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Populär-wissenschaftlicher Wander-Vortrag des vr. Sulphurius über Physik.

Gedichten, welche, in's Wasser versenkt, kein Wasser in sich auf-
nimmt, weil die den Raum der Glocke füllende Luft ihren Platz
behauptet. Aus diesem Grunde kann auch unter dem Wasser
der Taucher, ohne naß zu werden, nicht mehr in die Glocke
hinein, wenn er nicht so schon drinnen ist. Nicht alle Körper
sind gleich undurchdringlich, vielmehr leistet ein Festungswall,
ein Bauernkopf und eine Rhinozeroshaut mehr Widerstand, als
Seidenpapier und manche Volksvertreter, und unterscheidet man
dcßhalb feste, flüssige und luftförmige Körper.

Eine sehr verbreitete Eigenschaft der Körper ist die Träg-
heit. Diese Eigenschaft tritt am deutlichsten hervor bei der
Schildkröte, dem Studenten überhaupt und dem Primaner ins-
besondere, dann beim
städtisch bezahlten Tag-
löhner und verschiedenen
Bureaumenschen. Ver-
möge dieses Beharrungs-
vermögens rührt sich
die Schildkröte gar nicht,
der städtische Arbeiter
sehr wenig, bleibt der
Student bis Mittags im
Bette liegen und schlafen
Primaner und Bureau-
mensch, ersterer in der

Klasse, letzterer in der Sitzung.

Eine sehr angenehme Eigenschaft ist die Theilbarkeit,
welche bei Erbschaften, Brüchen und andern festlichen Gelegen-
heiten vorkommt. Die Theilung durch Werkzeuge nennt man
die mechanische, die durch Naturkraft die physikalische, die, von
welcher leider Viele träumen, die sociale.

Wie weit die Thcil-

barkcit gehen kann, be-
weisen die Brodwecken
und Fleischportionen der
Gastwirthc und Restau-
rateure.

Das, wodurch wir
schwitzen, nennen wir
Poren; deßhalb nennt man alle Körper, welche schwitzen, porös
und spricht von der Porosität der Körper. Diese Eigenschaft
haben besonders stark der Schwamm, das Holz, der Käs und
der Mensch im Exaincn oder im Theater. Selbst Gold und
Eisen sind porös, nur das Glas macht hievon eine rühmliche
Ausnahme, da es weder Luft noch Flüssigkeit durchläßt, weßhalb
es sich zu Conscrvcn und eingemachten Früchten besonders eignet.
Je mehr Zwischenräume in einem Körper sind, desto größer ist
seine Zusammendrückbarkeit. Es gibt keinen Körper, der nicht
durch Druck verkleinert werden könnte, sogar
ganze Völker sind in der Weltgeschichte durch
Druck redncirt worden. An der Spitze der
zusammendrückbaren Körper steht der Cylin-
der, bei welchem ein Faustschlag genügt, um
ihn anzntreibcn. Dann kommt die Luft,

während das Wasser in dieser Richtung wenig Spaß versteht.
Auch das Glas, obwohl nicht porös, läßt sich zusammendrücken,
geht dabei aber gewöhnlich in Scherben. Geht der Körper nach
überstandenem Druck wieder in seine alte Lage zurück, so nennt
man ihn „elastisch." Die Eigenschaft der Elasticität ist bei
den Körpern sehr verschieden. Die Luft ist vollkommen elastisch;
darum sind aus der Luft gegriffene Behauptungen ohne Be-
deutung. Aus der Elasticität beruht die Federkraft, welche in
gepolsterten Möbeln, beim Taschenmesser und in der Tagespresse
sehr häufig vorkömmt.

Wenn eine Zeitung etwas Neues zusammenlügt und es dann
am nächsten Tage, oder etwas später widerruft, so nennt man
dieses die Elasticität der Presse. Die meisten Blätter sind
deshalb so elastisch, weil sie ihre Nachrichten sehr oft aus der
Luft greifen.

Die letzte allgemeine Eigenschaft der Körper endlich ist
die Dehnbarkeit, welche meistens durch Wärme hervorgerufen
wird, weßhalb Kammerreden und Theaterstücke um so länger
zu dauern scheinen, je wärmer es in der Kammer oder im
Theater ist. Die größte Dehnbarkeit bilden außer allen philo-
sophischen Begriffen, die Gesetzcs-Paragraphen. Hier tritt oft
das geflügelte Wort in seiner Wahrheit zu Tage: „Wenn es
auch nicht im Gesetze steht, so kann es doch hineingelesen werden."

Alle physikalischen Erscheinungen lassen sich, da alle guten
Dinge drei sind, in drei Gruppen ordnen. Die erste Gruppe
ist die der Anziehung, die zweite, die der Schwingung und
die dritte, die der Strömung.

Zn den Erscheinungen der Anziehung, nicht zu ver-
wechseln mit den anziehenden Erscheinungen, welche in der Regel
schon ungezogen sind, gehört der Zusammenhang, die Schwere,
die Bewegung und das Gleichgewicht. Zur zweiten Gruppe
rechnen wir Schall, Wärme und Licht, die Gruppe der
Strömung endlich umfaßt Elektricität und Magnetismus.

Wir sprechen zunächst vom Zusammenhang. Die Kraft,
tvelchc die einzelnen Atome eines Stoffes, die unmittelbar neben-
einander liegen, znsammenhält, nennen wir Cohäsion. Ihre
Wirkung ist nicht weit her. Man schlage z. B. einen Spiegel
zusammen, ein Experiment, das man ja auch durch seine
Kinder oder Dienstboten besorgen lassen kann, sie thun cs gerne
— so geht er in Stücke auseinander, welche getrennt bleiben,
wenn man sic noch so nahe ancinandcrlegt. Wie anders, wenn
man mit einem Stock in einen Wasserspiegel schlägt. — Wegen
des engen Zusammenhanges der einzelnen Theile sind z. B.
die Nihilisten so gefährlich. Körper, die gar keinen inneren
Zusammenhang haben, wie z. B. viele moderne Zugstücke,
nennt man Gase. Neben der Kraft der Anziehung haben
die einzelnen Thcilchcn eines Körpers auch die Neigung, sich
in gewisser Ordnung aneinander zu reihen, was besonders bei
der Crystallisation sehr nett hervortritt, wie uns dieses schon in
frühester Jugend der so sehr beliebte Kandiszucker zeigt.

Wenn sich zwei Körper, was zuweilen vorkommt, berühren,
so entsteht die Adhäsion, die auch im Civilprocesse als Rechts-
mittel bekannt ist.

Das Anhängen der flüssigen Körper an feste heißt Be-
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"Populär-wissenschaftlicher Wander-Vortrag des Dr. Sulphurius über Physik"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 71.1879, Nr. 1784, S. 106

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