Fciertagskleider, zwei Hemden, einige Halskrägcn
und nebenbei einige Gegenstände, die eigentlich unbrauchbar
waren, mit zitternden Händen, und fieberhaft aufgeregt, wie
Kraut und Rüben in einen alten, schadhaften Mantelsack stopfte,
fuhr es der armen Frau endlich heraus:

„Ja, was soll denn der Unsinn bedeuten?! . . ."

Der Schullehrer aber, der trotz seiner freudigen Erregung
überlegt hatte, daß cs Praktischer sei, statt seine Frau auf seine
unerwartete Abreise vorzubereitcn, sie mit dem fait accompli
außer Fassung und so um jeden Widerspruch zu bringen, schloß
seinen Mantelsack, indem er auf den mächtig angcschwollenen
mit dem Knie drückte, und sagte dabei ganz kurz:

„Ich reise morgen mit dem Herrn Major auf seine Kosten
für ein, zwei Tage nach der Haupt- und Residenzstadt."

Sprachlos vernahm die Frau diese Kunde, die ihr so
fremdartig klang, als hätte ihr Jemand gesagt, sie sei gar nicht
die Frau Schullehrerin, sondern die Frau des Kaisers von
China. Es brauchte lange, bis sic sich zurecht bringen konnte.
Endlich', nachdem sie sich mehrere Male mit den Händen, wie
um sich zu ermuntern, über die Schläfe gewischt, brachte sie
fast tonlos heraus:

„Nach der Haupt- und Residenzstadt? Du? Mit dem
Major? ... Ja, wozu mußt denn Du mit? . . ."

„Ich muß ihm bei Allerlei an die Hand gehen, und ich
bin ganz närrisch vor Freude, daß ich auf diese Art nach der
> Stadt komme."

„Aber der Major war ja erst dort! . . . Was thut
I er denn schon wieder da? . . ."

„Er bringt seine Frau!" lautete kurz und bündig
bic Antwort.

seine Frau.

Lange .saß die Schullehrerin da, und ihre sonst so beweg-
liche Zunge war wie gelähmt. Jndeß hatte sich der Schul-
lehrer bald darauf zu Bette begeben, und als die Gattin sich
von der Nachricht, die ihr so orakelhaft zugekommen, erholt
hatte, lag er schon im tiefen Schlafe. So viel Ueber-
windung es sie kostete, um den Gatten nicht zu wecken,
damit sie nachträglich das Nähere über die Sache erfahre, so !
unterließ sic es seufzend dennoch, da sie aus Erfahrung wußte,
der Schullehrer, wenn er einmal vom Schlafe umfangen sei,
würde nicht einmal durch eine Schlacht vor seinem Bette aus
seiner Abspannung zu stören sein. Seufzend beschloß sie daher,
den Morgen abzuwarten, um das Verhör vorzunehmen. Aber i
als sie erwachte, und das war weit früher als gewöhnlich, stand
ihr Mann schon fix nnd fertig, den Mantelsack unterm Arm,
vor ihr. (Schluß folgt.)

Auch Tonkünstler.

Die beiden Freunde, Schindel nnd Spindel, sind so mager,
daß wenn man das Glück hat, bei einem heftigen Sturm hinter
ihnen zu gehen, man immer glaubt, eine Aeolsharfe zu hören.

15*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auch Tonkünstler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Harfe
Herr <Motiv>
Sturm <Motiv>
Schlankheit
Geräusch
Spott
Rückenfigur
Karikatur
Gang <Architektur>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 62.1875, Nr. 1551, S. 115
 
Annotationen